Von Günter Verdin (www.verdinguenter.blogspot.com)
Das passt: die Drehbuchautorin Dorothee Schön der TV- Politsatire "Der Minister" beschuldigt sich öffentlich des Plagiats: sie habe einige Sätze, die sie ihrer Hauptfigur Franz Ferdinand Freiherr von und zu Donnersberg in den Mund legt , abgeschrieben vom Original, dem über die gefälschte Doktorarbeit gestürzten Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg.
Bei Sat1 kommt das Satyrspiel zuerst und dann die Tragödie in Form der Doku "Abgeschrieben" über Auftstieg und Fall zu Guttenbergs. Und der Zuseher stellt mit Staunen fest: die Realität war noch absurder als die kabarettistische Aufbereitung. Der Boulevard ("BILD") pushte den von Bundeskanzlerin Angela Merkel aus Verlegenheit ins Amt des Bundeswirtschaftsministers gehievten Provinzpolitiker zum Regierungsstar, dessen Wankelmütigkeit in der Entscheidung um die Opel-Rettung und später, als Verteidigungsminister, in der Einschätzung der Kundus-Affäre, zur neuen politischen Querdenker-Qualität hochstilisiert wurde.
Bis heute ist nicht geklärt, ob ein Ghostwriter oder zu Guttenberg selbst über 90 Prozent der Doktorarbeit unzitiert aus anderen Quellen übernommen hat. Der selbstmitleidvolle, von sturer Uneinsichtigkeit geprägte Rücktritt des Glamour-Politikers wirkte so lächerlich , dass die Satire nicht mehr mithalten kann. Obwohl der Kai Schumann unter der Regie von Uwe Janson sein Allerbestes gibt und den fränkischen Baron aus dem bayerischen Nest Guttenberg bis in die vor Eitelkeit sabbernden Mundwinkel köstlichst karikiert. Greller Höhepunkt der an Finessen reichen Inszenierung ist das Show-Theater, das zu Guttenberg zusammen mit seiner Frau anlässlich seines Besuchs bei der Bundeswehr in Afghanistan veranstaltete . Kanzlerin Murkel, ins greisenhaft Altersschlaue schön überzeichnet von Katharina Thalbach,murmelt im Hinblick auf Donnersberg-Guttenbergs großer Popularität :"Das ist wie beim Eisbären Knut.Den fanden auch alle süß. Das vergeht!"
Selten wurde die Hybris der Macht greller aufgedeckt wie in "Der Minister". Die Nemesis der Selbstüberhebung: homerisches Gelächter .