Die Mauer und die Jugend

In der jungen Welt fand ich heute folgenden Artikel:

Klaus Schroeder hat es gut. Er ist Wissenschaftler mit Professorentitel. Gleichzeitig ist er auch Mahner, denn er ist wissenschaftlicher Leiter des Forschungsverbunds SED-Staat an der Freien Universität Berlin. Damit ist er eine der wichtigeren Figuren in der DDR-Aufarbeitungsindustrie. Am Mittwoch interviewte ihn der staatliche Deutschlandfunk (DLF) zu einer Studie, die die Stiftung Aufarbeiten in Auftrag gegeben hat. Bei der kam heraus, daß nur die Hälfte der Bundesbürger den 13. August 1961 mit dem Mauerbau verbinden würde. Und von den 14- bis 29jährigen sei es nur ein Drittel. Schlimm.

Schlimmer ist nur, was der DLF-Moderator zu berichten weiß. Er hat von Schroeder vor dem Interview erfahren, daß es Jugendliche gibt, »die gesagt hätten und die fest davon überzeugt gewesen sind, der Westen hätte die Mauer gebaut, um Armutsflüchtlinge aus dem Osten abzuwehren«. Was wie eine gewitzt gedrehte Analyse der aktuellen Verhältnisse wirkt, ist für Schroeder »das Resultat von Unkenntnis«. Denn die jungen Leute würden ihr Wissen über die Abschottungspolitik von Europa und den USA gegen Flüchtlinge auf eine »unbewußte Art« auf die Geschichte übertragen.Verantwortlich dafür seien laut Schroeder vor allem »bestimmte Lehrer«. Die würden die DDR nur sozial und nicht, wie er und seine Kollegen es verlangen, als Diktatur im Unterricht behandeln. Kein Wunder also, daß ein Drittel der Jugendlichen statt dessen die BRD nicht für eine Demokratie hält.

Egal ob die historischen Ereignisse nun von den Jugendlichen bewußt oder unbewußt in die Gegenwart geholt wurden, muß man ihnen Sinn für die Realität zugute halten. Denn trotz der anhaltenden Massenverdummung durch ­Schroeder und Co. fressen sie nicht alles, was ihnen medial über die DDR zum Fraß serviert wird.

Interessant auch, dass diese Jugendlichen bemerken, dass die real existierende Demokratie nicht so toll ist, wie man ihnen erzählt hat – sonst würden sie ja nicht denken, dass die BRD keine sei. Schade, dass man nicht erfährt, was die Jugendlichen denn glauben, was wir aktuell für eine Herrschaftsform haben? Eine abgeklärte Monarchie mit Ihro Merkel als Erbkanzlerin? Leider muss ich den Jugendlichen sagen, dass sie sich in diesem Punkte irren: Es mag sich nicht so anfühlen, aber das, was wir haben ist Demokratie vom Feinsten. Genauso geht Demokratie. Ist halt auch eine Herrschaftsform, in denen die einen den vielen anderen sagen, wo es lang geht. Nur, dass man alle paar Jahre gefragt wird, wer einem sagen soll, wo es lang geht. Aber sonst soll man gefälligst artig sein und mit spielen.

Ja, und man darf auch mal sagen, was einem nicht gefällt, solange man das freundlich und friedlich tut. Was aber nicht heißt, dass sich irgendetwas ändert. Man muss sich ja nur mal mit offenen Augen in der Welt umsehen: Demokratie macht weder satt, noch macht sie glücklich.



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