Schubladen

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Veröffentlicht am 18 Juli 2014 - Tags: Schreiben Marketing Self-Publishing

Alles soll einfach einzuordnen sein

Alles soll einfach einzuordnen sein
Foto: Gabi Schoenemann / pixelio.de


Die Menschen mögen es gerne einfach. Alles soll problemlos einzuordnen sein und sich Spreu von Weizen schnell trennen lassen. Die Werbung hat dies natürlich längst erkannt. Möglichst simpel muss ein Werbespruch sein und je ursprünglicher die Emotion ist, die er anspricht, um so besser. Selbst die Politik versucht dies mehr und mehr. „Wir erreichen die Bürger sonst nicht“, heißt es dann. Aber dummerweise ist das Leben höchst vielfältig und kaum mit ein paar Schubladen zu bewerten. Dennoch scheint der Trend zu immer simpleren Botschaften kaum zu stoppen.

Nun ist dies kein politischer Blog und deshalb möchte ich nicht so sehr die politische Dimension dieses Trends bewerten, auch wenn ich schon sagen muss, dass ich die Entwicklung sehr beängstigend finde. Mich beschäftigt viel mehr, wie ich selbst Opfer dieser Tendenz werde. Denn ich passe kaum in Schubladen. Und auch meine Bücher passen nicht so recht in gängige Einordnungen. Als ich am Montag zur Lesung nach Gladbeck kam, empfing mich ein Zuschauer mit den Worten „Normalerweise lese ich keine Romantic-Fantasy.“ „Ok“, dachte ich bei mir, „ist das mein Genre?“ Unter Romantic-Fantasy habe ich mir bisher eher vorgestellt, dass es von Vampiren handelt, die zwar blass aber dennoch sexy aussehen und sich in eine menschliche Frau verlieben. Frustrierte Schicksalsboten, die mit einem Traktor durch die Gegend fahren und Menschlein in die Weichteile treten, kamen mir weniger in den Sinn.

Problem: Einordnung in Genre

In allen Autorenratgebern liest man gleich zu Beginn, dass man sich vorher genau überlegen solle, in welchem Genre man schreiben möchte. Danach sollte sich dann auch der Aufbau der Geschichte richten. Das habe ich nicht getan. Ich habe einfach das geschrieben, was mir Spaß macht. Nie hätte ich daran gezweifelt, dass Leser sich von Büchern auch gerne in neue Welten führen lassen. Tun sie sicher auch. Meine bisherigen Leser definitiv. Aber die Masse kommt nicht soweit, denn sie versucht es gar nicht erst. Bei uns gibt es den schönen Spruch „Wat dr Buer net kennt, dat fritt'r net.“ (Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht) Das ist die Hürde, die ich nehmen muss und an der ich bisher so oft scheitere. Dabei gibt es ein passendes Genre.

Mein Genre ist Humor

Wenn ich meine Bücher einordnen wollte, dann würde ich sie ins Regal neben David Safier und auch, mit Abstrichen, Tommy Jaud stellen. Gerade David Safier passt sehr gut, ob nun eine Frau im Körper von Shakespeare erwacht oder als Ameise wiedergeboren wird, die Geschichten sind sicherlich mit den Irrungen und Wendungen vergleichbar, denen meine Protagonisten durch die Schicksalsboten ausgesetzt werden. Bei David Safier hat mich zumeist der Schluss der Geschichte enttäuscht. Ist sehr vorhersehbar, finde ich. Das dürfte bei meinen Büchern definitiv nicht der Fall sein. (Ich freue mich auf eure Sicht dazu.) Mir gelingt es anscheinend noch nicht, meine Bücher so zu präsentieren, dass auch der interessierte Leser meine Bücher gleich in die Schublade Humor packt. Und einen zweiten Blick gibt es eher selten.

Nachteil im Self-Publishing

Machen wir uns nichts vor, das Problem der einfachen Einordnung ist sicherlich im Self-Publishing besonders wichtig. Denn als Self-Publisherin verfüge ich nicht über Marketingbudgets, die es mir ermöglichen, einen neuen Trend zu schaffen. Und ich habe auch keine Kontakte zu den Medien, damit mein Buch in die Kameras dieser Welt gehalten wird. Deshalb funktionieren die einfachen Geschichten, die ebenso einfach in eine gängige Schublade passen, im Self-Publishing am besten. Natürlich gibt es auch die Nischenthemen, aber die bleiben es dann auch. Diese Tatsache wird von vielen der amerikanischen Erfolgsautoren gnadenlos ausgenutzt. Sie schreiben Massenware in einem klaren Genre und werden reich damit.

Leser, traut euch!

Dabei entgehen den Lesern sicher eine ganze Menge Perlen, nur weil sie nicht gleich ins erwartete Schema passen. Zugegeben, es gibt auch viel Mist da draußen. Aber ist es nicht so, dass sich gerade unter den ach so klar ins Muster fallenden Büchern ebenso häufig weniger erquickliche Werke finden? Werke, die nur aus dem einen Grund geschrieben wurden, gekauft zu werden und denen man dies auch anmerkt? Das Leben ist nun mal komplizierter, als wir es gerne hätten. Und wenn man immer nur in seinen angestammten Pfaden bleibt, entgeht einem wahrscheinlich das wirklich Gute. Noch schlimmer, wenn ich nicht selbst ab und zu meine eingetretenen Wege verlasse und mich Neuem zubewege, dann greift irgendwann das Schicksal ein und zwingt mich dazu. Womit wir wieder bei meinen Schicksalsboten und meinen Geschichten wären. Also, ruhig einmal ein paar unbekannte Schubladen öffnen oder gleich neben den Schrank schauen. Ansonsten gebe ich meinen beiden einen Wink.
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