Als ihr geliebter Onkel Finn an Aids stirbt, ist June untröstlich. Alles, was ihr von ihm bleibt, ist ein Gemälde ... und der Kontakt zu Finns "besonderem Freund" Toby. Carol Rifka Brunt erzählt mit ihrem Buch eine Coming-of-Age-Geschichte, die von Verlust und Trauer geprägt ist, gleichzeitig aber auch als Familiendrama bezeichnet werden kann, in dem es vor allem um Toleranz und die innige Verbindung zwischen Geschwistern geht. Insbesondere die schwierige Beziehung zwischen June und ihrer Schwester Greta fand ich sehr authentisch und emotional beschrieben. Doch grundsätzlich ist es die Entwicklung der Protagonistin und das daraus resultierende Ende, die den Roman so lesenswert machen.
Der Roman in einem Satz:Gemeinsame Erinnerungen an einen geliebten Menschen halbieren das erlebte Leid.
Ein zu großer Schritt, ein Stolpern, eine Haselnuss; dies alles können Vorboten des Todes sein. In vielen kleinen Anekdoten erzählt Maggie O'Farrell in dieser Sammlung, wie sie während ihres Lebens immer wieder knapp dem Tod entronnen ist, oder ihm jedenfalls in irgendeiner Form sehr nah war. Das klingt nach einer traurigen Lektüre, liest sich jedoch vielmehr wie eine trotzige Botschaft an den Tod: du bekommst mich noch nicht. Mir haben vor allem die längeren Geschichten gefallen, in denen sie aus den beschriebenen Situationen heraus philosophische, ehrliche und tiefsinnige Gedanken generiert. Ihre Erinnerungen sind mitreißend und auf eine makabere Art faszinierend. Für mich ein absolutes Lesehighlight.
Das Buch in einem Satz:Der Tod lauert überall, doch solang du ihm entkommen kannst, versuche es; denn du bist, du bist, du bist.
Nachdem ich Der Trafikant nach einem Kapitel abgebrochen hatte, glaubte ich nicht mehr daran, dass es zwischen mir und Herrn Seethaler noch funken würde. Als nun aber sein neuester Roman in den Buchhandlungen erschien und mir klar wurde, dass der Autor darin die Toten zu wort kommen lassen würde, war ich sofort angefixt und neugierig. In kurzen Kapiteln erinnern sich die früheren Bewohner*innen Paulstadts an ihr Leben. Ihre Erinnerungen sind kleine kleine Anekdoten, letzte Botschaften an geliebte Menschen oder Gedanken über das Leben, die sie sich im Grabe machen. Sie sind mal banal, mal schön, mal tragisch und malen gemeinsam das Portrait einer Kleinstadt. Überraschend fesselnd.
Der Roman in einem Satz:Manchmal braucht es tote Augen um das Leben zu verstehen.