Lenchen will verreisen und ich habe Erfahrung. Meist ist sie in solchen Situation nervös und sendet deshalb jedes Mal aufgeregte Fragezeichen in meine Richtung:
“Mily, wo issen Diesoderjenes?”
Dem gehe ich heute aus dem Weg, indem ich mir “Russendisko” aus dem Store loade. Gucke den Film schmunzelnd und will sie schließlich teilhaben lassen.
Zitiere ihr den Film-Vater:
“Die DDR ist gegenüber der Sowjetunion die bessere Perspektivlosigkeit.”
Doch sie – als habe sie das Zitat nicht vernommen – will nur wissen, wo ihre Tasche ist. Die mit den Rollen.
Mein zweiter Versuch zitiert den Film-Rabbiner:
“Früher wollten alle Juden Russen sein – nun wollen alle Russen Juden sein.”
Worauf [sic!] sie gegenfragt:
“Vielleicht sollen wir einmal im Keller nachsehen?”
Toll! ”Wir” übersetzt unser binationaler Familien-Translator mit “ich”, was letztendlich bedeutet, ICH solle im Keller nachsehen, weil sie eine ihrer Taschen nicht findet. @?
Letzter Versuch:
Nun, um sie zu entspannen, entkrampfen sozusagen, laufe ich hinter ihr durch die Wohnung und erzähle ausführlich dies und jenes aus dem Film.
Die Sequenz mit der Meldestelle …
“Oups – Jetzt hätte ich doch beinahe einen Juden aus Ihnen gemacht!”
… ist doch saukomisch. Oder?
Sie bleibt in ihrem Zustand.
“Also wenn du nicht in den Keller gehst, dann gehe ich!”
So ein Quatsch: Die Tasche mit den Rollen ist doch nicht im Keller – die ist im Arbeitszimmer. Schon einige Monate. In die Ecke geknautscht. Seit ihrer letzten Ankunft übrigens. So rufe ich:
“Deine Tasche ist doch hier!”
Wieso ich das nicht gleich sage.
Aber das wiederum, ist wohl eher eine rhetorische Figur.
Jedenfalls ist “Russendisko” wie ein Weblog. Ohne den inzwischen typisch gewordenen amerikanischen Film-Höhepunkt. Endlos lustig, denn man hat, wenn der Abspann läuft, immer noch das Gefühl, es ginge weiter.
“Mily, weißt du zufällig, wo mein Handy-Ladegerät ist?”
