Inspiriert vom Artikel “Klettermädchen” bei Blumenpost möchte ich gerne anknüpfen und über die Experimente unserer Tochter berichten.
Wir gehen von Anfang an (ab etwa 3 Monaten) mit ihr schwimmen, seit sie 1 Jahr alt ist zum Eltern-Kind-Turnen und seit dem letzten Sommer regelmäßig auf Spielplätze.
Beim Eltern-Kind-Turnen ist immer eine Rutsche aus großen Matten aufgebaut, auf der sie schon immer gerne in allen möglichen Richtungen (vorwärts, rückwärts, auf dem Bauch, auf dem Rücken) gerutscht ist. Ich habe immer daneben gestanden und ihr gesagt, dass sie warten muss, bis die anderen Kinder die Rutsche frei gemacht haben. Ansonsten habe ich sie selbst ausprobieren lassen, welche Technik ihr am Besten liegt.
”© Mamis Blog”
Bei uns zu Hause haben wir auf dem Balkon bzw. auf der Wiese am Haus eine Baby-Rutsche stehen, die ihre Kreativität ausgebaut hat. Hier wird auf Knien, auf dem Bauch, auf dem Rücken, im Liegen, in der Hocke, usw. herunter gerutscht. Auch hier hab ich immer nur zugeschaut, dass nichts passiert und sie sonst selbst experimentieren lassen. Natürlich ist sie auch mal unsanft aufgekommen – aber pro Rutschtechnik dann nur einmal, denn daraus hat sie natürlich gelernt.
Beim Schwimmen hat sie zunächst auch im Babybecken mit der Rutsche angefangen und ist in den 20 cm Wasser gelandet. Später haben wir dann die Rutsche im Kinderbecken ausprobiert, die etwa eine 1,5 m lange Röhre ist und in einem 120 cm tiefen Wasser landet. Auch hier hat sie ihre Rutschtechniken erweitert und wollte immer Neues ausprobieren. Auch hier ließ ich sie selbst experimentieren – teilweise zum Schock anderer Eltern, die ihre gleichaltrigen Kinder nicht allein rutschen lassen wollten. Passieren konnte hier ja meiner Meinung nach nichts, denn durch die Schwimmflügel kam sie von selbst wieder hoch. Und Wasser im Gesicht und in den Augen war sie vom Babyschwimmen gewohnt, da sie dort von Anfang an regelmäßig getaucht ist. Wir haben immer zugeschaut, als der Papa die ganz große Rutsche herunter gerutscht ist und die Kleine hatte sichtlich Spaß daran. An einem Tag, als sie ziemlich viel rutschen wollte, haben wir sie gefragt, ob sie mal mit Mama auf die ganz große Rutsche möchte. Einen Versuch war es wert. Wir sind also die Treppen hochgeklettert, haben uns gemeinsam hingesetzt und sie lag auf meinem Bauch. Wir sind dann die lange Tunnelrutsche, die teilweise bunt beleuchtet, teilweise aber auch ganz dunkel war, herunter gerutscht und sie hat gegluckst und gelacht und hatte genauso viel Spaß wie ich. In ihrem Alter finde ich das sehr beeindruckend, dass sie das schon mit großer Freude mitmacht. Aber woher sollte sie auch Angst haben, wenn wir ihr das zutrauen und ihr keine Scheu oder sogar Ängstlichkeit vermitteln?
Die Leiterin des Babyschwimmkurses hat mal einen Satz gesagt, der mir im Kopf geblieben ist: “Angst hat nur, wer die Gefahr kennt”. Das passt sehr gut! Denn die Kinder kennen eben die Gefahr noch nicht und haben somit von Natur aus keine Angst vor Höhen und Weiten. Natürlich sind wir Eltern dafür verantwortlich, darauf zu achten, dass nichts passiert. Meine Meinung und Erfahrung sagt mir, dass unsere Kleine inzwischen schon sehr gut weiß, was sie sich zutrauen kann und wo sie ohne Hilfe herunter springt und herunter rutscht. Ich bin davon überzeugt, dass das auch daher kommt, weil wir ihr von Anfang an nur Hilfestellung angeboten haben und sie immer selbst ausprobieren ließen.
