Schritt 29 – Genieße das Alleinsein!

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Schritt 29 – Genieße das Alleinsein!

Ein Baum im Wald unter anderen Bäumen hat nur eine Möglichkeit zu wachsen: in die Höhe. Er muss immer höher hinaus, um das Licht zu erreichen, immer höher hinaus, um anders zu sein als die anderen. Und er muss sich anstrengen, um zu überleben, um nicht durch den Schatten der anderen Bäume vom Licht abgeschnitten zu werden. Dieser Baum hat nur die Chance, größer zu werden, immer weiter hinauf zu steigen, und sich über die anderen zu erheben. Doch der Gewinn, den er daraus zieht, ist minimal, denn auch die anderen strengen sich an, immer höher zu wachsen, weil sie auch Angst davor haben, unterzugehen.

Ich spazierte einmal durch einen Wald, in dem der größte Baum Deutschlands steht. Wenn kein Schild angebracht gewesen wäre, hätte ich ihn nicht erkannt, weil er inmitten vieler ähnlicher Bäume stand, die fast genauso hoch waren wie er, genauso mächtige, ja teilweise sogar noch umfangreichere Stämme hatten. Ich hätte ihn bestimmt übersehen. Er war unscheinbar. So, wie die Bäume im Wald meist unscheinbar sind, weil sie keine individuelle Form haben, weil einer wie der andere aussieht, weil man vor lauter Wald die Bäume nicht sieht!

Wie anders hingegen kann sich ein Baum entfalten, der in der freien Landschaft steht, der alle Himmelsrichtungen zu seiner Entfaltung zur Verfügung hat. Er bekommt einen mächtigen Stamm, eine majestätische Krone, die Wurzeln brauchen sich nicht mit vielen anderen um die Nahrung zu streiten und zu wetteifern. Er kann alles für sich herausziehen, was die Erde ihm bietet. Und er kann so sein, wie er will. Er kann wachsen, wie er will. In welche Richtung es ihm gefällt. Und so wird er zu einem prächtigen Baum, den wir bewundern, dessen Schönheit wir erkennen können und der uns gefällt.

Und noch etwas kommt hinzu: Im Wald, wo die konkurrierenden Bäume nur wenig Sonnenlicht durch ihre Kronen lassen, gedeihen am Boden nur wenige Pflanzen. Der einzeln stehende Baum lässt aber auch andere Pflanzen leben!

Eiche - Foto: Jürgen Tesch - leben-lernen-lieben.de - Standort: Taubergießen - Juli 2014

Allein leben

Fühlst Du Dich manchmal einsam und wünschst Dir jemanden, der freundlich, aufmerksam und liebevoll ist? Der Dich mit Respekt behandelt, Dich bedingungslos akzeptiert und offen für Deine Wünsche, Ziele und Träume ist? Jemanden, der Dir das Gefühl gibt, etwas ganz Besonderes und Wertvolles zu sein; der sich mit Dir über Deine Erfolge freut; jemanden, mit dem Du offen und ehrlich umgehen kannst und dem Du Dich mit Herz, Geist, Körper und Seele vollkommen verbunden fühlst?

Auf Deinem Weg zu einem gesunden Selbstwertgefühl hast Du bereits gelernt, wie Du selbst für Dich dieser „Jemand“ sein kannst. Und das ist auch wichtig, denn die Beziehung zu Dir selbst dient als Muster für alle anderen Beziehungen, die Du in Deinem Leben eingehst. Um Dir selbst Dein bester Freund zu sein, ist es erforderlich, dass Du gut mit Dir allein zurechtkommst. Denn erst wenn Du allein bist und Dich dabei auch wohlfühlst, hast Du die Möglichkeit, einen wunderbaren Menschen kennenzulernen – Dich selbst!

Ich denke, dabei ist es entscheidend, die beiden Begriffe „Alleinsein“ und „Einsamkeit“ auseinanderzuhalten. Einsamkeit ist etwas ganz anderes als das, wovon hier die Rede sein soll. Und Du kennst diesen Unterschied genau. Ich persönlich bin jedenfalls nie weniger einsam, als wenn ich allein bin.

