Achtung, das wird ein langer Beitrag inklusive Erinnerungen an meine Studienzeit, einer Backbuchempfehlung, einem Einblick in die Entstehung meiner Blogbeiträge und einer großen Überraschung. Was all das mit diesem Rezept zu tun habt, erfahrt ihr im Folgenden.
Beginnen wird mit den Erinnerungen an meine Studienzeit. Während meiner 9 Semester Anglistik- und Germanistikstudium habe ich mit meinem Mann zusammen in einer kleinen Wohnung im 10. Bezirk gewohnt und sprichwörtlich ums Eck gab es einen Diskonter bei dem aus finanziellen und natürlich auch aus Praktikabilitätsgründen meistens eingekauft wurde. Jetzt haben wir keinen solchen Diskonter mehr in der Nähe, aber fahren trotzdem ab und zu extra hin, um 2 Produkte zu kaufen, die wir in dessen Sortiment liebgewonnen haben. Mein Mann macht mir zwar jeden Morgen seit dem Mutterschutz und der neuen Espressomaschine den besten Cappuccino, trinkt aber selber grundsätzlich keinen Kaffee. Zum Frühstück trinkt er aber immer ein – wie ich es nenne – Analogkaffeegetränk aus der Dose, das mit Wasser angerührt wird und absolut nichts mit Kaffee gemein hat (weder Geschmack noch Aussehen noch Geruch erinnern meiner Meinung nach an Kaffee), aber Geschmäcker sind verschieden und er macht sich immerhin eine Milchschaumhaube drauf, die auch meinen Cappuccino in der Früh ziert, also soll es mir recht sein. Dieses Kaffeegetränk ist Produkt Nummer 1, das wir dort kaufen. Produkt Nummer 2 ist ein Schokoladenbrioche, den ich in meiner Studienzeit eben liebend gerne zum Frühstück verschlungen habe, natürlich noch mit Extra Nutella oben drauf. Als ich unlängst wieder einmal Linda Lomelinos Buch “Lomelinos Backen” durchgeblättert habe, ist mir ihr Schokoladenbrioche ins Auge gestochen und jetzt war es endlich an der Zeit diesen zu machen. Das Buch an sich ist eines der schönsten und besten Backbücher, die ich besitze (und ich habe nicht wenige, wie ihr euch denken könnt). Bei vielen Büchern blättert man ja durch und findet dann nur ein paar Dinge, die man unbedingt nachbacken will, bei diesem könnte ich ungelogen fast jedes Rezept nachbacken und würde ganz sicher nicht enttäuscht werden. Nebenbei macht Linda Lomelino auch unglaublich schöne Foodfotos und wer ihren Blog “Call me cupcake” noch nicht kennt, sollte dort unbedingt einmal vorbeischaun. Jetzt kommt die Ergänzung zu “Als ich unlängst wieder einmal Linda Lomelinos Buch “Lomelinos Backen” durchgeblättert habe” und falls es für euch von Interesse ist ein Einblick in die Entstehung eines Blogbeitrags früher und jetzt.
Früher: ich verbringe Stunden meiner Freizeit damit mich durch Pinterest oder andere Blogs zu klicken, Koch- und Backzeitschriften durchzublättern, meine Backbbücher anzuschauen, in Buchhandlungen die Kochbuchabteilung zu sondieren und Rezepte auszusuchen, die ich so oder verändert nachbacke und wenn sie mich überzeugen auf dem Blog mit euch teile
Jetzt: ich verbringe Viertelstunden meiner Zeit auf der Spieledecke damit Backzeitschriften und meine Backbücher anzuschauen, während meine Kleine immer wieder die Seiten angreift und umblättert (im besten Fall – im schlechtesten tropft halbverdauter Gemüsefleisch/Getreideobst oder Milchgetreidebrei auf die Seiten)
Früher: ich verbringe einen freien Wochenendhalbtag oder einen Abend in größter Ruhe und Seligkeit in der Küche und backe
Jetzt: entweder die Kleine schläft in der Trage und ich backe zwar mit zwei freien Händen, aber vielen Kniebeugen, weil sowohl meine Backlade, als auch das Backrohr und der Kühlschrank unten sind oder ich die Kleine liegt auf der Spieledecke in der Küche und schaut mir zu (im besten Fall – im schlechtesten muss ich sie immer dann bespaßen, wenn grad die Hände voller Teig oder Abwaschwasser etc. sind)
Früher: ich überlege mir vorher, mit welchen Props ich die Fotos mit dem Backwerk schieße, style mit großer Hingabe mein Set und probiere vieles aus
Jetzt: ich hoffe, dass es auch mit schnell schnell hergeräumten Props und weniger Zeit schöne Fotos werden (die große Hingabe bleibt die selbe)
Früher: ich tippe an einem Abend vor dem Fernseher den Blogbeitrag und lese ihn mehrmals Korrektur
Jetzt: ich nutze die 30-minütigen Schläfchen meiner Kleinen und haue wie von der Tarantel gestochen in die Tasten, sobald sie eingeschlafen ist (30 Minuten sind so verdammt kurz, wenn man etwas erledigen will!)
