Titel: Schlusstakt
Autor: Arno Strobel
Format: Taschenbuch
Preis: 9,95 €
Seitenzahl: 224
Verlag: Loewe Verlag
Bei Amazon:
Taschenbuch: 9,95 €
Kindle Edition: 8,99 €
Vickys Traum Sängerin zu werden ist plötzlich zum Greifen nah. Sie hat es in der neuen Castingshow in die dritte Runde geschafft. Gemeinsam mit 49 anderen Kandidatin darf sie auf eine abgelegene Südsee-Insel fliegen und kommt somit der Gewinnsumme von einer Millionen Euro und einem Plattenvertrag einen Schritt näher.
Aber der Wettbewerb entpuppt sich nicht nur als harter Kampf, sondern auch als tödlich, denn Vickys Mitbewohnerin Carolin wird tot am Strand gefunden – erschlagen.
Wer könnte das junge Mädchen getötet haben? Und wieso? War es etwa einer der Kandidaten? Oder jemand von der Produktionsfirma? Als die komplette Insel von der Außenwelt abgeschnitten wird überschlagen sich die Ereignisse, denn der Mörder könnte mitten unter ihnen sein.
Ich wollte nur mal schnell in die Buchhandlung schauen und ein bisschen stöbern und da hat mich dieses Buch angelacht. Schon länger ist es auf meiner Wunschliste, weil ich den Titel und das Cover einfach toll fand. Der Klappentext hat mir dann endgültig Lust auf mehr gemacht und so war klar: dieses Buch muss ich lesen.
Als es dann da in der Buchhandlung in meine Hand gewandert ist, habe ich es nicht mehr übers Herz gebracht es zurück zu stellen und so wurde es gekauft.
Am selben Abend (also gestern) wollte ich eigentlich nur mal kurz reinlesen und schwups waren 60 Seiten umgeblättert. Da ich abends sowieso nicht mehr lerne habe ich mich in eine gemütlichere Position gebracht und das Buch gelesen. Ganz gelesen.
Schon der Prolog, der nur ganz kurz gehalten ist, hat mir eine Gänsehaut über den Körper gejagt. Ein perfekter Einstieg in dieses Buch und wirklich gut gemacht. Ich bin sofort darauf angesprungen und wollte natürlich wissen, um was es geht und wie es so weit kommen konnte.
Nach diesem Einstieg befinden wir uns drei Tage früher und Vicky lässt wie in einem Schnelldurchlauf ihren Werdegang bei Germany’s MegaStar durchblicken. Wir erfahren, wie sie zum Vorcasting gekommen ist und wie sie die zweite Runde in München überstanden hat. Dann sind wir mit allen anderen Kandidaten im Flugzeug in Richtung einsame Insel.
Schon hier wird deutlich, wie stark die Teilnehmer der Show beeinflusst werden, denn Vicky soll vor der Kamera etwas sagen, das eigentlich gar nicht stimmt. Bereits hier spürt man, dass sie die ersten Zweifel bekommt, ob es das Richtige war. Vor allen Dingen, wenn sie sich an den Knüppelvertrag erinnert, den sie unterzeichnet hat.
Ihr Anwalt, den ihr Vater engagiert hat, hatte ihr davon abgeraten zu unterschreiben, doch ihr Traum Sängerin zu werden, stellte sich dem entgegen und so unterzeichnete sie.
Auf der Insel wird dann allen Kandidaten klar, dass es sich hier nicht einfach um eine Castingshow handelt, hier werden harte Prüfungen von ihnen abverlangt, um zu beweisen, dass sie für das Showbiz gemacht sind. Überall auf der ganzen Insel sind Kameras und Mikrofone versteckt. Sie haben kaum Privatsphäre und müssen immer darauf achten sich zu benehmen, denn wer das nicht kann fliegt raus.
Die Regeln werden vom obersten Jurymitglied Karsten Dürer erklärt, der mich sofort an Dieter Bohlen erinnert hat (obwohl dieser im Vergleich wirklich noch nett ist, wie sich später herausstellen soll).
Sehr schnell wird Vicky, Maike und Carolin klar, dass hier nicht immer alles mit rechten Dingen zugeht. Kandidaten fliegen raus, die viel besser waren als ihr Gegenüber, unfaire Fights werden durchgeführt und die Prüfungen, die unangekündigt jeden treffen können, sind zum Teil unter der Würde der Teilnehmer. Doch der Traum berühmt zu werden ist allgegenwärtig und so fügen sich die jungen Mädchen in ihr Schicksal.
Bis Carolin ermordet am Strand aufgefunden wird und die gesamte Insel von der Außenwelt abgeschottet wird.
