Sarah Beth Durst – The Queen of Sorrow

Sarah Beth Durst – The Queen of Sorrow

Die Inspiration für die High Fantasy - Trilogie „The Queens of Renthia" war ein Unfall. Buchstäblich. Vor einigen Jahren nahm die Autorin Sarah Beth Durst an einem Schreib-Retreat teil. Sie war gerade angekommen und auf dem Weg zu ihrer Unterkunft, einer kleinen Hütte im Wald. Verzaubert bestaunte sie die Natur, sah hoch in die Baumwipfel und achtete nicht auf ihre Füße. Sie stolperte, fiel hin und schlug sich die Lippe auf. Als sie später durch ihr Fenster den Wald betrachtete, den Geschmack ihres Blutes noch auf der Zunge, traf sie die Idee für ihr nächstes Buch wie ein Blitzschlag: Blutgierige Naturgeister! Im Finale „The Queen of Sorrow" beendet Durst die Geschichte, die mit dieser schmerzhaften Erleuchtung begann.

Daleina wusste, dass der Ehrgeiz ihrer alten Freundin Merecot grenzenlos ist. Dennoch traf es sie hart, dass Merecot bereit war, ihre jahrelange Freundschaft für ihre Ziele zu opfern. Allein das beherzte Eingreifen von Naelin rettete Aratay vor Merecots Ambitionen. Jetzt regieren Daleina und Naelin Seite an Seite. Gemeinsam gelang es ihnen, die Kontrolle über die Elementare zurückzugewinnen. Erstmals seit langer Zeit herrscht in Aratay wieder Frieden. Doch als Naelins Kinder von Elementaren aus Semo entführt werden, setzen ihr Zorn und ihre Verzweiflung alles aufs Spiel, was sie erreichten. Sie ist überzeugt, dass Merecot für die Entführung verantwortlich ist. Der Konflikt zwischen den Königinnen droht zu eskalieren. Ein Krieg scheint unausweichlich. Aber Daleina zweifelt. Dieser allzu offensichtliche Schachzug passt nicht zu Merecot. Schon bald erfährt Naelin, wie Recht Daleina hat. Merecot verfolgt Pläne, die größer sind als Semo und Aratay. Können Daleina und Naelin ihr trauen? Ist sie die Hoffnung, auf die ganz Renthia wartet - oder stürzt sie die Welt ins Verderben?

Fehlender Mut ist eine Eigenschaft, die mich bei Autor_innen immer wieder besonders frustriert. „The Queen of Sorrow" ist die furchtsame kleine Schwester der Geschichte, die dieses Finale eigentlich hätte werden können und müssen. Es ist eine Kompromisslösung, mit der Sarah Beth Durst sowohl hinter ihrem Talent als auch hinter dem Potential ihrer Trilogie zurückblieb. Die Lektüre stimmte mich äußerst unzufrieden; ich war beinahe versucht, lediglich zwei Sterne zu vergeben. Seit Jahren beklage ich mich über Schriftsteller_innen, die sich nicht an das Gebot der Bescheidenheit halten, doch mindestens genauso zermürbend finde ich diejenigen, die falsche Bescheidenheit an den Tag legen. Sarah Beth Durst gehört zur zweiten Kategorie. Ich konnte die größere, epischere, signifikantere Geschichte, die im Schatten von „The Queen of Sorrow" lauerte, sehen, riechen, fühlen und schmecken - aber Durst öffnete die Tür zu dieser Geschichte immer nur einen Spalt. Es war, als schrecke sie vor dem, was sie durch diesen Spalt entdeckte, zurück und sei dennoch davon fasziniert. Sie kokettiert mit der Idee dieser Geschichte, ohne den Mut aufzubringen, sich ihr zu stellen und sie in aller Konsequenz umzusetzen. Daher empfand ich viele Szenen in diesem Finale als irritierend, denn stets, wenn ich glaubte, jetzt würde sie die Tür endlich weit aufreißen, machte sie einen Rückzieher und traf Entscheidungen für den Handlungsverlauf, die ich nicht nachvollziehen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich davor fürchtete, Aratay zu verlassen. Oh, natürlich spielt ein Teil von „The Queen of Sorrow" in Semo und wir erleben auch kurze Stippvisiten in die anderen Königreiche von Renthia sowie in das Ungezähmte Land, doch diese Besuche sind wenig mehr als isolierte Momentaufnahmen, die kaum etwas über die unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaften der Welt verraten. Ich fand das traurig, weil ich sicher bin, dass Renthia im Kopf der Autorin detailliert und voll ausschattiert existiert. Hätte sie den Schritt gewagt, Semo und die weiteren Reiche ausführlicher vorzustellen, hätte sie sie allerdings in ihre Geschichte integrieren müssen und ich denke, das hat sie sich einfach nicht getraut, was zu bedauerlichen Lücken führte. Ähnlich verhält es sich mit dem nebulösen Schöpfungsmythos von Renthia, der eng mit den Ereignissen des dritten Bandes verknüpft ist. Meiner Meinung nach hätte sich aus diesem eine sehr elegante Lösung für den grundlegenden Konflikt der Trilogie mit den Elementaren ergeben, dafür hätte Durst jedoch ebenfalls den Fokus öffnen und auf Renthia als Ganzes eingehen müssen. Das wollte sie ganz offensichtlich nicht, wodurch „The Queen of Sorrow" nicht das monumentale Finale darstellt, das ich mir erhofft hatte. Diese Entwicklung erscheint mir unglaublich schade, weil ich mich am Anfang der Trilogie sehr im Einklang mit Durst wähnte, doch je weiter die Geschichte fortschritt, desto weniger befanden wir uns auf einer Wellenlänge.

Ich war nach der Lektüre sehr enttäuscht von „The Queen of Sorrow". Viel enttäuschter, als es die Qualität des Buches eigentlich rechtfertigen würde. Darauf möchte ich abschließend noch einmal hinweisen: Ja, ich habe in dieser Rezension viel gejammert, doch das liegt nicht daran, dass ich gar keinen Spaß mit dem Finale der „The Queens of Renthia"-Trilogie hatte, sondern daran, dass es mich wirklich fuchst, dass eine so talentierte und mit einer reichen Vorstellungskraft gesegnete Autorin wie Sarah Beth Durst ihren eigenen Fähigkeiten nicht vertraute. Es ärgert mich, weil ich felsenfest überzeugt bin, dass sie es besser kann. Ich weiß einfach, dass sie es besser kann. Und weil ich weiß, dass sie es besser kann, werde ich trotz meiner Enttäuschung den Einzelband „The Deepest Blue" lesen. Dieser spielt ebenfalls in Renthia, ist inhaltlich jedoch nicht mit „The Queens of Renthia" verbunden. Ich denke, Durst hat eine Menge über Renthia zu sagen, das sie nicht in die Trilogie aufnahm, weil sie fürchtete, die Kontrolle über ihre Geschichte zu verlieren. Vielleicht konnte sie diese Angst im Rahmen eines Einzelbandes ablegen. Ich wünsche es ihr von Herzen.


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