Früher: mein Mann und ich widmen uns entspannt am Abend der Bildauswahl und -bearbeitung
Jetzt: das Babyphon liegt neben mir und spätestens nach 1,5h verlangt die Kleine meine Präsenz im Bett, um entspannt weiterzuschlafen ….
tja, ihr habt einen Einblick.
Und trotzdem, d.h. weil die Zeit dafür jetzt knapper und besser geplant werden muss, freue ich mich jedes Mal wie eine Schneekönigin, wenn ich einen schönen Beitrag mit euch teilen kann und ihr mir danach Bilder und Kommentare zu den nachgebackenen Rezepten schickt und das wär eigentlich schon Belohnung genug, aber dann gibt es ab und an noch zusätzliche Motivation durch Ereignisse wie die Nominierung für den Madonna Blogger Award. Wahnsinn, 4 Nominierte Bloggerinnnen in der Kategorie Food und ich bin dabei. Was soll ich da noch sagen, außer: die Nominierung ist schon Ehre genug, aber den Award zu gewinnen wär natürlich auch nicht schlecht – dafür bräuchte ich aber eure Hilfe. Zu 50% entscheidet die Jury, 50% bestimmt ein Online-Voting und hier könnt ihr einmal am Tag für mich voten: http://madonna.oe24.at/slideshow/Voting-Kategorie-Food/270398403?voting=true . Ich freue mich über jeden Klick und schicke euch eine virtuelle Schokoladenbriocherose dafür!
Und jetzt sind wir schlussendlich wirklich beim Rezept gelandet, ich finde diese Schokoladenbriocherosen sehen wirklich bezaubernd aus und das Gute ist, sie schmecken auch so (vieeeel besser als die Diskontervariante im Übrigen). Auch wenn das Rezept etwas Planung erfordert, weil der Teig gehen muss und die Füllung eingefroren werden muss, es zahlt sich wirklich aus und ihr werdet das Ergebnis lieben. Ich kann sie mir perfekt auf dem Frühstückstisch vorstellen, aber auch gegen ein Nachmittagstief (nach einer Nacht mit wenig Schlaf …) helfen sie ganz hervorragend. Nur echte Chocoholics streichen sich noch etwas Nutella auf die Briocherosen, Normalsterbliche finden sie schon schokoladig genug.
Diesmal hat das Backen übrigens so ausgesehen: ich schicke meinen Mann am Freitagabend mit der Kleinen Einkaufen und mache währenddessen den Germteig und die Schokofüllung. Das Einschlafen stellt sich als schwierige Angelegenheit dar (was schlaftechnisch schon einen Ausblick auf den Abend bietet) und ich weiß, dass ich nie und nimmer am späteren Abend fertigbacken kann, also google ich “Germteig über Nacht gehen lassen” und finde heraus, dass man Germteig ohne Weiteres im Kühlschrank über Nacht gehen lassen kann und am nächsten Tag weiterverarbeiten. Weil meine Kitchenaidschüssel aber nicht in den Kühlschrank passt, wandert die Schüssel vor die Haustür und liefert auch bei einem Grad Nachttemperatur einen perfekten Germteig ab, den ich Samstagfrüh mit der Kleinen in der Wippe zu den Schokoladenbriocherosen weiterverarbeite. Das Ausrollen des Teiges habe ich zur besseren Kraftübertragung (mit Unterlage natürlich) auf den Boden verlegt, das hat sie prächtig amüsiert.
