Rundholzexport: „Deutschland verhält sich wie ein Entwicklungsland“

 

Die deutschen Laubholzsäger trafen sich in Würzburg zur Sitzung des offenen Arbeitskreises Laubholz. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Rundholzexporte und deren Auswirkung auf die heimische Laubsägeindustrie. Weitere Punkte auf der Tagesordnung waren die RVR sowie und ein Rückblick und auch Ausblick auf den Gemeinschaftsstand der Laubholzbetriebe im Rahmen der LIGNA.

„Durch den Export von Rundholz und die dadurch fehlende Weiterverarbeitung gehen den Ländern und Kommunen ca. 45 EUR je Kubikmeter exportiertem Rundholz an Einkommensteuer verloren“, rechnet Steffen Rathke, Sprecher des Arbeitskreises Laubholz der deutschen Sägeindustrie und Vorstand im Bundesverband Säge- und Holzindustrie Deutschland e.V. (BSHD) vor. „Das Holz fehlt aber vor allem der deutschen Säge- und Holzindustrie für die Weiterverarbeitung als nachwachsender und klimafreundlicher Werkstoff - und es fehlt auch als erneuerbarer Bioenergieträger mit Blick auf die Energiewende.“ Denn der Sägeindustrie kommt nach Ansicht von Rathke eine Schlüsselposition bei der Holzmobilisierung zu: Das Stammholz wird zu hochwertigen Holzprodukten verarbeitet, ein erheblicher Teil des Rohstoffes geht dann in Form von Sägenebenprodukten in die Weiterverarbeitung, beispielsweise in der Holzwerkstoff-, Papier- Zellstoffindustrie oder auch in die energetische Nutzung.

Laut dem statistischen Bundesamt wurden in 2010 in Deutschland 2,8 Mio.m³ Laubstammholz eingeschlagen, fast 800.000 m³ wurden exportiert, alleine ca. 400.000 m³ gingen davon nach Asien. Die Statistiken sind allerdings sehr ungenau. Der BSHD vermutet, dass ein erheblicher Teil über die Westhäfen in Frankreich und Benelux exportiert wird und daher nicht in der deutschen Außenhandelsstatistik auftaucht. Da die phytosanitären Maßnahmen ein erheblicher Kostenfaktor beim Rundholzexport sind, folgen die Warenströme auch hier den Marktgesetzen: Der billigste Anbieter macht das Rennen. So lässt sich nach Meinungen des BSHD dieser „Holztourismus“ erklären.

„Wir wollen und können den Rundholzexport nicht verbieten, aber wir fordern faire Wettbewerbsbedingungen“ so Rathke. „Der Schnittholzexport wird jedoch bei den phytosanitären Kontrollen stärker belastet. Zudem werden in aller Regel die Rundholztransporte im Container von der Polizei nicht kontrolliert, im Gegensatz zu den Rundholztransporten in unsere Sägewerke.“ Die Weiterverarbeitung in Deutschland erfolgt nach Meinung des BSHD unter deutlich besseren sozialen Standards. Die Betriebe sind auf der anderen Seite aber mit hohen Kosten und mit zusätzlichen administrativen Aufwand belastet. Das exportierte Rundholz wird jedoch nur „durchgewunken“, in Asien weiterverarbeitet und kommt als billiges Endprodukt auf den europäischen Binnenmarkt zurück.

„Hier muss dringend ein Umdenken stattfinden“, Rathke will keine Geschenke, erwartet von der Politik aber eine umfassende Kalkulation im Sinne des Gemeinwohls. „Es kann nicht sein, dass Chinesen das Holz billiger bekommen als Deutsche Sägewerker, die Arbeitsplätze bieten und Steuern zahlen – und dieser wertvolle und für Volkswirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz so wichtige Rohstoff im wahrsten Sinne des Wortes ‚ungenutzt’ das Land verlässt.“

Der offene Arbeitskreis Laubholz hat daher im Rahmen der Sitzung in Würzburg beschlossen, das Thema „Rundholzexport“ aufzugreifen – und ein entsprechendes Positionspapier zu verabschieden. Das Positionspapier ist aktuell in Abstimmung und soll im neuen Jahr intensiv in Richtung Politik kommuniziert werden.

 


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