Umso erschreckender finde ich, dass es immer wieder vorkommt, dass besonders andere Mütter eingreifen und meiner Tochter beim Klettern und beim Rutschen sowie auch beim Herunterspringen die Hand aufzwingen oder sie sogar festhalten. Hier kann ich von verschiedenen Erlebnissen berichten:
– Beim Schwimmen lief unsere Kleine mit Schwimmflügeln auf den Beckenrand zu und wollte reinspringen, während ich 1 Meter entfernt dahinter stand. Das Wasser war tief genug und durch die Schwimmflügel wusste ich, dass sie ja nicht unten bleiben wird. Kurz bevor sie den Rand erreichte und springen wollte, griff eine andere Mama ihre Hand und hielt sie fest. WAS SOLL DAS?
– Beim Klettern auf eine Bank beim Turnen packte eine andere Mama sie und setzte sie auf die Bank. WAS SOLL DAS?
– Beim Herunterspringen von einem Kasten beim Turnen reichte eine andere Mama ihr die Hand, obwohl ich daneben stand. WAS SOLL DAS?
Ich könnte noch viel mehr berichten, das würde aber den Umfang dieses Artikels sprengen. In allen Fällen habe ich nur gesagt, dass sie das schon kann und selbst ausprobieren soll und sie nach Hilfe fragt, wenn sie meint, diese zu brauchen. Das habe ich sehr ruhig gesagt, aber innerlich ärgert mich das maßlos, denn ich möchte nicht, dass unsere Tochter durch diese Gesten der Ängstlichkeit anderer Eltern auch Angst entwickelt oder sich selbst weniger zutraut.
Sicherlich haben die Eltern ihre Gründe dafür und haben vielleicht schon etwas erlebt, was sie zu dieser Vorsicht verleitet. Es ist aber doch meine Tochter und ich stehe in der Nähe. Ich fühle mich dadurch übergangen oder als unverantwortliche Mama dargestellt.
Inzwischen klettert sie ganz alleine diese große Rutsche auf dem Spielplatz hoch, setzt sich oben hin und rutscht mit einem Glucksen und Lachen herunter – sichtlich stolz. Natürlich stockt mir auch manchmal der Atem, wenn sie auf einer Sprosse etwas abrutscht oder sich nur mit einer Hand festhält. Trotzdem lasse ich sie das möglichst wenig spüren und animiere sie immer wieder dazu, sich festzuhalten und nicht herumzuturnen. Das klappte bisher sehr gut und ich hoffe auch weiterhin darauf, dass sie durch die Selbstsicherheit, mit der sie diesen Herausforderungen begegnet, nicht fällt und wenn doch, einen guten Schutzengel hat.
”© Mamis Blog”
Wenn ich eine vorsichtige Prognose abgeben darf, hat sie bestimmt die Abenteuerlust von mir und wird später mit mir in Freizeitparks Achterbahnen mit Loopings und andere lustige Karussells mit viel Spaß ausprobieren und wird nie genug davon bekommen. So war und bin ich auch: Höher, schneller, weiter – und je mehr Loopings und je schneller, umso besser. Ich freu mich schon darauf, wenn wir das gemeinsam erleben dürfen.
Wie sind Eure Erfahrungen diesbezüglich? Lasst Ihr Eure Kinder auch selbst experimentieren und vertraut darauf, dass sie sich selbst richtig einschätzen? Oder habt Ihr vielleicht schon eine Situation erlebt, die Euer Verhalten verändert hat und seit der ihr vorsichtiger geworden seid? Ich freue mich auf Eure Kommentare mit Euren Erfahrungen.
Eure Mami Renate
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