Gestern habe ich an einem Vortrag mit anschließender Diskussion teilgenommen, der für eine Delegation aus dem Bistum Eichstätt, die gerade zu Besuch ist, organisiert wurde. Der Vortrag war auf Spanisch, es gab aber eine schriftliche deutsche Übersetzung. Dann kam die Diskussion. Eine der Besucherinnen aus Eichstätt sollte vom Spanischen ins Deutsche übersetzen. Ein Kubaner stellte eine sehr, sehr ausführliche Frage. Der Vortragende gab eine sehr, sehr ausführliche Antwort. Die zahlreichen Signale aus dem Publikum, die auf die Übersetzerin hinwiesen, übersah er einfach. Als er dann sagte, „Ich möchte das an zwei Beispielen verdeutlichen,“ wurde der Moderator schließlich deutlich: „Jetzt erst die Übersetzung !“ Da nahm der Vortragende endlich die Übersetzerin wahr (sie saß neben ihm), lächelte charmant, „Ah, natürlich, Entschuldigung !“, beugte sich zu der Übersetzerin hin, nahm deren Kopf zwischen beide Hände und strich ihr übers Haar. Er, kubanischer Priester um die 60, ziemlich übergewichtig. Sie, deutsche Akademikerin um die 40. Schade, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte !
Als sie dann endlich zum Übersetzen kam, stellte ich fest, dass die deutsche Übersetzung jedes Mal viel kürzer war als die spanische Frage oder Antwort. Klar, denn die Kubaner benutzen gerne fünf Sätze, wenn für uns fünf präzise formulierte Wörter genügen.
Fazit: Auf Kuba spielt der Körperkontakt eine viel stärkere Rolle als in Deutschland, und man macht viel mehr Worte.
Schade, dass ich meine Kamera nicht dabei hatte
Autor des Artikels : rsk6400
Zum Original-ArtikelErlebnisse eines deutschen Mönchs im Alltag auf Kuba.