Vicky weiß nicht mehr wo ihr der Kopf steht. Zum ersten Mal, seit sie auf der Insel angekommen ist überlegt sie sich ernsthaft in was für einer Hölle sie gelandet ist.
Die Insel ist voller Menschen, die nur auf Geld, Profit und Macht aus sind. Es dreht sich alles um die Quoten, die durch zusammengeschnittene Szenen gehalten werden, die so gar nicht passiert sind. Zum ersten Mal sieht sie was tatsächlich hinter einer Castingshow steckt und ihr wird klar, dass sie sich das alles ganz anders vorgestellt hat.
Es werden perverse Spielchen mit den Kandidaten gespielt, die sie sich im Traum nicht hätte vorstellen können und niemanden scheint es zu interessieren wie menschenverachtend das alles ist. Sie möchte nicht so mit sich umgehen lassen. Und gleichzeitig soll die Show einfach weiter gehen? Carolin ist tot und alles nimmt einfach seinen Lauf, als wäre nichts geschehen?
Gerade diese Entwicklung habe ich unfassbar genial gefunden. So ungefähr stelle ich es mir auch bei allen anderen Castingshows vor. Vielleicht ist es in Schlusstakt etwas zugespitzt, doch ich bin sicher, dass auch bei den Castingshows die wir kennen nur diejenigen weiter kommen, die sich gut verkaufen lassen und sich an die Regeln halten. Wer nicht das tut, was die Produktion will, fliegt. Skandale und Zickereien sind fingiert oder zusammengeschnitten und aus allem wird Profit geschlagen, was die Kameras einfangen können.
Genau so wird es auch hier dargestellt, nur dass ein Mord halb übergangen wird. Da sie von der Außenwelt abgeschottet wurden versucht die Jury die Show einfach weitergehen zu lassen, teilt munter Songs aus und lässt die Kandidaten Prüfungen durchleiden. Dass es ein Mädchen namens Carolin gab, wird beinahe vergessen.
Nur Vicky und Maike möchten nicht aufgeben und glauben nicht, dass einer der Kandidaten zu so etwas fähig sein könnte. Sie machen sich auf die Suche nach der Wahrheit und was sie herausfinden, ist unglaublich.
Die Charaktere sind alle recht blass und außer auf Vicky und eine weitere Person zu der ich nichts sagen kann, werden etwas näher beleuchtet. Wir kennen Vickys Gefühlslage und wissen, was sie denkt, können sie begleiten und mit ihr gemeinsam überlegen was geschehen ist. Viel mehr jedoch bekommen wir nicht mit. Sie ist zwar ein sympathisches Mädchen, aber dennoch naiv genug einen Knüppelharten Vertrag zu unterzeichnen und sich auf eine Insel zu begeben um möglicherweise ein Star zu werden?
Ich für meinen Teil kann sagen, dass eine Castingshow nur selten zum Erfolg geführt hat und eine solche, wie in Schlusstakt bereitet dich letztlich auch nicht besser auf das Showbiz vor, wie alle anderen.
Trotzdem wurde erschreckend real gezeigt, auf was unsere Gesellschaft aus ist und dass so viele Menschen über Leichen gehen würden, um ihr Ziel zu erreichen. Es ist nicht wichtig wer rechts und links neben einem steht, sondern nur das eigene Wohl wird berücksichtigt.
Gleichzeitig wird ohne Reue aus allem Profit geschlagen, was sich verwenden lässt, egal wie die dargestellte Person am Ende dann dasteht. Und genau so ist es. Genau so und nicht anders. Menschen werden beleidigt, schlecht behandelt und verarscht und die ganze Welt lacht darüber, anstatt die Glotze auszuschalten und keiner Castingshow mehr Geld in den Rachen zu stecken.
Das Ende hat meinen ursprünglichen Verdacht teilweise bestätigt und gleichzeitig hielt es doch noch eine Überraschung für mich bereit. Ein gut geschriebenes Buch, das mir allerdings etwas zu viel Castingshow gewesen ist und zu wenig Mord und Thrill. Es hätte etwas spannender sein können, es hätte etwas mehr Nervenkitzel dabei sein können, auch wenn es mich trotzdem gefesselt hat und ich es in einem Rutsch durchgelesen habe.
Ein gutes Buch, mit sehr realistischer Darstellung unserer heutigen Welt. Skrupellos, nur auf das eigene Wohl aus und Geld- sowie Machtgeil. Nur darauf kommt es an, was in diesem Buch perfekt zur Geltung kommt. Der Mord kommt für meinen Geschmack etwas zu kurz, auch wenn die Spannung gut aufrecht gehalten wurde. Die Charaktere hätten ruhig etwas besser ausgearbeitet werden können, denn man erfährt nur hier und da ein klein wenig über sie. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht das Buch zu lesen. Daher 3 / 5 Sterne.