Auf meinem Trip durch Skandinavien letzten Sommer knuddelte ich das erste Mal mit Schlittenhunden. Aber auf einem Rennen war ich noch nie. Dann las ich von den Schlittenhunderennen Weltmeisterschaften in Bernau und Todtmoos im Schwarzwald und es war klar: Da muss ich hin!
Anreise
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Am 26.02.2015 reiste ich gemütlich mit dem Auto an. Ich war um 12.30 Uhr in Aalen gestartet, weil ich auf dem Weg noch einen Termin hatte. Bei dem tollen Wetter und 12 Grad Celsius am Rhein machte die Fahrt richtig Spaß. Über die A7, A8 und A5 erreichte ich schließlich Freiburg, wo mich das Navigationssystem Richtung Titisee-Neustadt schickte. Von dort ging es dann stetig bergauf bis nach Todtmoos. Es dämmerte langsam und ich hatte einen wunderschönen Ausblick über den Titisee und später den Schluchsee. Gegen 19 Uhr kam ich dann im Europäischen Gästehaus mitten im Ort an. Das Hotel hatte ich über meine liebste Hotelsuchmaschine Discavo gefunden und über Booking.com gebucht. Hier begrüßten mich frostige zwei Grad Celsius.
Beim Einchecken musste ich etwas warten, weil eine Amerikanerin vor mir angekommen war. Sie war mit dem Bus von Prag angereist, wo sie aktuell studierte. Das geht wohl ganz gut mit der Firma eurolines, dauert allerdings 10,5 Stunden von Prag nach Freiburg. Bei rechtzeitiger Buchung habe ich diese Verbindung für 80 Euro hin und zurück im Internet gefunden. Danach fuhr sie noch gute zwei Stunden mit der Regionalbahn und dem Bus von Freiburg nach Todtmoos. Was für ein Trip. Aber den Grund würde ich am nächsten Tag erfahren.
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Nach ein paar Minuten war ich dann an der Reihe und füllte ein Formular aus. Ich musste kräftig aufdrücken, damit sich die Schrift durchdrückte. Denn auf der Rückseite befand sich die Gästekarte
von Todtmoos. Die kostete zwar pro Tag 2,10 Euro Kurtaxe extra, inkludierte je nach Jahreszeit aber interessante Angebote, z.B. max. 2 Tage Mountainbike-Verleih, freier Eintritt Heimatmuseum,
freier Eintritt Tanzlokal Schwarzwaldspitze, Tageskarte Skiliftzentrum, freier Eintritt Freibad, 30-minütige Kutschfahrt, 2 Std. Kegelbahn, freier Eintritt Schaubergwerk, freier Eintritt
Wellnessbereich Hotel Fünfjahreszeiten, freier Eintritt Schlittenhunderennen, Konzerte/Veranstaltungen, max. 2 Tage Nordic Walking Stöcke Verleih, geführte Wandertouren, Fackelwanderung,
Mountainbiketouren, Kinderprogramm, max. 2 Tage Kinderrückentrage Verleih, max. 2 Tage Wanderrucksäcke Verleih, Glasbläservorführungen, gratis mit Bus und Bahn den Schwarzwald erleben usw. Ich
würde diese Vergünstigungen leider nicht nutzen können, da ich zu kurz vor Ort war und das Schlittenhunderennen mit Presseakkreditierung verfolgen konnte.
Weltmeisterschaft - die Wettbewerbe und das Drumherum
Die erste Nacht hatte ich prima verbracht und stand am nächsten Morgen ausgeruht auf. Leider hatte ich abends nicht mehr von meiner Reise zur Weltmeisterschaft berichten können, da das WLAN im Zimmer zu schwach war, um mit meinem Handy oder meinem Laptop zu kommunizieren. Aber beim Frühstück um acht Uhr hatte ich zumindest genügend Empfang, um meine Nachrichten abrufen zu können.
