Sarrazin lenkt vom Versagen der Oberschicht ab

Meinungsumfragen zeigen eine große Unterstützung für Sarrazin. Das Gros der Leute beschäftigt sich vermutlich nicht damit, ob es nun angeborene Intelligenz gibt und wie die Statistiken zu lesen sind. Das Gros liest und hört seit Jahren von nicht "integrierten" (soll heißen: "angepassten") arabischen Einwanderern, die nicht einmal in der dritten Generation deutsch sprechen. Und von arabischen Großfamilien, die ihre eigenen Regeln und Gesetze durchsetzen. In Berlin z.B. schaffte es im vergangenen Jahr eine, ihren Sohn vor der Verurteilung für einen tödlichen Verkehrsunfall zu schützen. Der Herr Sohn hatte mit einem teuren Sportwagen eine Fussgängerin tot gefahren, besaß keinen Führerschein und bezog Hartz IV. Zu seinem Glück hat er einen Zwillingsbruder und das Gericht lässt im Zweifel beide in Ruhe, wenn nicht klar ist, wer die Tat begangen hat.
Fragt man sich selbst und andere, welche Einwanderer man denn persönlich kennt, wen man überhaupt dazu zählt und welche Erfahrungen man mit ihnen gemacht hat, kommen dagegen überwiegend positive Beispiele. Die Menschen sind nicht so verschieden wie sie aussehen. Die meisten verfolgen die gleichen Ziele, wenn sie überhaupt welche verfolgen. Wer fließend deutsch spricht, kann aussehen und herkommen woher er will, ich nehme ihn als Deutschen wahr. In dem Sinne, dass er dazu gehört. Ausnahmen bilden nur die religiös Extremen. Aber auch das gilt für alle Richtungen: George W. Bush nimmt das Alte Testament wörtlich. So wie der Hassprediger Koran und Scharia.
Und die anderen, die nicht Integrierten? Es ist schwer, eine völlig fremde Sprache zu lernen. Erst recht, wenn man in der Schule überhaupt keine Fremdsprache gelernt hat. Im Westen sind wir mit Englisch, Französisch und Latein groß geworden. Die sind alle miteinander verwandt. Wer sich damit für weltgewandt hält, möge mal versuchen, das notwendige Alltagsvokabular von Polnisch oder Russisch zu lernen. Einwanderer von dort haben deutsch in der Schule gelernt, deshalb bewegen sie sich hier zumindest sprachlich ziemlich sicher. Umgekehrt brechen wir Wessis (bzw. Wossis) uns 150km östlich von Berlin einen ab, wenn wir pro Tag auch nur eine Vokabel lernen wollen.
Die deutsche Wirtschaft verlangte nach dem Krieg billige und ungebildete Arbeitskräfte. Männer, die zupacken und keine lästigen Fragen stellen. Halt so, wie man sie sich im Kaiserreich und Weimarer Republik erzogen, dann aber an der Front verheizt hatte. Die Walter Jensens und Co. wollten nicht auf dem Bau und unter Tage arbeiten. Da mussten robuste Leute her.
Beschäftigen wollte man sich mit denen aber nie. Man wollte sie vielmehr zurücksenden, als man sie nicht mehr brauchte. Aber sie blieben. Und einige von ihnen machen Probleme.
Für die Oberschicht, die Funktionselite, in Deutschland ist es immer gut, einen Sündenbock in Reserve zu haben. Das ist seit hundert Jahren so. Deutschland kommt überall zu spät an, weil unsere Elite ihr Elitedasein genießt, und ihre Privilegien absichert. Sie verbringt ihre Zeit damit, Einfluss auf die Politik und die öffentliche Meinung zu nehmen. Ihr Ziel ist es, ungestört Steuern hinterziehen zu dürfen und die Leute abzulenken. Sie profitieren davon, wenn die Leute dumm bleiben. Sie wollen keine lästige Konkurrenz für ihre Söhne und Töchter. Und wenn doch zuviele empor kommen, dann sorgen sie dafür, dass es wieder Studiengebühren gibt. Sie sorgen auch dafür, dass die da unten gleich mehrere Jobs brauchen, um über Wasser zu bleiben.