Was braucht man für 12 Schokoladenbriocherosen?
Briocheteig
20g frische Germ (=1 Würfel)
250ml Milch
2 Eier
90g Zucker
600g glattes Mehl
1/2 TL Salz
100g weiche Butter
Schokoladenfüllung
100g hochprozentige Schokolade
110g Zucker
60g glattes Mehl
40g Kakaopulver
2 Eiweiß
150ml Milch
1 Prise Salz
50g Butter
Wie werden daraus 12 Schokoladenbriocherosen?
Briocheteig
Den Germwürfel in eine große Schüssel bröseln, die 250ml Milch lauwarm erwärmen, über die Germ gießen und verrühren, bis diese aufgelöst ist. Die 2 Eier und und die 90g Zucker hinzufügen und verrühren, dann noch die 600g Mehl, den 1/2 TL Salz und die 100g weiche Butter hinzufügen und alles zu einem Teig verkneten. Bei mir macht das alles die Küchenmaschine, aber natürlich geht das auch gut per Hand, aber nicht zu sehr verausgaben, das Teig ausrollen braucht dann noch einmal all eure Energie. Den Teig etwa 2 Stunden mit einem Geschirrtuch abgedeckt an einem warmen Ort gehen lassen. Oder wie in meinem Fall über Nacht vor die Haustür stellen (mehr dazu in der Einleitung) und dann am nächsten Tag noch einmal ein bisschen im Warmen gehen lassen, bis man die Füllung einarbeitet.
Schokoladenfüllung
Die 100g Schokolade fein hacken, 110g Zucker, 60g Mehl, 40g Kakaopulver und die 2 Eiweiße in einer Schüssel mischen. Dann die 150ml Milch kurz aufkochen und unter Rühren unter die Kakaomischung rühren. Alles in den Topf zurückgeben und unter Rühren erwärmen, bis die Mischung merklich eindickt. Dann die Prise Salz, die 50g Butter und die Schokolade hinzufügen und weiterrühren, bis Butter und Schokolade geschmolzen sind. Dann auskühlen lassen. Später zwischen jeweils zwei Teilen aus Frischhaltefolie auf einem Brett zu zwei Rechtecken von ca. 20x15cm ausstreichen/ausrollen und diese ins Tiefkühlfach geben, bis die Füllung gefroren ist.
Die Platten mit der Schokoladefüllung aus dem Gefrierfach geben und leicht antauen lassen. Den Briocheteig auf die bemehlte Arbeitsfläche stürzen und durchkneten, bis er glatt ist. Den Teig in zwei Hälften teilen. Und jetzt genau lesen, die Falt- und Ausrolltechnick ist für die schöne Rosenoptik verantwortlich und grundsätzlich bis auf etwas Kraftaufwand keine Hexerei.
Eine Hälfte des Briocheteiges zu einem Rechteck von ca. 30x20cm ausrollen. Eine der gefrorenen und leicht angetauten Schokoladenfüllung darauflegen und den Teig so über die Füllung klappen, dass die Ränder in der Mitte aneinanderstoßen (wie man Strudelteig über einer Füllung verschließt). Dieses Teigpaket wieder der Länge nach ausrollen. Der Länge nach zusammenklappen und wieder ausrollen. Ihr habt jetzt wieder ein längliches Teigteil. Die Teigränder nun von oben und unten zur Mitte legen und dieses Paket in der Mitte zusammenfalten. Dann noch einmal zu einer Platte ausrollen und diese dann von einer der Längsseiten her aufrollen wie für Nussschnecken z.B. Diese Rolle in 6 Scheiben schneiden und in die gefetteten Vertiefungen eines Muffinblechs legen. Und das selbe Spiel mit der zweiten Teig- und Füllungshälfte wiederholen. Die Form mit den Briocherosen mit Frischhaltefolie abdecken und noch einmal rasten lassen, während man das Backrohr auf 175 Grad vorheizt. Dann ca. 15-20 Minuten backen und das phänomenal aussehende Ergebnis bestaunen.
Alles Liebe,
eure Melanie