Nachdem ich morgens meine Vorhänge zur Seite geschoben hatte, musste ich feststellen, dass es schneite. Das war natürlich weniger gut für meine Kamera, was mich an diesem Tag auch viele schöne Bilder kosten würde. Denn bei zu viel Nässe fokussierte sie nicht mehr richtig oder löste erst gar nicht aus. Für eine Berichterstattung natürlich der schlechteste Fall, aber ich machte das Beste daraus.
Das Frühstück war übersichtlich, aber man konnte sich satt essen. Zudem waren sehr wenige Gäste anwesend, die aber offensichtlich alle etwas mit den Schlittenhunderennen zu tun hatten. Das konnte man an der Kleidung ablesen. Dementsprechend setzte sich gegen neun Uhr auch ein Tross in Bewegung und marschierte zur Bushaltestelle. Naja, wir rieten eher, wo diese sein könnte, indem wir anderen Leuten folgten. Denn im Hotel hatte uns niemand so genau sagen können, wo oder wann der Pendelbus verkehrt.
Als wir dann auf eine kleine Menschenmenge stießen, fragte ich einfach nach, ob dies die Bushaltestelle für den Pendelbus zum Schlittenhunderennen sei. So kam ich ins Gespräch mit zwei sehr interessanten Herren, die mit großen Kameras und Rucksäcken ausgestattet waren. Einer davon war Helmut Dietz, Betreiber der Musher-Zeitung. Der andere hieß Martin Hanselle. Sie verfolgten den Sport schon seit zehn bzw. 12 Jahren mit der Kamera und reisten dafür rund um die Welt. Das fand ich sehr spannend, vor allem, weil ich mich mit dem Thema ja noch nicht auseinandergesetzt und von der „Musher-Zeitung“ das erste Mal gehört hatte.
Nach einem kurzen Plausch kam dann auch schon der Pendelbus, der hinter einem querstehenden LKW steckengeblieben war. Er brachte uns sicher zum Renngelände. Die letzten 600 Meter mussten wir aber noch steil bergauf laufen. Wir vertrieben uns die Zeit mit dem Fotografieren des ersten Sibirischen Huskys am heutigen Tage und tauschten uns über unsere Reisen aus. Beim Passieren der Kasse wollten mich die beiden Herren mitziehen, weil ich noch keinen Presseausweis hatte. Die Kontrolleure passten allerdings sehr gut auf. Ich konnte aber anhand meines E-Mail-Verkehrs belegen, dass ich als Presse zugelassen war, doch den Ausweis noch nicht bekommen hatte. Der Eintritt hätte heute eigentlich vier Euro gekostet, mit der Gästekarte die Hälfte. Samstag und Sonntag würden acht bzw. vier Euro fällig werden. Für die Presse war der Zugang kostenlos.
Als wir das Gelände endlich betraten, waren die ersten Gespanne bereits unterwegs. Am heutigen Freitag bzw. das ganze Wochenende handelte es sich um die Sprintrennen in diesem Sport. Zu Beginn war die 6-Hunde-Klasse dran und ich konnte noch einige Starts beobachten. Bis zur nächsten Klasse entstand dann eine kleine Pause, die ich für einen Rundgang nutzte. Das Geheul der Hunde berührte mich zutiefst, ich musste mehrmals schlucken, um nicht in Tränen auszubrechen. Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Der Ansager erklärte, das sei der sogenannte „desire to run“, also die „Lust zum Laufen“ und die Tiere würden ganz bestimmt nicht leiden. Sie taten einfach nur kund, dass sie durchstarten wollten und heiß waren auf ihren Einsatz.
Bei meinem Spaziergang wunderte ich mich über das Aussehen der Hunde. Ich hatte ganz vorurteilsbehaftet Huskys erwartet. Die wenigsten sahen aber so aus. Sie erinnerten eher an Jagdhunde. Auch hier halfen die Erläuterungen des Ansagers wieder weiter, der erklärte, dass Huskys zu langsam seien und daher mit Hounds gekreuzt wurden. Das könne man daran erkennen, dass einige Hunde immer noch die blauen Augen des Huskys hatten, aber eben wie ein Jagdhund aussahen. Die Hound-Rasse bewirkte, dass die Tiere schneller laufen, denn sie sind dann zum Rennen geboren. Es gibt keine größere Qual, als diese Hunderasse an die Kette zu legen und gelegentlich einen Spaziergang zu machen.
