Rwanda, Huye District/Süd-Provinz, 16. Mai 2014. Unsere Fahrt führte quer durch den Berg-Regenwald auf der asphaltierten Fernstraße, die von Cyanguru an der Westgrenze Ruandas nach Butare im Süden Ruandas führt. Sie ist Teil der Fernstraße von Mombasa/Kenia (wichtigste Hafenstadt Ostafrikas, auch für den Kaffeehandel mit Ruanda) über Nairobi, Kampala (Hauptstadt Ugandas) und Kigali nach Bukavu/Cyangugu.
Vollbartmeer-Katzen begegneten uns am Straßenrand
Vollbartmeer-Katzen leben vorwiegend auf dem Boden, sind tagaktiv
Unser Ziel war die auf 1.750 m hoch gelegene KOAKAKA Cooperative in Karaba im District Huye, Southern Province.
KOAKAKA Cooperative in Karaba im District Huye
Wie überall in Rwanda wird die Arabica-Sorte Bourbon Mayaguez (RED BOURBON) angebaut, und auf einer Höhe von 1.700 bis 2.000 m ü.d.M. nur per Hand selektiv (rote Kirschen) gepflückt.
Gerade angekommen und direkte Konzentration auf die neuen Informationen
KOAKAKAs Geschichte begann im Jahr 2002, als drei Farmer einen Zusammenschluss planten, der sie in der Süd-Provinz stärker machen sollte.
Zwei Jahre später entstand aus dem Zusammenschluss eine Genossenschaft (Cooperative), was bedeutet, dass die Mitglieder die Eigentümer des Gemeinschaftsunternehmens sind. Firmiert wird unter dem Namen KOAKAKA, oder auch Karaba Coffee Growers Cooperative. Seither ist KOAKAKA von 867 (davon 240 Frauen) auf rund 2.000 Mitglieder gewachsen.
KOAKAKA Cooperative in Karaba
Der General Manager gab uns ein allgemeines Briefing zur Cooperative und zur Anlieferung von frisch gepflückten Kirschen
Der General Manager und später Everest, der “Chief Technician Quality Controller” der Kooperative führten uns durch den Prozess der Nassaufbereitung. Hier hatten wir den Eindruck ein besonders sorfältiges Processing zu erleben. Wenn ein Farmer seine Ernte liefert, wird die Ware erst gewogen, dann die Qualität geprüft.
Wiegen
Geprüfte Qualität
Alle relevanten Daten werden schriftlich erfasst
Alle grünen und überreifen Kirschen werden ausselektiert. Und es wird wieder gewogen. Das Ergebnis wird schriftlich festgehalten.
Der Farmer und das Verwaltungsbüro erhalten eine Durchschrift mit allen relevanten Daten (individueller Code für die Einlieferung, der den gesamten Prozess begleitet, Namen des Farmers, Bankkontodetails, Sektor, Distrikt, Washing Station, Summe die bezahlt wird, Preis pro Kilogramm, hier aktuell 270 F/1 kg Kirschen. Anmerkung: Je nach Verkaufserfolg sollen die Farmer am Ende der Saison eine Prämie erhalten, die zwischen 55 und 100 Ruandische Francs pro kg liegen). Danach werden die Kirschen in einen Wasserbassin vorselektiert.
Entpulpungsmaschine
Die schweren, guten Kirschen wandern in den Entpulper. Blätter, Geröll und die Floaters, also die Kirschen, die oben schwimmen, werden ausselektiert. In der Entpulpungsmaschine können 3 Tonnen Kirschen in der Stunde verarbeitet werden. Sie werden in drei Qualitäten nach der Entpulpung getrennt. Eine Rüttelsiebmaschine trennt die Bohnen in drei Größen. Gleichzeitig wird nach Dichte selektiert. In A1, A2 und A3 Qualität. Je schwerer desto besser die Qualität.
Kirschen marsch…
Das Entpulpen startet…
Die Rüttelsiebe sorgen für eine qualitative Selektion
Die Qualitäten werden separiert. Hier die A1 Qualität
Jede Qualität wird separat fermentiert. In der ersten Stufe für 15 bis 18 Stunden ohne Wasser. Sonst würde die Pulpe, die teilweise mit läuft, sich negativ auf das Aroma auswirken.
Jede Qualität wird separat fermentiert. In der ersten Stufe für 15 bis 18 Stunden ohne Wasser.
