Runtasia testet: Polar V800

Runtasia testet: Polar V800 Anfang dieses Jahres wurde bei Polar ganz laut die Werbetrommel geschlagen: eine Uhr soll auf dem Markt kommen, die alle – wirklich alle – Funktionen bietet, die sich ein Sportler wünschen kann!! Seit Kurzem ist sie auf dem Markt – die Polar V800 - und ich, als seit jeher überzeugter Polar-Nutzer, muss sie natürlich sofort testen. Mit etwas zurückhaltender Begeisterung!
Ich möchte bei diesem Test nicht auf alle Details eingehen und nicht jedes einzelne Feature beschreiben. Vielmehr ist mir die praktische Handhabung einiger wesentlicher Funktionen wichtig. Denn wenn mit der V800 schon eine Verbesserung in Aussicht gestellt wird, möchte ich diese ausprobieren. Mir ist auch klar, dass ich im Laufe der Zeit noch weitere Funktionen kennenlernen werde, die mir momentan noch gar nicht bewusst sind. Anzunehmen ist jedenfalls, dass die Uhr den Puls und die Dauer der Trainingseinheit aufzeichnet ;-)

Design und erster Eindruck 

Das Design ist natürlich Geschmackssache – ich behaupte einfach einmal, dass die V800 sehr edel und geschmacksvoll aussieht. Die Inbetriebnahme geht wie von alleine, da Polar die Bedienung bei allen Uhren gleich aufgebaut hat. So braucht man sich nicht um komplizierte Ersteinstellungen kümmern und kann sich gleich direkt den interessanten Features widmen.
Der Akku wird praktischerweise wieder per USB-Kabel geladen und gleichzeitig werden natürlich alle Daten überspielt bzw. Updates runtergeladen. Der Akku hält überraschenderweise sehr lange. In meiner bisher 4-wöchigen Testphase kam ich noch nie in die Verlegenheit, dass der Akku nur annähernd leer wurde. Das liegt vielleicht auch daran, dass man das GPS „energiesparend“ einstellen kann.
Gewöhnungsbedürftig war für mich jedoch der Armbandverschluss, der in den ersten Wochen ganz schön sperrig war. Schön langsam gewöhne ich mich aber daran. Vielleicht sollte man diese Uhr nicht abnehmen?
Das sollte man laut Polar auch nicht, denn die V800 hat einen eingebauten Aktivitätssensor, den man schon vom Polar Loop kennt. Damit wird jede Aktivität aufgezeichnet und als „Alltagsbelastung“ zum Training hinzugefügt. Bisher wertete Polar lediglich die Belastung der einzelnen Trainingseinheiten aus und die Aktivitäten des Alltags wurden nicht berücksichtigt. Fürs Training macht es natürlich einen großen Unterschied, ob man den ganzen Tag sitzt oder stehen muss. Das soll nun die V800 berücksichtigen. Eine tolle Idee! 
Zumindest in der Theorie ist es eine tolle Idee. Auch wenn die V800 wertvolle Informationen zu den Alltagsbewegungen und sogar zur Schlafqualität liefert, ich bin überzeugt, dass die wenigsten die Uhr 24 Stunden am Handgelenk tragen (wollen). Auch mir wurde sie nach wenigen Tagen nervig und ich trage sie jetzt nur noch zu Trainingszwecken. Die Uhr ist einfach zu groß und ist nicht alltagstauglich – geschweige denn für jemanden, der ein zarteres Handgelenk hat. Der Aktivitätssensor ist lediglich gut gemeint – Schade! 

Die wesentlichen Neuheiten in der Praxis: 

GPS und Barometer 

Die Uhr selbst geht dem allgemeinen Trend nach und hat auch GPS mit eingebaut. Mit der RC3 GPS konnte Polar in den letzten Jahren schon Erfahrung sammeln. Bereits bei der Inbetriebnahme war ich sehr überrascht, dass die V800 nach etwa 15 Sekunden das GPS Signal gefunden hat! Ein Zufall? Nein! Solange man sich nicht bewegt, wird das Signal sofort gefunden – egal, wo man ist. Bewegt man sich jedoch (z. B. wenn man erst beim Weglaufen die Uhr startet), dann dauert es etwas länger, doch auch nicht mehr als 30 bis 40 Sekunden. Bravo! 
Das große Problem bei den bisherigen GPS-Uhren (und damit kämpfen auch alle anderen GPS-Uhren) waren jedoch die Höhenmeter. Die Ableitung der Höhenmeter aus GPS-Daten birgt zu viele Fehler und ist in der Praxis nicht brauchbar. Die V800 hat deshalb auch wieder ein Barometer integriert, mit dem man verlässliche Höhendaten messen kann – Danke! 

Synchronisation mit dem Smartphone 

Die V800 hat neben der normalen Datenübertragung per Kabel (mit gleichzeitigem Laden des Akkus) auch die Möglichkeit, die Daten übers Mobiltelefon zu übertragen. Die Polar Flow App überträgt die Trainingsdaten via Bluetooth von der Uhr und ist sofort nach dem Training auswertbar: die wichtigsten Grafiken und Statistiken sind sofort abrufbar – Genial! 
Die tolle App gibt es momentan aber nur für das iPhoneweniger genial! 