Nun gibt es in vielen Regionen der Welt ja nicht immer Schnee und die sogenannten „Musher“ können nicht für jedes Training in eine schneesichere Gegend reisen. Daher wird im Sommer z.B. mit Quads, Skates oder Fahrrädern trainiert. Lediglich im Winter wird dann der leichte Schlitten aus Titan angehängt. Früher war dieser noch aus Holz. Heute ist es ein Hightech-Produkt, das sogar in sich beweglich ist und eine Menge aushält.
Irgendwann fragte ich einen der Helfer, wo eigentlich die Pressestelle sei, denn ich hatte ja immer noch keinen Ausweis. Ich wurde zu einer Hütte geschickt, wo die Rennleitung saß. Davor hatten sich zwei wunderschöne Huskys postiert, die man streicheln durfte. Sie waren für eine kleine Futterspende dankbar. Im Gebäude erkundigte ich mich dann nach meinem Ausweis und erfuhr so, dass ich diesen in der Touristeninformation hätte abholen müssen. Das hatte man mir zuvor leider nicht mitgeteilt. Es sollte aber kein Problem sein, denn es waren immer wieder Helfer am Pendeln und so würde mein Ausweis seinen Weg sicherlich die nächste Stunde aufs Gelände finden. Das nenne ich einen netten Service.
Zurück ging es an die Rennstrecke und ich beobachtete weiter die 8-Hunde- sowie die offene Klasse. Offene Klasse bedeutet, dass der Musher so viele Hunde wie gewünscht vor den Schlitten spannen kann. Der Ansager erzählte wieder eine kleine Anekdote, nach der ein Musher bei der letzten Weltmeisterschaft 20 Hunde einspannte. Das Problem war dann nur, dass die Leithunde ganz vorne den Musher nicht mehr hörten. Es führte zu einem Chaos. Das Gespann wird nämlich von den Leithunden geführt, die auf Laute des Mushers hören. Aber so macht wahrscheinlich jeder seine Erfahrungen. Außerdem war es zwar logisch, aber ich hatte es vorher nicht gewusst, dass ein Gespann nicht automatisch schneller wird, je mehr Hunde mitlaufen. Es ging hier nicht um „Pferdestärken“, sondern um die Regel, dass das gesamte Team nur so schnell wie das schwächste Glied der Kette sein konnte.
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Als ich so zwischen den Zuschauern an der Strecke stand, entdeckte ich die Amerikanerin vom Vorabend neben mir. Ich sprach sie an, ob sie das erste Mal bei einem Schlittenhunderennen sei. Sie antwortete, dass sie selbst Musher sei, aber gerade in Prag studiere und ihre Hunde natürlich nicht mitnehmen konnte. Sie stammte aus Wisconsin und war im gleichen Club wie Amy Cooper, einer Teilnehmerin aus den USA. Sie startete in der 4-Hunde-Klasse am Nachmittag. Meine Gesprächspartnerin gehörte ebenfalls dieser Klasse an.
Haily, so hieß die junge Frau, und ich verbrachten dann den ganzen restlichen Renntag zusammen und ich lernte unglaublich viel von ihr über diesen faszinierenden Sport. Sie erklärte mir z.B. auch, dass Musher aus dem Französischen komme. „Marcher“, also marschieren, wurde von den Amerikanern in Musher umgewandelt. Der Musher ist der Gespannlenker. In Alaska hieß es dann auch immer „Mush on“, eine Art „Los geht’s“ in Musher-Kreisen. „Haw“ heißt zudem links abbiegen, „gee“ rechts abbiegen, „whooo“ Halt.
Kurz nach 12 Uhr entstand dann wieder eine Pause zwischen den Klassen, die Sportler und Zuschauer für eine Stärkung nutzten. An zwei Ständen gab es Getränke und kleine Speisen, wie Wiener Würstchen, Bratwurst usw. Ich lief mit Haily nochmal zur Pressestelle und holte meinen Ausweis sowie einen Packen Informationsmaterial ab. Dann machten auch wir Mittagspause und schauten uns noch etwas an den Verkaufsständen um. Haily kaufte ein Geschirr als Mitbringsel für einen ihrer Hunde.
