Das Thema Saisonende und der Übergang von der Wettkampf- in die wettkampffreie Zeit ist ein kaum zu unterschätzender Faktor für die kommende Rennsaison. Gerade in diesem Jahr bemerke ich das besonders.
Dieser Punkt hat mehrere Dimensionen:
Auf der einen Seite betrifft es die emotionale Stimmung. Wenn ich „aufhöre, wenn’s am schönsten ist“, dann freue ich mich jetzt schon wieder auf den Trainingseinstieg, mache frühzeitig Pläne für die kommende Saison und kann es fast nicht erwarten, wieder mit den ersten ernsthaften Einheiten zu beginnen.
Auf der anderen Seite bemerke ich das persönlich auch auf der körperlichen Ebene. Was für den einzelnen Wettkampf gilt – nämlich dass ich rascher regeneriere und wieder ins Training einsteigen kann – das gilt auch für das Makro-Level einer ganzen Saison. Wenn ich mit schwachen Wettkampfleistungen die Saison beende, dann spüre ich eine gewisse Mattigkeit, bin müde und unmotiviert. Meist machen sich dann auch gleich diverse Zipperlein bemerkbar. Kaum fällt der Fokus ab, fällt auch diese ganz spezielle Anspannung ab. Und während das einerseits gut ist und auch ein paar Wochen lockeres, unstrukturiertes Training und „Beine hochlegen“ angesagt sind, so kann es andererseits recht schnell in eine negative Spirale münden.
Die vergangene Saison war ja für mich überragend gut gelaufen. Okay, zu Beginn tat ich mich wie so oft etwas schwer, in den gewissen Wettkampf-Modus zu kommen, aber mit etwas Ladehemmung im einen oder anderen Liga-Rennen lief es dann zumindest ab dem Höhentrainingslager in St. Moritz in der zweiten Saisonhälfte wie geschmiert.
2019 wollte ich ja der Straße weitestgehend den Rücken kehren, weder eine Mittel- noch eine Langdistanz absolvieren und generell mehr off-road unterwegs sein. Das zeigte sich schon gleich zu Saisonbeginn, wo ich neben dem Dirty Race im Januar schon früh in das „Cross-Jahr“ 2019 startete und bereits im März die erste nationale Meisterschaft mit der Cross-Duathlon DM anstand (Bronze). Danach kamen ein paar Landschaftsläufe, um mir ein wenig Wettkampfhärte einzuhauchen, sowie ein MTB-Marathon. Alles voll aus dem Training, alles ohne Ambitionen.
Das erste RICHTIG wichtige Rennen kam dann aber dennoch viel zu früh: Die Cross-Triathlon WM im spanischen Pontevedra sah mich beim Schwimmen und Laufen in zwar halbwegs annehmbarer Form (für April), aber mit dem Radfahren haperte es noch gewaltig. Das fehlende Frühjahrs-Trainingslager machte sich bemerkbar.
Dann hatte ich meinem lieben Sportfreund Rolf Schwarz wieder für das Liga-Team des TV Forst zugesagt, für die ich alle 4 Rennen absolvierte. Aber letztlich geht es mir – Team-Gedanke hin oder her – dann doch wie ihm: Es macht mir einfach mehr Spaß, wenn alle ähnlich committet sind und man vorne dabei ist. Fazit: Nächstes Jahr eher nicht mehr – zumindest nicht in einer solchen Konstellation.
Zwischendrin gab’s die ersten beiden Rennen der XTERRA European Tour in Belgien und Frankreich. Gleiches Bild: Ganz solide Schwimm- und Laufleistungen, unterbrochen von inakzeptablen Radleistungen. Entsprechend beide Male das Podium verfehlt (zwei Mal 4. Platz).
Dank meiner guten Freundin Sandrine aus der Schweiz, bot sich mir die Gelegenheit, zwei Wochen nach St. Moritz ins Höhentrainingslager zu gehen. Ich war mir nicht sicher, ob die Höhe überhaupt etwas bringt und noch weniger, ob sie MIR etwas bringt. Das Experiment entpuppte sich als der absolute Kracher! Nicht nur, dass das Engadin mit traumhafter Bergkulisse aufwartet, die Trainingsbedingungen sind einfach rundherum ein Traum. Der klare Fokus lag entsprechend auf dem Bike. Und obwohl ich das Triathlon-Rad dabei hatte, trainierte ich fast ausschließlich auf dem MTB, dem Rad, mit dem ich die restlichen Rennen absolvieren sollte.
Dann der Paukenschlag in Prachatice (Vize-Europameister) und Zittau (Deutscher Meister). Jetzt passte auch die Radleistung zum Rest und dann war ich auch ganz vorne konkurrenzfähig. Danach ging es gleich im Zwei-Wochen-Rhythmus weiter: Die zwei verbliebenen Rennen beim XTERRA Luxemburg und XTERRA Netherlands machten mir wieder eine Menge Spaß. Während ich in LUX vom Pech verfolgt schien und einfach wahnsinnig viel schief lief (und ich entsprechend knapp den Sieg verpasste), zeigte ich auf Ameland eine wirklich souveräne Leistung und holte mir nicht nur den Tagessieg, sondern auch den Sieg in der XTERRA Benelux Challenge und der XTERRA European Tour. Ich habe mich in diesem Jahr tatsächlich gleich sechs Mal für die XTERRA World Championship im Oktober auf Maui qualifiziert.
Nun stehen noch zwei Optionen an: Eine Einladung, meine Saison beim KraichgauMAN im nahen Östringen abzuschließen ODER beim Trails4Germany 20k-Trailrun im nahen Blaubeuren (das ODER ist ein logisches ODER und beinhaltet das UND – es geht also auch theoretisch beides). Stand jetzt denke ich, dass ich eher keines dieser beiden Rennen mache und – siehe oben – aufhöre, wenn’s am schönsten ist. Das schöne Gefühl, die Motivation und die Vorfreude auf ein gigantisches 2020 kann im Grunde nur schlechter werden…
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