Arik Platzek jedenfalls scheint dieser Meinung zu sein.
Ein klares Bild über eine anstrebenswerte Welt dieser sogenannten Humanisten findet sich nirgends. [...]
Humanismus in Deutschland ist vor allem profaner Atheismus, gähnend langweilige Kirchenkritik, simple Sozialdienstleistung sowie der beschränkte und fast kurios hilflose Versuch, sich dabei ein weltanschaulich und philosophisch tragfähiges Gerüst zu verleihen.
Wenn er nicht sowohl HVD als auch Mitglied der Giordano Bruno Stiftung (GBS) wäre, könnte man diese Zeilen als einen Angriff auf die genannten Organisationen lesen. So jedoch gehe ich davon aus, dass es sich um den verzweifelten Ruf eines Gutmeinenden handelt, der verändern und aufrütteln will.
Arik stellt einige sehr provokante Fragen. Einige davon ganz sicher zu Recht. Allerdings weiß ich nicht genau, was er damit erreichen möchte. Denn eigene Gegenideen bietet er nicht an.
An Aktivitäten der organisierten Mitglieder mangelt es dem Augenschein nach in keiner dieser Organisationen. Was kann also hinter dem fulminanten Scheitern bei der Realisation von selbstgesteckten Zielen und Ansprüchen stehen?
Ich sehe dieses Scheitern nicht. Die GBS sieht sich als Think-Thank und nicht als “Massenbewegung”, wie sie Arik hier offenbar vorschwebt. Der HVD sieht seine Aufgaben vor allem im sozialen Bereich und – das gebe ich zu – macht für seine hervorragende Arbeit viel zu wenig Werbung.
Meiner Meinung nach hat Arik hier ein Grundproblem des Selbstverständnisses angesprochen, unter dem wir, die wir uns als Humanisten begreifen, haben:
- sind Humanisten keine homogene Gemeinschaft. Es gibt Humanisten in allen Schichten der Bevölkerung.
- sind Humanisten oft fern davon, für die von Ihnen als “normal” bezeichneten Lebenseinstellungen öffentlich einzustehen. Ich meine damit: es gibt einfach für die Mehrheit der Humanisten keinen Grund, sich einer Gemeinschaft von Humanisten anzuschließen. Niemand geht in einen Verein, der keinen anderen Sinn zu haben scheint, für Menschen das zu sein, die menschlich sind.
- sind Humanisten in einer aufgeklärten Gesellschaft keine Minderheit, die für ihre Rechte kämpfen müssen. Wir haben diese Rechte und nehmen sie täglich in Anspruch. Aus eigenem Erleben kann ich sagen, dass ich oft verwundert gefragt werde, weshalb ich Mitglied der GBS bin, da doch logisch ist, dass die Evolution stattfand.
Atheismus, Kirchenkritik oder Religionsfeindlichkeit kann sich vor allem die Giordano Bruno Stiftung, aber letztlich auch der Humanistische Verband zuschreiben. [...] Doch sollte das nun schon alles sein? Humanismus als Gegensatz zu den inakzeptablen Phänomenen in Kirchen oder anderen Formen der organisierten Religion?
Hier scheint Arik wirklich entgangen zu sein, dass es sehr wohl auch Versuche gibt, sich politisch zu positionieren. Da die Positionen aber – was eben an der heterogenen Struktur liegt – weit verbreitet sind, ist das ein schwieriges Unterfangen.
Nic