Während der Pause berichtete der Sprecher auch weiterhin alles Wissenswerte rund um den Schlittenhunderennsport. Halb ernsthaft, halb im Scherz, machte er die privaten Hundebesitzer immer wieder darauf aufmerksam, dass sie doch bitte etwas Abstand zum Trail halten sollten. Ansonsten könne es passieren, dass sich ein Leithund mal auf einen Zuschauer-Hund stürzen würde und die ganze Meute hinterher. Das wolle ja niemand. Die Wahrscheinlichkeit war meiner Meinung zwar gering, denn die Tiere hatten wirklich nur das Rennen im Sinn, aber möglich war es bestimmt.
Von Haily und dem Sprecher erfuhr ich auch, dass die Rennen immer im 2-Minuten-Takt starteten. Wenn mal ein Starter ausfiel, wurden diese zwei Minuten dennoch eingehalten, denn derjenige könnte ja immer noch loslaufen. Natürlich ging die Verspätung dann auch zu Lasten seiner Zeit. Es kam auch heute immer mal wieder vor, dass ein Gespann nicht startete. Das lag laut Tierärzten an einer Grippewelle, die auch zwischen den Tieren herumging. Bevor die Tiere dann überlastet würden, verzichteten die Musher lieber auf einen Start. Tierschutz ging vor.
Mit der Informationsmappe hatte ich nun auch eine Startliste vorliegen und stellte fest, dass sehr viele Nationen teilnahmen. Schweden, Finnland, Tschechische Republik, Spanien, Kanada, Slowakei, Frankreich, Niederlande, Deutschland, Lettland, Polen, Schweiz, Großbritannien, USA, Österreich, Italien, Estland, und Norwegen waren dabei. Drei Teilnehmer starteten sogar in der 4-Hunde-Klasse Junior und waren teilweise schneller als die Erwachsenen. Heute handelte es sich in jeder Klasse jeweils um den ersten Lauf, Morgen sollte dann die zweite Runde folgen, am Sonntag der dritte. Zum Schluss würden alle Einzelzeiten addiert und der Weltmeister stand somit fest. Samstag und Sonntag startete jeweils der schnellste als erstes. Haily erklärte, je nach Witterungsbedingungen konnte das gut oder schlecht sein. Heute war die Spur z.B. ihrer Einschätzung nach langsam, weil der Schnee so matschig war. Am besten sei eine vereiste Oberfläche.
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In meinen Unterlagen stand auch, dass der VDSV (Verband Deutscher Schlittenhundesportvereine e.V.) Veranstalter der Rennen in Bernau und Todtmoos an zwei Wochenenden (20.-22.02. und 27.02-01.03.2015) war. Offiziell hieß der Wettbewerb IFFS Schlittenhunde-WM (International Federation of Sledding Sports). Weitere Informationen über Strecken, Startkategorien, Regeln, Programm, Ansprechpartner usw. konnte man auf www.wm2015.eu bekommen. Die Sponsoren wurden auch immer wieder hervorgehoben, weil ohne deren Hilfe eine Ausrichtung gar nicht möglich war.
Wie uninformiert man manchmal ist, stellte ich bei der Lektüre auch wieder fest. Schlittenhunderennen gibt es in Todtmoos schon seit ca. 40 Jahren. Jährlich weht dann ein Hauch von Alaska oder Skandinavien über dem kleinen Kurort. Bernau und Todtmoos waren bereits das zweite Mal Austragungsort der Weltmeisterschaften nach 2003. Todtmoos allein hatte sie auch schon 1994 beherbergt. Bernau hatte dafür bereits vier Mal die Europameisterschaften in der Mitteldistanz veranstaltet. Für die Wettkämpfe 2003 gab der Veranstalter 329 Teilnehmer aus 21 Nationen, 2.500 Hunde, 40.000 Besucher und 1.200 Helfer in der Statistik an. Heute in Todtmoos heulten fast 1.000 Hunde wie die Wölfe und fieberten dem Start entgegen. In Bernau hatten am vergangenen Wochenende die Mitteldistanzrennen (36 km), das Massenstart-Sprintrennen, der Skijöringwettbewerb (Musher auf Ski mit einem Hund) und der Pulkawettbewerb (Musher auf Ski mit mehreren Hunden und „Pulka“) stattgefunden. Der Ansager meinte, „Pulka“ würde vom Aussehen her an einen Kindersarg erinnern.
