© Stefan Scherer
Man muss sich immer vor Augen führen, dass man sich bei Android für eine völlig andere Philosophie entscheidet als diejenige, die hinter den Produktlinien von Apple steht: kauft man sich zB. ein iPad, dann funktioniert dieses (nahezu) perfekt “out of the box”, allerdings wird man damit auch praktisch jeden wirklich eigenen Gestaltung beraubt, denn man muss das Gesamtpaket eben nehmen, wie es ist. Und wenn man sich stört an einem Punkt, der in den Bereich “nahezu” fehlt, dann kann man sich nur damit trösten: “Its not a Bug, its a feature…”
Bei Android-Geräten ist das anders: letztendlich erhält man die Hardware zusammen mit einem Betriebssystem, dass man für sich selbst individuell anpassen kann – und manchmal sogar anpassen muss, weil man nur so ein optimales System erhält. Manchmal ist Vielfalt nachteilig, manchmal auch spannend und am Ende einem fertig gelieferten System überlegen. Aber immer macht es (ein bisschen) Arbeit, denn schliesslich ist es ein System, dass auf vieler unterschiedlicher Hardware laufen muss und nur teilweise durch die Hersteller angepasst wird.
Ein typische Beispiel dafür ist die Benutzeroberfläche des Samsung Galaxy Tab 2 10.1, welches von der schlichten Hardwarekonfiguration (mit Ausnahme des Displays, um nicht gleich wieder die üblichen Diskussionen zu beginnen) dem aktuellen iPad eigentlich immer noch ebenbürtig ist – gar nicht zu reden an dieser Stelle vom Galaxy Note 2 Tab 10.1, welches technisch schon ein richtiger Überflieger ist.
Trotzdem kann man nicht wirklich abstreiten, dass das Galaxy mit der Android-Version “Ice Cream Sandwich” (ICS) unter der Bedienerobefläche, die Samsung mitliefert, nicht ganz so weich und glatt läuft wie das iPad. Zwar hat das letzte Update Einiges verbessert, aber eben noch nicht Alles.
An dieser Stelle wäre bei iOS das Thema erledigt, denn Eingriffe in diesem Bereich lässt Apple einfach nicht zu. Bei Android ist das aber anders, und so bin ich nach ein bisschen Recherche im Internet auf einen alternativen “Launcher” gestossen, d.h., eine eigenständige Benutzeroberfläche insbesondere für die Homescreens. Und dieser Launcher macht das Tablet wirklich sehr, sehr schnell.
Aber dieser Geschwindigkeitszuwachs ist nicht der einzige Vorteil: zusätzlich liefert der Nova-Launcher nämlich auch ein Dock, in dem bestimmte Applikationen fest verankert werden können. Ja, ich weiss, genau dieses Dock liefert auch iOS, und zwar sousagen “serienmässig”, aber der Nova-Launcher kombiniert dies natürlich mit all den Möglichkeiten, die Android mitbringt, zB. diejenige der “Widgets” – die ja Apple jetzt auch einführen will und nur verschämt “Cards” nennt. Nein, Apple würde doch nie Features anderer Betriebssysteme “adaptieren”…
Auch ansonsten sind die Individualisierungsmöglichkeiten vielfältig – und die mit geringen Kosten verbundene Premium-Version (ansonsten ist der Launcher kostenlos) bietet zusätzlich noch diverse Gesten, die individuell belegt werden können. Ich habe bisher von dieser Investition abgesehen, da ich mir noch nicht sicher bin, ob ich insbesondere diese Gesten nutzen würde.
Ich jedenfalls habe das Gefühl, dass jetzt mein Galaxy-Tablet keine erkennbaren Nachteile mehr gegenüber einem iPad hat, was die Benutzeroberfläche betrifft – und dabei eben die Vorteile zusätzlich liefert, die Android nun einmal bietet.
Und zusätzlich freue ich mich auf “Jelly Bean” (JB), die neue Android-Version, die in wenigen Tagen auch mein Gerät erreichen soll und die das “Project Butter” enthält, von dem man wahre Wunderdinge erzählt. Allerdings wird das nichts daran ändern, dass der Nova-Launcher nun Standard auf meinem Tablet ist.
Photo: Stefan Scherer