Schiffbruch mit Franka Potente
Der britische Kolonialoffizier ist verwirrt. Eben wurde er aus dem Bett geklingelt wegen eines mysteriösen, unverschlüsselten Funkspruchs eines deutschen Unterseebootes. U-156 bittet um Hilfe, weil es das britische Schiff «Laconia» versenkt und Überlebende geborgen haben will. Eine Falle? Der Offizier ist unschlüssig. Dann trifft er eine dramatische Entscheidung. Es ist der 13. September 1942.
5,33 Millionen Zuschauer schalteten gestern den ersten Teil von Laconia ein und sahen, wie ein deutscher U-Boot-Kapitän (Ken Duken) im Atlantik ein britisches Schiff, das er fälschlicherweise für einen Truppentransporter hielt, erst versenkte und dann die Überlebenden (unter anderem die Deutsche Hilda, gespielt von Franka Potente) rettete. Das hat sich 1942 tatsächlich so zugetragen.
Der deutsche Produzent Nico Hofmann und der legendäre englische Drehbuchautor Alan Bleasdale (Oliver Twist) haben die wenig bekannte Episode des Zweiten Weltkriegs zu einem mitreißenden Zweiteiler verarbeitet. Der Quotenerfolg – lediglich das Champions-League-Spiel lockte gestern mehr Zuschauer an als Laconia – belohnt die nicht alltägliche Kooperation zwischen der ARD und der britischen BBC. In Großbritannien lief der Kriegsfilm bereits Anfang des Jahres in einer leicht veränderten Schnittfassung und erhielt begeisterte Kritiken.
Wohldosierter britischer Humor
Auch wenn die entscheidenden Szenen bereits im ersten Teil verarbeitet wurden und Teil zwei im Wesentlichen nur das macht, was man im Fußball als «das Ergebnis verwalten» bezeichnet, unterhält das Drama nach wie vor hervorragend.
Zwar konnten die Schiffbrüchigen aus dem Atlantik geborgen werden, in Sicherheit sind sie allerdings noch lange nicht. Während die Allierten überlegen, ob sie Hilfe schicken oder U-156 angreifen sollen, hofft und bangt Kapitänleutnant Hartenstein, dass das von Admiral Dönitz (Thomas Kretschmann) losgeschickte Schiff rechtzeitig bei den Überlebenden der «Laconia» eintreffen wird.
Dankenswerterweise streuen Bleasdale und Regisseur Uwe Janson immer wieder humorvolle Szenen ein, anstatt permanent auf die Tränendrüse zu drücken. Das Lichtsignal, mit dem U-156 etwaige Schiffbrüchige auf sich aufmerksam macht, lautet «Der Zauberer von Oz». Als zwei Überlebende darauf zu paddeln, meint der eine lakonisch: «Na toll, wir haben ein Kino gefunden.» Derart leichte Momente traut sich kaum ein deutscher Kriegsfilm.
Täter und Opfer zugleich
Natürlich wird es zum Schluss dann doch wieder hochdramatisch. Wird die von Franka Potente verkörperte Deutsche Hilda überleben? Für Kapitänleutnant Hartenstein nahm die wahre Geschichte der «Laconia» jedenfalls kein gutes Ende. Ein halbes Jahr nach den Ereignissen im Atlantik kam er bei einem alliierten Bombenangriff ums Leben.
Dieser «kleine Held», wie ihn Regisseur Janson nennt, war Täter und Opfer zugleich, indem er tat, was er für das Richtige hielt. Und nach ähnlichen Maßstäben entschied auch der britische Kolonialoffizier, als sich seine erste Verwirrung über den deutschen Hilferuf gelegt hatte. Er wollte weder in eine mögliche Falle der Deutschen tappen noch als Kriegsverbrecher gelten.
«Es ist im Interesse unserer Kriegsführung zwingend notwendig, dass wir überhaupt nichts unternehmen», sagt er im Film, «mit der Ausnahme, guten Willen zu zeigen, alle Möglichkeiten sorgfältig in Betracht zu ziehen und natürlich die Amerikaner auf Ascension Island wissen zu lassen, dass eines unserer Schiffe weg ist. Sollen sich die Amerikaner aufregen.» Von den über 2700 Menschen an Bord der «Laconia» überlebten letztendlich knapp 1100. Im Film wie in der Realität.
Titel: Laconia
Regie: Uwe Janson
Darsteller: Ken Duken, Franka Potente, Andrew Buchan, Matthias Koeberlin, Thomas Kretschmann, Brian Cox
Sendetermin: Teil zwei läuft am Donnerstag, 3. November 2011, um 20.15 Uhr im Ersten. Beide Teile werden am Samstag, 5. November 2011, ab 20.15 Uhr bei EinsFestival wiederholt.
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«Laconia» Teil zwei – Schiffbruch mit Franka Potente
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