Weil ich schon immer der Meinung war, dass das gelungene Alleinleben eine Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Zusammenleben mit einem anderen Menschen ist, habe ich sehr lange freiwillig allein gelebt. Ich erinnere mich an viele glückliche Momente, in denen ich allein war, und auch heute bin ich noch gerne mit mir allein und genieße es, mir selbst Gesellschaft zu leisten, die Welt um mich herum achtsam wahrzunehmen und meine Gedanken wandern zu lassen.

Heute früh zum Beispiel trat ich auf unseren Balkon hinaus und schaute mich in der Nachbarschaft um. Ich stand nur ein paar Minuten da, und doch war es ein köstlicher Moment, in dem ich mit erwachenden Sinnen einem neuen Tag entgegenblickte. Ich sah den schön geformten Wolken nach, die sich im Morgenlicht leicht rosa färbten. Und ich hörte ganz bewusst die ersten Geräusche des Tages. Meine Seele weitete sich und ich fühlte mich für einen Augenblick reich und gesegnet.

Ich brauche hin und wieder diese Momente des Alleinseins und Nachdenkens, um mein inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen oder zu bewahren, um Erinnerungen und Erlebtes zu verarbeiten und um wichtige Entscheidungen zu treffen. Deshalb verabrede ich mich regelmäßig mit mir selbst, um mich neu zu orientieren, meine Batterien wieder aufzuladen, mir selbst nahe zu sein, mir meiner Talente und Stärken wieder bewusst zu werden, auf meine Gefühle zu achten und jener sanften, leisen Stimme zu lauschen, die mir meinen Weg weisen möchte. Ich entdecke in diesen Augenblicken, wo meine eigenen Bedürfnisse und Erwartungen liegen und was ich an anderen Menschen besonders schätze.

In den verschiedenen Weltreligionen wird das Alleinsein als wesentliche Voraussetzung für spirituelles Wachstum angesehen. Und tatsächlich sind es gerade diese Augenblicke und Stunden des Alleinseins mit mir selbst, in denen ich mehr über mich erfahre, in denen ich meinen inneren Reichtum wahrnehme, in denen die für mich wichtigsten Veränderungen stattfinden und in denen ich meine Persönlichkeit voll entfalten kann. Ich brauche diese Zeiten des Alleinseins, um immer wieder zu der inneren Klarheit zu finden, die mich den für mich besten Schritt in meiner Entwicklung tun lässt.

Die größten Geschenke des Alleinseins liegen darin, dass es mir genügend Raum und Gelegenheit gibt, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und mich schöpferisch auszudrücken. Ein Musiker, der komponiert, ein Bildhauer oder Maler, der innere Bilder Gestalt werden lässt, und ein Schriftsteller, der seine Gedanken in Worte fasst – sie alle wissen, dass sie dazu allein sein müssen. Selbst von Natur aus sehr gesellige Menschen ziehen sich zu schöpferischer Arbeit zurück. Picasso, der gerne und häufig Freunde besuchte, benötigte zum Malen absolute Ruhe.

Ich gehe regelmäßig allein spazieren und genieße die Augenblicke der Stille. Allein kann ich mich einfach besser konzentrieren und auf die Stimme meiner Seele hören. Auch meine Morgengymnastik und andere Übungen mache ich am liebsten allein und in meinem eigenen Tempo. Ich lese auch gerne ein Buch, höre Musik, entspanne mich einfach oder meditiere – und das alles geht am besten, wenn ich allein bin. Und ich kaufe ausgesprochen gern alleine ein. Dann kann ich mir die Zeit frei einteilen und die Geschäfte aufsuchen, die mich wirklich interessieren.

Schon als Kind beschäftigte ich mich gerne allein. Und bestimmte Quellen kann ich mir auch heute nur erschließen, wenn ich allein bin. Nur für mich allein kann ich wirklich herausfinden, was ich selbst brauche und möchte. Nur wenn ich allein bin, kann ich ganz meinem eigenen Rhythmus folgen und erkennen, was mir wirklich wichtig ist und guttut.

Allein zu leben ist für mich nach wie vor die beste Art, sich auf eine Beziehung vorzubereiten. Herauszufinden, wer Du bist, woran Du glaubst und was Du gern tust, Dir die Zeit zu nehmen für innere Einkehr und dafür, Dich um Dich selbst zu kümmern, zu lernen, Dich selbst in den täglichen Höhen und Tiefen zu lieben und anzunehmen – das sind die grundlegenden Fertigkeiten, um Frieden und Glück zu finden. Und nur, wenn Du das in Dir selbst gefunden hast, kannst Du es auch in einer Beziehung mit einem anderen erfahren.

