Fantasy mag man, oder man mag es eben nicht. Und besonders kritisch wird es bei Werken, deren Seitenzahl sich der 1000 nähert. Entweder Segen oder Fluch. Etwas dazwischen gibt es nicht – jedenfalls nicht für mich. Entweder ich kann mich so in die Geschichte hineinversetzen, dass ich zum Schluss ganz erstaunt bin, dass die vielen Seiten schon auf der linken Buchseite sind – oder ich bete verzweifelt den Schluss herbei.
Sabrina Qunajs Roman Elfenmagie nähert sich stark den 1000 Seiten, und ist dabei erst der Auftakt einer Fantasyreihe.
Vanora wächst bei ihrem Vater auf, ohne zu wissen, dass sie eine Halbelfe ist. Bis eines Tages der geheimnisvolle Glendorfil auftaucht und ihr eine zentnerschwere Last aufbürdet. Nur sie kann das Elfenreich, kann Lichtelfen und Dunkelelfen wieder vereinen, denn sie stammt von mächtigen Elfen ab. Doch Vanora will ihren Vater nicht verlassen, bis es eines Tages keinen anderen Ausweg mehr gibt und sie ins Reich der Dunkelelfen gebracht wird – angeblich nur zu ihrem eigenen Schutz. Doch stimmt das wirklich oder soll sie nur als Waffe, als Werkzeug dienen in einer uralten Auseinandersetzung?
Vanora als Hauptfigur sind in etwa ein Drittel (nach meinem Empfinden, ich habe nicht nachgezählt, also – Statistiker an die Front!) der Kapitel gewidmet, auch wenn sie in fast jeden anderen auch eine Rolle spielt. Doch der Blickwinkel ändert sich ständig. Geschickt wechselt Sabrina Qunaj zwischen den einzelnen Figuren hin und her; der eine nimmt da den Faden wieder auf, wo ihn kurz zuvor ein anderer fallen lassen hat.
Vanora, der Kobold Bienli, Elfenkönig Eamon und der Lichtelf Nevliin als Vermittler zwischen den beiden Reichen, sowie die Königin der Lichtelfen Alkariel sind die einzelnen Figuren, mit denen ich umherreise und mich in gefährliche Schlachten stürze. Sowohl auf der Seite der Guten, als auch auf der Seite der Bösen, denn in Elfenmagie darf jeder mal zu Wort kommen. Ich kann mir mein eigenes Bild davon machen, wer letztendlich die besseren Absichten hat, wer schwarz und wer weiß ist. Sicher ist für mich jedoch, dass beide Seiten nicht gänzlich unschuldig sind, dass auf beiden Seiten Rachegefühle und Verrat zu Hause sind.
Genau dieses Spiel mit den beiden Seiten, mit Gut und Böse, macht Elfenmagie für mich zu einem sehr intelligenten Fantasyroman, der nicht jedes Klischee bedienen muss, um zu funktionieren und spannend zu sein. Er begeistert durch die schillernden, detailgetreu gezeichneten Charaktere, durch Gefühl und Witz, durch eine fesselnde Sprache und eine innovative Story – und das alles bei einem Debütroman. Herz, was willst du mehr?
Den nächsten Band, bitte!
Taschenbuch: 976 Seiten, erschienen bei Aufbau, Februar 2012.
ISBN: 978-3746627380
Vielen Dank an den Aufbau-Verlag für die Bereitstellung von Elfenmagie – und ein großes Dankeschön für die “Vermittlung” an Blogg dein Buch.