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Haily erzählte mir, dass Musher alle ihre Hunde lieben. Das klingt zwar unglaublich, vor allem wenn man bedenkt, dass manche bis zu 50 Tiere im „Stall“ haben. Aber sie meinte, das sei einfach so. Sie seien ja auch ständig gemeinsam unterwegs, um die so wichtige Ausdauer der Hunde zu trainieren. Aber auch der Musher selbst müsse trainieren. Denn sie oder er müsse sich ja auf dem Schlitten halten und bewegen können. Das gilt für das Lenken, das Ducken, um den Widerstand zu verringern, aber auch für den Start, wenn der Schlitten katapultartig nach vorne befördert wird. So ein Schlittenhund kann nämlich fast eine Tonne aus dem Stand bewegen.
Hier beim Rennen hatten einige Starter dann bis zu 16 Hunde dabei. Teilweise starteten sie in verschiedenen Klassen und suchten sich dann dementsprechend ihre Tiere für den jeweiligen Wettkampf aus. Eine wichtige Regel ist auch, dass die gleiche Anzahl Hunde starten und im Ziel ankommen muss. Verletzt sich also ein Hund, muss er aus dem Rudel genommen und im Sack auf dem Schlitten transportiert werden. Die Tierärzte vor Ort waren wirklich sehr genau und schauten sich alle Tiere vor dem Start und nach dem Zieleinlauf an. Ein Musher lief tatsächlich zehn Minuten nach den anderen Teilnehmern ein, weil er einen Hund aus dem Rennen nehmen musste. Das Tier steckte aber interessiert seinen Kopf aus dem Transportsack, daher konnte nichts Schlimmeres passiert sein.
Aufgabe des Mushers bzw. seines Teams war es dann, das Tier wieder gesund zu pflegen. Das geschieht so lange, bis ein Hund in „Rente“ geht. So hatte Haily den Einstieg in den Sport gefunden, als sie „pensionierte“ Hunde von einem Bekannten übernahm. Die waren aber noch topfit. Entgegen vieler Gerüchte landen sie also nicht im Tierheim. Und auch zu Anfang herrscht noch ein gewisser Welpenschutz. Die Hunde dürfen erst mit 12 bzw. 18 Monaten an den Wettbewerben teilnehmen. Bei diesen Weltmeisterschaften müssen sie zudem die gültigen Impfungen laut Deutschem Gesetz bekommen haben und sie werden einer Dopingkontrolle unterzogen.
Das Startgeld belief sich je nach Klasse auf 40 bis 150 Euro. Die Renndistanzen bewegten sich zwischen fünf und 40 km. Speziell in den USA klingt das Startgeld dann aber wie „Peanuts“, denn dort werden Gewinne von bis zu 50.000 oder 100.000 Dollar vergeben. Der Prototyp des Schlittenhunderennens kommt natürlich auch aus dem Land der unendlichen Weiten. Das Iditarod Sled Dog Race von Anchorage nach Nome mit offiziellen 1.049 Meilen gilt als das längste der Welt. Alle 50 Meilen befindet sich dann eine Versorgungsstation für Mensch und Tier. Die Musher schlafen unterwegs teilweise im Sack auf dem Schlitten. Als das härteste Rennen gilt der Yukon Quest zwischen Fairbanks und Whitehorse mit 1.000 Meilen, nicht zuletzt, weil nur alle 250 Meilen eine Versorgungsstation auf die Teilnehmer wartet. Aber auch die eisigen Temperaturen fordern den Teilnehmern alles ab. Sie kennen dieses Rennen vielleicht aus dem Film Snowdogs - Acht Helden auf vier Pfoten von 2002 mit Cuba Gooding jr. Zu Zeiten des Goldrausches gab es bereits die All Alaska Sweepstakes, die für sehr hohe Wetteinsätze bekannt waren.