Gesten und Feedback 

Die Funktion „heart touch“ kannte man bereits bei einigen älteren Polaruhren: wenn die Uhr zum Brustgurt gehalten wird, kann man abhängig von der Einstellung eine Zwischenzeit nehmen, die Ansicht ändern oder die Beleuchtung aktivieren. Die V800 hat diese Funktion erfreulicherweise wieder integriert und um eine Spielerei erweitert: die „Klopf Funktion“. Wenn man auf das Display klopft, hat man dieselben Möglichkeiten wie mit dem „heart touch“ – Gratulation! 

Training „Nacherleben“ 

Über die Software Polar Flow kann man jede einzelne Trainingseinheit „nacherleben“. Das heißt, die Software generiert ein kurzes Video, in dem die Strecke im Zeitraffer abgelaufen wird, die wichtigsten Trainingsdaten zusammenfasst, ein Foto aus Google-Streetview eingefügt und den Sportler hoch leben lässt – Witzig! 
Sieht man sich jedoch das zehnte Video an, wird diese interessante Spielerei zur langweiligen Wiederholung. Deshalb verwundert es mich, dass gerade dieses Goody bereits von Beginn an angeboten wurde. Das zählt sicher nicht zu den wesentlichen Merkmalen einer Trainingsuhr! Da hätte Polar wohl mehr Energie in andere Bereiche investieren sollen – nicht nachgedacht! 
Denn das größte Defizit bleibt die Auswertung der Trainingsdaten! Gerade für mich als Trainer ist es wichtig, die Daten jedes einzelnen Sportlers übersichtlich präsentiert zu bekommen und auch dich Möglichkeit haben, die Daten individuell zu bearbeiten. Die bisherige Plattform (polarpersonaltrainer.com) war bereits so gut ausgereift, dass sie schon fast mit der Software Polar Protrainer 5 mithalten konnte. Wieso konnte die Software nicht übernommen werden – Minus! 
Ohne genauer auf die Details einzugehen, möchte ich nur die Punkte der fehlenden Features auflisten:
  • eine Suche nach Sportlern ist nicht möglich - man kann sich eigentlich nur durch Zufall finden
  • ich kann den Kalender meiner Sportler nicht sehen, auch wenn ich mit ihnen verlinkt bin
  • ich muss mit den Zugangsdaten meiner Sportler einsteigen, damit ich die Daten analysieren kann
  • die Homepage speichert keine Passwörter, was bedeutet, dass ich mir die Kenn- und Passwörter jedes Sportlers merken muss
  • es gibt keine Möglichkeit, bestehende Daten zu importieren oder die Daten aus Polar Flow rauszubekommen
  • die Bewertung der Trainingsbelastung sollte noch einmal gründlich überdacht werden
  • direkter Vergleich von mehreren Trainingseinheiten wäre interessant
  • ich möchte die Trainingseinheiten benennen können
  • Zwischenzeiten im Nachhinein hinzufügen und löschen fehlt
  • mit Zwischenzeiten wird es generell nicht so ernst genommen! Z.B. funktioniert die Programmierung eines Intervalltrainings sehr gut - in den Aufzeichnungen gibt es aber keine (automatischen) Zwischenzeiten

Was mir sonst noch gefällt:

  • Trainingseinheiten können programmiert und auf die Uhr gespielt werden
  • Strecken können nachgelaufen werden – jedoch nur über Polar Flow! Externe gpx-Dateien können nicht importiert werden
  • automatische Rundenzähler ist wieder vorhanden
  • automatischer Stopp, wenn man stehen bleibt
  • die Anzeige am Display ist sehr gut sichtbar und kann endlich beliebig verändert werden 

Was ich sonst noch ändern würde:

  • ich möchte den Aktivitätssensor abschalten
  • wieso muss ich 3 Sekunden lang die Stopptaste drücken, um eine Trainingseinheit zu beenden – extrem nervig!
  • wenn ich GPS als „energiesparend“ eingestellt habe, möchte ich nicht immer darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Aufzeichnung deshalb schlechter ist – nervig! 
  • Polar Flow will mit Facebook und Co verbunden werden 

Meine erste Bewertung nach 4 Wochen Test: 

Alles in allem kann die Polar V800 eine sehr gute Uhr werden. Sie nützt jedoch die Möglichkeiten bei Weitem noch nicht aus! Sie ist wohl viel zu früh auf den Markt gekommen! Streng genommen ist die V800 lediglich eine 10 Jahre alte RS800 mit GPS und Handy-App, wobei die Software von damals (Protrainer 5) noch immer weitaus mehr kann als die aktuelle Polar Flow. Wenn die Programmierung der Software nicht nachkommt, wird die Uhr lediglich ein „Trainingsaufzeichnungsgerät“ sein, wie andere Pulsuhren auch. Der Ruf als „Trainingsgerät“ wäre dahin! Da kann man nur auf die unzähligen noch geplanten Erweiterungen hoffen – und dann wird sie wieder dem Polar-Standard entsprechen.
Ich persönlich würde mir die Uhr jedenfalls wieder kaufen, auch wenn es momentan noch ein paar Defizite gibt. Die V800 ist ihren Preis wert – zumindest für technikbegeisterte und detailverliebte Läufer, die ein „Spielzeug“ für ihr Training brauchen!
Runtasia testet: Polar V800
Titelfoto: www.polar.at

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