Schmerzliche Verluste im bürgerlichen Lager

In dieser Woche wird uns wieder einmal schmerzlich der Qualitätsverlust unserer Eliten vor Augen geführt. Wir haben Loriot verloren und Helmut Kohl hat ein gehaltvolles Interview gegeben. Die Medien quillen über von den Beiden und stellen sie böse in krassen Kontrast zu Statements von Rösler, Westerwelle und Wulff.

Rösler, der Lobbyist der Börsenmakler. Westerwelle, der Leichtmatrose. Und Wulff, der als Anti-Intellektueller eine Riege von Nobelpreisträgern als Kulisse für einen eitlen Auftritt ausnutzt - das hätte fast von Loriot sein können.

Dass diese drei bis in diese Ämter vordringen konnten ist ein Ergebnis davon, wie man in Parteien heute aufsteigt. Wenn es irgendwo einen Fachkräftemangel gibt, dann dort. Es setzen sich nur die durch, die genügend Zeit fürs Chinchen, Intrigieren und belästigen ihrer Parteifreunde mit Delegiertenstimmrechten aufbringen können. Das sind aber genau die, sich bereits entschieden haben, alles auf die Karte Politik und Mandat zu setzen, um es im Leben überhaupt noch zu etwas bringen zu können. Also beruflich. Also aus deren Sicht, was darunter zu verstehen ist.

Die Gründe, warum diese Leute in ihren Berufen -oder auch privat- nicht weiterkommen, liefern später auch die Erklärung, warum unsere Spitzenämter in der Politik nur noch mit gänzlich unpolitischen Leuten besetzt sind. Es ist für ein einfaches Parteimitglied sehr schwer, mit einem politischen Anliegen zu einem Mandatsträger durchzudringen. Nimmt er sich doch einmal die Zeit, behandelt er dies wie eine Audienz, wie eine Gunst, die er einem gnädigerweise erweist. Es ist auch etwas besonderes, wenn ein Bundestagsabgeordneter mal auf einer parteiinternen Diskussionsveranstaltung auftaucht, einem Publikum also, bei dem er an Reputation nur noch sehr wenig hinzugewinnen kann.

Die Parteitage sind überall -auch bei den Grünen- inzwischen so eintönig geworden wie die der SED oder KPdSU. Es ist restlos alles vorher ausgekungelt. Wie Volker Pispers sagte: "Wenn nur einer kandidiert, ist das eine Wahl. Wenn zwei kandidieren gilt das schon als Kampfkandidatur." Und wenn sachliche Streitthemen in der Luft liegen, wie jetzt bei der CDU, wird zu Beginn an die "Geschlossenheit" der Delegierten appelliert, denn schließlich ist ja die Presse anwesend. Und wie sähe das aus, wenn morgen in der Zeitung stünde, dass in der Partei über Themen gestritten wurde..

So gesehen haben wir auch eine Schulden- und eine Systemkrise. Vor allem aber haben wir eine Krise der Führungsqualität. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, es kommt mit zunehmender Lebenserfahrung immer weniger auf das System an, sondern auf die handelnden Personen. Es wäre deshalb besser, wenn wir den Kanzler und den Präsidenten direkt wählen könnten. Um ganz sicher gehen zu können, dass wir Merkel, Westerwelle und Wulff nicht wieder bekommen.

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