Ergebnisse
Jetzt habe ich viel über meine Erlebnisse und erlangten Kenntnisse bei der Weltmeisterschaft 2015 geschrieben. Sicherlich möchten Sie nun auch wissen, wie die von mir besuchten Rennen ausgingen. Hier die verkürzten Ergebnisse:
Offene Klasse 20 km
1. Detlef Oyen Deutschland, 2. Andoni Azpillaga Spanien, 3. Remy Coste Frankreich
8-Hunde-Klasse 16 km
1. Vesa-Pekka Lehtomäki Finnland, 2. Egil Ellis USA, 3. Lars Lind Schweden
6-Hunde-Klasse 12,5 km
1. Julie Bloch Frankreich, 2. Riitta Kempe Finnland, 3. Katie Dagenais Kanada
4-Hunde-Klasse 7,5 km
1. Elin Björk Schweden, 2. Mikael Högberg Schweden, 3. Alain Hercher Deutschland
4-Hunde-Klasse 7,5 km Junior
1. Julie Boysen-Hillest Norwegen, 2. Axel Coste Frankreich, 3. Leo Melina Frankreich
Für die 20 km brauchten Hunde und Musher ca. 38 Minuten, für die 16 km ca. 33 Minuten, für die 12,5 km ca. 22 Minuten, für die 7,5 km ca. 16 Minuten. Dabei standen die Junioren den Erwachsenen in nichts nach, schlossen sogar mit einer schnelleren Gesamtzeit ab.
Bonustipp fürs Fotografieren von Schlittenhunderennen
Die Schneeflocken passen wunderschön zum Anlass und unterstreichen die Bedeutung des Schlittenhundes.
Übrigens noch ein kleiner Tipp für Fotografen: Wenn man sich vorsichtig verhält und etwas in den Wald zurückzieht, bekommt man die besten Bilder. Sie sollten nur nicht auf dem Trail herumlaufen oder zu nah an die vorbeizischenden Gespanne geraten. Die sind nämlich verdammt schnell. Aber bei rücksichtsvollem Verhalten sagen weder Veranstalter noch Musher etwas, wenn Sie sich mit der Kamera am Streckenrand postieren.
Nehmen Sie ein lichtstarkes Objektiv mit und stellen Sie auf Serienbildaufnahme bzw. den Sportmodus. Sie haben dann zwar später ungemein viel Arbeit beim Aussortieren der Bilder, aber es lohnt sich allemal, um den perfekten Moment zu erwischen. Sie werden überrascht sein, welche „Grimassen“ die Hunde beim Rennen schneiden und wie angespannt ihre Körper sind.
Einen Fehler habe ich bei meinem Besuch gemacht, daher habe ich auch sehr wenige schöne Bilder mitgebracht: Ich habe meine Kamera nicht vor Nässe geschützt. Schneiden Sie am besten eine Plastiktüte auf und packen Sie Ihre Kamera darin ein. Vorne und Hinten haben Sie ja dann ein Loch für den Sucher bzw. das Objektiv. Wenn Sie möchten, fixieren Sie die Tüte noch mit üblichen Gummis. So bekommt Ihr gutes Stück zumindest nicht den vollen Niederschlag ab, sollte es regnen oder schneien. Bei mir streikte gleich am Morgen schon der Autofokus und ich konnte nur noch mit manuellem Fokus fotografieren. Mit den schnellen Bewegungen der Gespanne ist das aber wirklich sehr schwierig.
Die nächsten Tage werde ich mir ein kleines Fotobuch mit meinen Bildern basteln. Das geht wirklich ganz rasch und man kann die Bilder jederzeit der Familie oder Freunden zeigen. Schauen Sie doch mal bei den Anbietern vorbei, vielleicht finden Sie ein geeignetes Format für Ihre Erinnerungen.