Wenn Du Dich dann selbst kennengelernt hast, kannst Du anderen gegenüber ehrlich sein und sie ermutigen, auch Dir gegenüber aufrichtig zu sein. Dann ist es bedeutend leichter, jemanden zu finden, der Deine Vorstellungen von einem rundum gelungenen Leben teilt.

Wenn Du weißt, dass Du glücklich und erfüllt alleine leben kannst, bist Du tatsächlich offen, jemanden in Dein Leben zu lassen und kennenzulernen, der Dir wirklich gefällt. Du kannst Dich dann völlig frei für eine Beziehung entscheiden, denn Du stehst auf sicherem Boden und bist fest in Deinem Leben verankert. Du kommst aus einer Position der Stärke. Und das spüren die Menschen, denen Du begegnest.

Vom Alleinsein zum All-Ein-Sein

Selten habe ich dieses Alleinsein so tief empfunden wie in der Zeit, als ich auf meiner Reise durch Deutschland war. Keine Familie, keine Freunde, kein Kino, kein Radio, kein Fernsehen, um die Leere zu füllen. Doch selbst in den Tag zu träumen war schöpferischer als all das, es gab meinem Innenleben Nahrung. Und als der Lärm immer weniger wurde, trat an seine Stelle eine innere Musik, die mich noch heute begleitet.

In meinen Notizen, die ich während dieser Wanderung machte, finden sich folgende Zeilen:

Ich wandere – allein.
Nachts liege ich unter dem Sternenhimmel – allein.
Ich bereite mein Frühstück – allein.
Allein sehe ich dem Flug der Vögel zu. Und mir ist, als wäre ich allem anderen näher verbunden als je zuvor. Ich freue mich über diese Verbundenheit. Ich kann die Schönheit der Erde und des Himmels tiefer empfinden. Ich bin in Einklang mit ihr, ich verschmelze mit allem und verliere mich darin.

Ja, ich fühle mich auch meinen Mitmenschen näher. Denn es ist nicht Raum und Zeit, die uns von den anderen Menschen trennen, nicht die körperliche, sondern die seelische Isoliertheit. Nichts trennt mich wirklich von denen, die ich liebe. Finde ich mich selbst, dann finde ich auch zu den anderen.

Ich habe den tieferen Wortsinn von „Alleinsein“ erkennen dürfen: mit allem eins sein. Ich bin mit allem eins!

Vom Ich zum Du

Du siehst: Alleinsein hat seine eigene Schönheit, die Du immer besser erkennen kannst, wenn Du Dich bewusst darauf einlässt. Denn letztlich gibt es nur einen Menschen, der in Deiner Haut steckt, und das bist Du.

Andererseits ist natürlich gerade das harmonische Gleichgewicht zwischen Alleinsein und Geselligkeit die Grundlage für ein erfülltes Leben. Wenn Du also das Gefühl hast, dass Du Dir mehr Verbindung zu anderen Menschen wünschst, gehe in die Kirche, zum Tanzen oder gehe mit einer Gruppe wandern. Folge dabei Deinen eigenen Interessen und Träumen. Mache einfach die Dinge gemeinsam mit anderen, an denen Du auch alleine Spaß hast. Und genieße jeden Moment.

Ich glaube, wir sind uns einig, dass die wohl glücklichste Lebensweise bei allen Vorteilen des Alleinseins darin besteht, mit einem Menschen zusammen zu sein, den wir lieben und von dem wir wissen, dass wir uns auf seine Kameradschaft, Wärme und seine Unterstützung verlassen können. Es kommt dabei nur sehr darauf an, welche Zwei sich zusammenfinden. :-)

Über das Thema Partnerschaft werden wir deshalb hier im Kurs noch sehr ausführlich sprechen.

Doch für diese Woche wünsche ich Dir erst einmal viel Vergnügen in der besten Gesellschaft, die Du haben kannst – beim Zusammensein mit Dir selbst!

Alles Liebe,
Dein Jürgen


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