In der zweiten Fermentationsphase wird der Kaffee mit Quellwasser gereinigt
In der zweiten Fermentationsphase wird der Kaffee mit Quellwasser gereinigt und für 19 bis 24 Stunden nass fermentiert. Der Wasseraufwand für 3 Tonnen Kirschen beträgt ca. 3.700 Liter Wasser.
19 bis 24 Stunden nass fermentiert
Nass-Fermentation separiert nach Qualitäten
Dann kommen die Parchments auf die Trockenbetten. Vorher werden sie auf Fehlbohnen händisch geprüft.
Jedes Lot hat seinen eigenen Code-Zettel
Mühevolle Handarbeit, die viel Konzentration erfordert
Bis zu 4 Wochen bleiben sie unter regelmäßigem Wenden draußen auf den Trockenbetten. Die schwarze Folie unten drunter schützt in der Nacht vor der Kälte. Bis sie eine exakte Restfeuchte von 12 Prozent erreicht haben. Im Lagerhaus werden die Parchments zwischengelagert.
Bis zu 4 Wochen bleiben die Parchments auf den Trockentischen und werden regelmäßig gewendet
Regelmäßige Messung einer 165-g-Probe auf ihre Restfeuchte; hier waren es noch 15 Prozent
Muster werden von jedem Lot gezogen und bei Rwascoscco (Exportpartner) in Kigali geröstet sowie auf ihr Cup-Profil hin verkostet und bewertet. Erst dann werden die Lots, die zusammen passen, gemischt und für den Export in eine Dry Mill transportiert. Rohkaffee-Samples werden an den Export-Partner versendet.
Vorbereitete Samples für die Definition des Cup-Profils
Selbstredend hat diese Kooperative vorderste Plätze beim nationalen Cup of Excellence gewonnen und ihren letzten Lot zum Beispiel für 19 US$/lb versteigern können.
Regelmäßige Cup-of-Excellence-Sieger
Der Ablauf des sehr präzisen detailierten Prozesses hatte mich überzeugt. Nach der Führung war ich sehr gespannt, wie ein Kaffee von dieser Washing Station tatsächlich schmeckt.
Überzeugende Präsentation. Kompliment
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Rwanda, Kigali, am nächsten Tag, 17. Mai 2014 hatten wir bei Rwashascco und KZNoir die Gelegenheit an einem phantastischen Cupping ausgewählter Kaffees teilzunehmen.
Cupping bei KZNoir
Cupping-Vorbereitung
Zu meiner Freude schmeckte in der Blindverkostung der Koakaka-Kaffee aus den Huye Mountains am besten und auch bei der professionellen Cup-Tasterin und Qualitäts-Controllerin Laeticia Mukandahiro punktete der Kaffee am besten.
Cup-Tasterin und Qualitäts-Controllerin Laeticia Mukandahiro
Laeticia Mukandahiro
Die große Mühe lohnt sich also, dachte ich bei mir.
Mit verblüffenden, unglaublich schönen (Kaffee-)Eindrücken machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zum Flughafen. Überhaupt erstaunten mich die Menschen, wie warmherzig, fürsorglich und gastfreundlich sie hier in diesem wunderschönen Land sind. Ich kann nur jedem empfehlen, dieses Land einmal zu besuchen. Egal wo oder wann ich irgendwo war, ich fühlte mich stets sicher. Meinen Dank möchte ich an Nicole Pilz von der BSOC für ihre exzellente Organisation richten. An alle Ruander für ihre warmherzige Gastfreundschaft. Und besonders möchte ich mich bei SAM, Roger und Jaques bedanken, die mir nicht nur mein Herz für Ruanda öffneten, sondern in denen ich wunderbare Freunde fand, die ich nie missen möchte.
Samuel Muhirwa (li.)
Jaques Nshimyumukiza
Roger Niyonshuti (re.)
Von Kigali ging es am Abend mit Zwischenlandung in Entebbe/Uganda zurück nach Brüssel, wo wir um kurz vor 06:00 Uhr am Sonntagfrüh, 18. Mai 2014 landeten. Nach 3 Stunden Aufenthalt und den Eindrücken des plötzlich wahrgenommenen “Überflusses” startete bei Sonnenschein mein Flugzeug nach Berlin-Tegel. Pünktlich um 11:40 Uhr landete ich in der regnerischen Heimat. Freunde holten mich am Flughafen ab. Es ist auch schön wieder daheim zu sein.
Murakoze. Murabeho Rwanda. Danke und Auf Wiedersehn Ruanda.
Murakoze Rwanda. Murabeho Rwanda