Fackelwanderung am Abend - stilvolles Rahmenprogramm
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Nachdem ich den ganzen Tag auf der Strecke verbracht hatte, nahm ich abends noch an der angebotenen Fackelwanderung teil. Das war ein gelungener Abschluss für diesen ereignisreichen Tag. Treffpunkt war die Touristeninformation. Kurz nach 17 Uhr setzte sich die unerwartet große Gruppe mit vielen Hunden in Bewegung. Die Teilnahme kostete eigentlich neun Euro, mit Gästekarte sechs Euro, aber für mich als Presse war sie frei. Im Preis sind dann die geführte Wanderung, die Fackeln, ein Getränk und ein Imbiss inbegriffen. Außerdem erhält man am Ziel, im Musher-Camp, noch eine Einführung in die Hunderassen und Schlittenhundegespanne am Lagerfeuer.
45 Minuten ging es stramm bergauf durch die Schneelandschaft. Es hatte den ganzen Tag geschneit und der Weg war etwas rutschig. Festes Schuhwerk und ein sicherer Tritt waren also Pflicht. Ich kann die Wanderung daher wirklich nur fitten Menschen empfehlen, denn selbst für mich war sie sehr anstrengend. Zudem ist warme Kleidung wichtig. Zwar wird einem bei der Wanderung sehr schnell warm, doch oben auf dem Berg im Musher-Camp wehte ein leichter Wind und das Herumstehen ließ mich schnell auskühlen. Ich war mit Ski-Unterwäsche und Ski-Kleidung ausgestattet und fühlte mich damit sehr wohl.
Im Musher-Camp begrüßte uns ein tolles Lagerfeuer. Die vielen Teilnehmer der Wanderung mussten dann recht lange anstehen, um ein Getränk und den Imbiss in Form von Knackwurst im Brötchen zu ergattern. Die Käsebrötchen waren leider schon aus, was für mich als Teilzeit-Vegetarier schade war. Sollten Sie auch zu dieser Gruppe gehören, melden Sie es vielleicht vorher besser an, damit Sie versorgt sind.
Während wir aßen, lauschten wir den Erläuterungen zum Schlittenhundesport. Dem Referenten versagte zwar ab und zu die Stimme, dennoch war es ein sehr interessanter Vortrag. Nur das Publikum war teilweise etwas laut, was das Zuhören erschwerte. Abschließend wurde der Abmarsch der ersten Gruppe zurück nach Todtmoos durchgegeben. Gegen 19.30 Uhr machten wir uns mit Fackeln bewaffnet auf den Weg ins Tal. Ein kleiner Umweg wurde aus Sicherheitsgründen eingebaut, weil inzwischen noch mehr Schnee gefallen war und die Straße glatt wurde. Daher dauerte auch der Rückweg 45 Minuten. Einige Unerschrockene bogen an der Touristeninformation noch ab zur abendlichen Tanzveranstaltung im Kurhaus.
Kurz nach 20.30 Uhr erreichte ich wieder mein Hotel und streckte mich sofort auf dem Bett aus, denn meine Beine schmerzten. Das vorsichtige Laufen auf dem Schnee hatte meine letzten Kraftreserven mobilisiert und das nur wenige Tage nachdem ich mit einer dicken Grippe im Bett gelegen hatte. Aber ich war auch stolz auf meine 15-Euro-Winterstiefel aus Spanien. Sie hatten den ganzen Tag kein Tröpfchen Wasser durchgelassen.
Nicht nur Joy ist erschöpft...wir sind es auch!
Alles in Allem war es wirklich ein wunderschöner Tag in Todtmoos gewesen. Er war sehr lehrreich verlaufen und ich kann mich leider gar nicht mehr an alle interessanten Details erinnern. Unter anderem deswegen bereute ich fast etwas, dass ich am nächsten Tag schon wieder weiter wollte. Aber ich war verabredet und wollte so kurzfristig nicht umplanen. Was mir diese Verabredung Tolles bescherte, lesen Sie bald in einem weiteren Artikel auf meinem Blog. Schauen Sie also immer mal wieder vorbei.
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