Sie legen ihre Vermögen bei Vermögensberatern und Bänkern an, die den Entwicklungen an den Börsen nachlaufen. Sie richten ihre Unternehmen auf Produkte und Dienstleistungen aus, von denen sie gehört haben, dass sie in den USA und Asien gut laufen. Das wollen sie auch. Aber sie scheitern oft mit beidem. Weil sie sich für etwas anderes als ihre Inzucht nicht interessieren. Sie wissen selten, was draußen gespielt wird. Das war unter Wilhelm Zwo so, als der Rest der Welt Kolonien eroberte, weil er den Bedarf an Rohstoffen für das kommende Industriezeitalter erkannt hatte, und das gilt heute für das Internetzeitalter. Kein bedeutendes Produkt hat Deutschland zum Internet- und Kommunikationszeitalter beigesteuert.
Siemens, Quimonda und Infineon geben boomende Geschäftszweige auf, weil diese sich an Konsumenten richten. Siemens und Co. können aber nur mit Geschäftskunden, vom Privatkunden wissen sie nichts. Ihre Manager nutzen ja auch kein internet und kein iPhone und sie interessieren sich anscheinend auch nicht dafür, womit sich ihre Kinder so beschäftigen. iPads bestellen sie bei ihrem Arbeitgeber als "Weiterbildungsmaßnahmen", als eine Art Marktforschung. Und wenn es darum geht, Karstadt zu modernisieren, eine Antwort auf amazon.com zu finden, versagen sie auch. Sie versuchen es mal, ganz unternehmerisch, aber nur, wenn man sie mit Millionen lockt, abgesichert, selbst für den Fall, dass sie sich nach sechs Monaten schon wieder als inkompetent herausstellen-
Und die andere innovationsgetriebene Industrie, die Finanzindustrie, hat unsere Elite auch noch nie verstanden. Sie wirft sich gerne in Pose und spricht von den "internationalen Kapitalmärkten"; aber sie durchschauen nicht, was gespielt wird. "Wir waren von der Entwicklung an den Immobilenmärkten genau so überrascht wie Sie." eröffnete 2008 der Aufsichtsratsvorsitzende der IKB, Ulrich Hartmann, seinerzeit die Hauptversammlung. Genau. Wann immer es darum ging, sich für sein Geschäft zu interessieren, ein Näschen zu haben, vor der Welle herzulaufen, versagten sie immer und zuverlässig.
Spricht man sie darauf an, fühlen sie sich provoziert.
Sie korrigieren sich nicht, sie reflektieren nicht. Sie schauen nur, ob ihnen jemand deshalb nun die sichere Stellung streitig machen könnte. Dann sorgen sie dafür, dass wir abgelenkt werden, und mit neuen Ängsten klein gehalten werden. Und wenn der Unmut zu starkt anschwillt, müssen Sündenböcke parat stehen.
Und so erfindet der oberste Bänker der Nation, Thilo Sarrazin, die Fiktion eines aussterbenden deutschen Volkes. Er greift dabei zu Bildern aus den dreißiger und sechziger Jahren. Aber es verfängt wieder. Sarrazin hätte besser über das Versagen seiner eigenen Schicht schreiben sollen, und welche Gefahr von den minderen Qualitäten unseres "Materials" in den Führungsetagen mancher Unternehmen und Banken ausgeht.
Aber darum geht es ihm gar nicht. Sarrazin hatte die Veröffentlichung seines Buches so gewählt, dass sie die Regierungsbeschlüsse zum sog. Sanierungspaket übertönen würde. In dieser Woche wurde beschlossen, die Finanzhilfen für die Banken, für die Zunft Sarrazins, mit Sozialkürzungen und Steuererhöhungen für die Unter- und Mittelschicht zu finanzieren. Davon haben die Medien geschwiegen.
Der Plan ist aufgegangen. Die Erregermaschine hat funktioniert.

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