Nach dem einem Ausflug im archäologischen Park gingen ich, Harald, und Miles essen. Harald wollte mich einladen. Im Lonely Planet hieß es zu dem Restaurant: „Hier bekommt man günstige Menüs, vegetarische Gerichte und Obstsalat.“ Der Name assoziierte zudem indische Küche. Also nix wie rein, bevor uns die kolumbianischen Rubens-Damen ihre Hähnchenkeulen um die Ohren hauen! Wir bestellten: Ich eine Gemüse-Platte, Miles einen Käse-Sandwich, Harald das Fleischgericht. Miles und ich durften nochmal ran. Die gewünschten Gerichte wären heute leider nicht machbar. Halb so wild meine Dame. „Ich hätte dann gerne die Tagessuppe.“ Miles bestellte pikante Pfannkuchen. Miles und ich durften nochmal ran. Auch diese Gerichte wären heute leider leider nicht im Angebot. Miles originelle Alternative war dann das Fleischgericht. „Lassen sie mich noch überlegen, Señora.“ Am Nachbartisch spritzte das Fett nur so. Die freundliche Serviererin brachte drei Säfte. Die gibt es hier standardmäßig zu jedem Almuerzo. Beim Trinekn habe ich ein Dank an die Lebensmitteltechnologie ausgesprochen. Dann kam die freundliche Serviererin mit zwei reich belegten Platten: Reis, Spaghetti, Kochbanane, Schwein, Spiegelei und einige schüchterne Scheiben Tomate, die ganz blass vor Angst war. Beide fingen an, ohne sich „guten Appetit“ zu wünschen – das nenne ich gelungene Assimilation. Sarrazin hätte sich vor Freude ins Höschen gemacht! Wenige Bisse später ging ich zur Köchin und bestellte … Trommelwirbel … das Fleischgericht. Danach studierte ich die geschmackvollen verzierten Wände: Stillleben Früchte, das Abendmahl, Stillleben Gemüse, Jesus’ Konterfei, weidende Schafe, ein Kalender von Anno dazumal. Die Jungs kämpften mit dem Fleisch. Ich wartete. „Jungs, ich fürchte, ich muss auf ein’ von Euch warten, die schein’ hier nur zwei Teller zu hab’n.“ – „Gut Ding will Weil haben – wer’s Fleisch so zäh brät, der braucht Zeit!“ Im Fernsehen lief eine Telenovela. Dann Gehirnwäsche. Ich wurde ungeduldig. Harald wurde fertig. Im Fernsehen liefen jetzt „Nachrichten“ aus der Welt der „Schönen und Reichen“. Ich ging zur Köchin. Fragte nach meiner Bestellung. Sie verwandelte sich in ein Fragezeichen. Schweigen. Nein, Señora, das war kein Arabisch, Udmurtisch oder Zulu. Das war Spanisch! Ja, ich weiß meine Aussprache, aber Señora … Schweigen. Der Holzlöffel stieß gegen den Topfrand. Der Hahn tropfte. Ich ging. Fragte die Bedienung. Ja, ob ich denn auch was wolle? Ich? Natürlich nicht. Schauen sie mich doch an, gnädige Frau! So einer wie ich der wird schon vom Zuschauen satt! Mir reichen Luft und Liebe.
Miles legte sein Besteck nieder. Harald schlug vor zu warten. Wir warteten nicht. Harald bezahlte mir den Einkauf auf dem Markt.
In San Augustín stehen die berühmten monumentalen Statuen der gleichnamigen Kultur, welche zwischen dem 6 Jh. v. Chr. bis zur Entdeckung des amerikanischen Kontinents der Spanier existiert haben soll. Soll, weil sehr wenig über jenes präkolumbianisches Volk bekannt ist. Bei den Skulpturen handelt es sich um so genannte anthropomorphe Darstellungen von Göttern, die die Gräber der Stammesältesten bewachen. Wie auch schon bei den Kaisergräbern von Hue in Vietnam spielt der Schutz des Toten vor bösen Geistern eine zentrale Rolle. Beim letztgenannten legte man Mauerblenden um die Sarkophage an.
Neben den Schachtgräbern besuchten wir noch eine Flussenge des Río Magdalena und die beeindruckenden Wasserfälle Salto de Bordones und Salto del Mortiño, die sich hunderte Meter tief in grüne Schluchten stürzten. Ich, Miles, Laura und Aaron saßen den ganzen Tag auf dem Dach eines Jeeps.