Seit Wochen vermeide ich, mir die Nachrichten anzusehen, weil ich es einfach nicht mehr aushalte: An so vielen Stellen auf der Welt wird gerade vorgeführt, dass mehr Gewalt und mehr Waffen zu noch mehr Gewalt und noch mehr Waffeneinsatz führen. Und über was redet unsere Regierung? Darüber, wie man noch mehr Waffen unter die Leute kriegt.
Nach dem die Zerstörung des Irak und weiter Teile Syriens durch die USA und ihre westlichen Helfershelfer den ideologisch komplett durchgeknallten, aber gut bewaffneten und äußerst brutale Gotteskriegern von der IS zu bislang nie erreichter Stärke verholfen hat, müssen die natürlich dann wieder bekämpft werden – also werden jetzt deren Gegner hochgerüstet, in diesem Falle die Kurden, deren Schicksal den westlichen Regierungen bislang herzlich egal war. Aber jetzt braucht man halt irgendwen gegen den islamistischen Mob, der sich als Reaktion auf die westliche Aggression gebildet hat – am Anfang noch unterstützt von eben jenen Freiheits- und Demokratiefanatikern, die nun die Geister, die sie riefen, nicht mehr unter Kontrolle haben. Ist ja nicht so, dass man nicht schon aus Afghanistan wüsste, wie so etwas enden kann. Irak, Syrien, Libyen – wo immer sich die USA einmischen, bleibt kein Stein auf dem anderen. Lieber ein Land in die Steinzeit bomben, als zu akzeptieren, dass seine Regierung nicht die USA und deren Mitläufer als liebste Verbündete und Handelspartner hat.
Nebenbei: Hier sieht man auch mal wieder, dass die Palästinenser einfach ein verdammtes Scheißpech haben – ihren Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit unterstützt halt keiner im Westen, weil sich der ausgerechnet gegen Israel richtet. Und Israel ist ja der westliche Vorposten von Freiheit und Demokratie im islamischen Böse-Böse-Land, zu dem auch der Gaza-Streifen gehört, der gerade mal wieder in die Steinzeit zurückgebombt wurde. Unter anderem mit Waffen aus den USA. Im Gegensatz zu den Taliban, den Jungs von der IS oder jetzt vielleicht auch den Kurden, werden die Palästinenser halt nicht als nützliche Idioten im Kampf gegen wen auch immer gebraucht. Wobei das brutale Vorgehen der Israelis gegen die Palästinenser inzwischen durchaus auf zaghafte Kritik stößt – das Selbstverteidigungsrecht der Israelis wird zwar ganz groß geschrieben, aber warum haben die Palästinenser eigentlich kein Recht auf Selbstverteidigung? Egal, erstmal drauf hauen. Gut ist, was westlichen Interessen nützt.
Und das gilt bekanntlich nicht nur für den Nahen und Mittleren Osten, das gilt auch für Osteuropa: Der Teil der Ukraine, der nicht den Westen, sondern Russland bevorzugt, wird gerade in Schutt und Asche gelegt. Auch dazu hat der Westen einem ideologisch durchgeknallten Mob in den Sattel geholfen – in dem Falle sind es allerdings keine Islamisten, sondern herkömmliche Faschisten, die das Land von Ungläubigen, äh, anderweitig unerwünschten Elementen säubern und dabei keineswegs zimperlich vorgehen. Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung sind dabei (wie im Irak, in Syrien, in Libyen und so weiter und so fort) keine Ausnahme, sondern die Regel. Allerdings wird in den hiesigen Medien lieber über eine drohende militärische Intervention Russlands als größt denkbares Übel schwadroniert, statt über den Terror zu berichten, dem die Bevölkerung in der Ostukraine als Ergebnis der westlichen Intervention in die ukrainische Landespolitik ausgeliefert ist. Wobei man den Nachrichten über die Ukraine sowieso nicht trauen darf – wer da wen beschießt, ist derzeit unklar. Klar ist aber, dass dort Krieg herrscht, dass ethnische Säuberungen statt finden, weil die russischsprachige Bevölkerung vertrieben werden soll und dass eine Menge Menschen auf der Flucht sind, deren Lebensgrundlage systematisch zerstört wurde und wird. Hunderttausende sind bereits nach Russland geflohen.
Interessant übrigens auch, dass derzeit gar nichts mehr von MH17 zu hören ist. Seit die malaysische New Straits Times berichtet hatte, dass das Passagierflugzeug nach Erkenntnissen von US-Geheimdiensten von einer Luft-zu-Luft-Rakete getroffen wurde, herrscht geradezu dröhnende Stille. Die Zeitung berief sich auf den AP-Reporter Robert Parry, der gesagt hatte: „Meine Quellen in den US-Geheimdiensten sind zum Schluss gekommen, dass die Rebellen und Russland nicht für die Boeing-Katastrophe verantwortlich sind. Höchstwahrscheinlich sind dafür die ukrainischen Regierungstruppen verantwortlich.“ Außerdem sollen Trümmer der Boing zahlreiche Einschusslöcher aufweisen, die von Maschinengewehrfeuer verursacht wurden. Passend dazu habe sich ein ukrainischer Kampfjet des Typs SU-25 in der Nähe des Absturzortes befunden. Das sind Meldungen, die man bei uns in den Nachrichten nicht findet. Warum auch, es soll ja Putin gestoppt werden und nicht das ukrainische Regime.
Apropos Putin: Mal sehen, wem die Sanktionen und Gegensanktionen am Ende doller wehtun. Denn die EU-Länder sind ja nicht die einzigen Nahrungsmittel-Produzenten auf der Welt – zahlreiche Länder stehen schon Schlange, um Russland zu beliefern, während die EU den betroffenen Erzeugern wohl mit Ausgleichszahlungen über die Runden helfen muss. Und was Waffengeschäfte angeht, scheren sich die deutschen Hersteller ja eh nicht um geltende Regeln. Irgendwie ist es ja auch Quatsch, ausgerechnet Krisenregionen nicht beliefern zu dürfen, wo man doch genau da die besten Geschäfte machen kann: Erst kommt die Kohle, dann die Moral. Wobei die Moral von der Geschicht’ ja auch mehr als fragwürdig ist.