Sauregurkenzeit: Geld, Sport und Sex

Auch ein Blogger braucht mal Urlaub. Deshalb verbrachte ich ein paar Tage auf dem Land – ohne mich allzusehr nach einem vernünftigen Internet-Anschluss zu sehnen. Was gibt es in den strukturschwachen Regionen des mittleren Ostens nicht alles zu beobachten: Lang nicht mehr gesehene Schmetterlinge, nicht nur die handelsüblichen Pfauenaugen, sondern auch Trauermäntel, Admirale, selbst einen Schwalbenschwanz konnte ich sichten – trotz der auch in diesem Jahr wieder zunehmenden Einöde durch Maisfelder zur Biogas-Produktion. Eine Zauneidechse an der Hauswand. Verliebte Marder auf dem Dach.

Trauermantel nascht im Garten

Trauermantel nascht im Garten


Und trotz der brütenden Hitze der vergangenen paar Tage sehen Wiesen und Felder erstaunlich frisch aus – aber der Sommer galt bisher ja auch als fürchterlich verregnet. Deshalb haben es sogar die zu schnell gewachsenen Spreewald-Gurken bis in die Nachrichten geschafft: Große Gurken sind schlecht, weil die deutschen Gurkenesser kleine Gurken aus dem Glas bevorzugen. Dabei können die großen als Senfgurken doch auch sehr lecker sein. Aber größer und mehr ist halt nicht immer besser. Da ist der Kapitalismus eigen.

Ansonsten habe ich den Eindruck, dass ich nicht viel verpasst habe. Die Eurokrise bleibt weiterhin nachrichtenbestimmend, obwohl sich am Inhalt der Nachrichten seit Jahren nichts ändert. Außer, das die genannten Summen größer bzw. unbestimmter werden. Supermario Dragi hat versprochen, das alles Notwendige getan werde, um den Euro zu erhalten. Nun ja. Was soll er auch sonst sagen?! Wenn nicht alles getan würde, wäre der Euro bald nichts mehr wert – was aber nicht heißt, dass die Pleite demnächst nicht trotzdem passieren kann. Ich brauche nur meinen Kontostand anzusehen, um zu bemerken, dass der Euro nicht mehr besonders viel wert ist – ständig muss ich mein Konsumverhalten anpassen, obwohl ich noch nie besonders verschwenderisch gelebt habe.

Immerhin gibt es mit den olympischen Spielen in London nun etwas Ablenkung – wobei mich das ganze Gewese um den Sport persönlich nicht die Bohne interessiert. Ich finde es suspekt, wenn erwachsene Menschen dieses Höher-schneller-weiter-Ding zu ihrem Lebensinhalt machen. Ich bin gar nicht gegen sportliche Betätigung, im Gegenteil, ich fahre beispielsweise gern Rad – aber schaue mir dabei auch die Landschaft an, statt in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Kilometer zu schrubben. Und ich gehe auch gern schwimmen, gerade jetzt, wo es so warm ist, ist das eine feine Sache. Und ein bisschen Gymnastik als Ausgleich für das ganze Am-Schreibtisch-sitzen tut auch gut. Aber dieser ganze Hochleistungssport ist durch und durch krank. Klar, es ist auch ein Geschäftsmodell, deshalb wird diese Selbstfolterung bis zum Exzess betrieben. Und immer neue Doping- und Korruptionsskandale belegen anschaulich, dass es hier sehr viel weniger um Sport, als ums Geschäft geht. Und es geht auch ein bisschen um Sex, sehe ich gerade, interessant, was so über London 2012 berichtet wird: Das wilde Treiben im olympischen Dorf oder “Die Leute haben draußen Sex”

Beim Stichwort Sex fällt mir auch noch eine andere, ebenfalls unglaublich wichtige Nachricht auf – die Twilight-Stars Kristen Steward und Robert Pattinson trennen sich offenbar. Das Film-Traumpaar, das auch privat ein Liebespaar war, scheitert wohl an einem Seitensprung von Kristen Steward – die aktuell bestbezahlte (und vermutlich überschätzteste) Nachwuchsschauspielerin hatte sich zuvor öffentlich für ihre Affäre mit dem 20 Jahre älteren Regisseur Rupert Sanders entschuldigt, der natürlich auch eine vielgeliebte Frau und zwei wunderbare Kinder hat, bei denen sich der reuige Seitenspringer wiederum entschuldigte. Warum ist so etwas eigentlich eine Nachricht?! Es ist ja so ungewöhnlich nicht, dass erwachsene Menschen gelegentlich Sex haben, und das auch nicht immer mit dem (von wem auch immer) vorgeschriebenen Partner. In welchem Jahrhundert leben wir eigentlich?!

Ach ja, für alle, die keine Kinder im Teenie-Alter haben: Die Twilight-Saga ist das nächste große Ding nach Harry Potter, nur dies mal mit Vampiren statt mit Zauberern. Und sehr viel weniger witzig, es geht um Herzschmerz, Verzicht und Verlangen, und das alles so jugendfrei, dass es sogar in den prüden USA an die minderjährige Zielgruppe verkauft werden darf. Vielleicht ist es deshalb so verstörend, dass sich die Schauspieler am Ende doch als normale Menschen erweisen, während ihre Filmfiguren die wahre Liebe erleiden müssen.



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