Rowan Atkinson: Mr. Bean parodiert wieder Bond

Rowan Atkinson: Mr. Bean parodiert wieder Bond

Rowan Atkinson, der Mann, der vielen als Mister Bean, Black Adder oder Johnny English die Tränen in die Augen treibt, bittet im Berliner Hotel Adlon zum Interview. Wer erwartet hatte, einen albernen Tölpel anzutreffen, wird schnell eines Besseren belehrt. Atkinson ist ein formvollendeter Gentleman, der im maßgeschneiderten Zwirn, mit silbergrauem Haar und ohne Knautschgesicht tatsächlich ein wenig Ähnlichkeit mit George Clooney hat. Er parliert im lupenreinen Oxford-Englisch und hat auch noch tiefsinnige Dinge zu sagen.

Herr Atkinson, haben Sie schon als kleiner Junge davon geträumt,

James Bond zu sein?

Rowan Atkinson: Aber sicher, wie wohl fast jeder Junge und sicher auch eine Menge Männer. Das endet dann oft damit, dass sie eine merkwürdige Kopie des Originals abgeben. Es ist komisch, aber ich habe das Gefühl, Johnny English tut so, als wäre er James Bond. Es scheint, als hätte Johnny English ziemlich viel Glück gehabt, denn er macht nicht den Eindruck, als wäre er für diesen Job besonders qualifiziert. Irgendwie kommt er aber damit durch.

Sie haben ein Faible für schnelle Autos. Wie ist es Ihnen in Johnny English – Jetzt erst recht ergangen, fühlten Sie sich wie ein Kind im Spielzeugparadies?

Atkinson: Ja, unbedingt. Mir hat gefallen, dass das Auto nicht einfach nur Requisite ist, sondern einen Charakter hat. Es gibt eine Kameradschaft zwischen Johnny und dem Auto. Das Auto passt auf ihn auf, es ist wie eine Art Kokon, in dem er sicher ist.

Abgesehen von einem Rolls Royce sind Sie im neuen Johnny-English-Film auch einen Rollstuhl gefahren…

Atkinson: Ja, damit konnten wir unserem Autorennen einen komödiantischen Dreh geben. In dem Rollstuhl war ein Gokart-Motor eingebaut, das Ding fährt etwa 70 km/h, Sie können sich sicher vorstellen, dass das etwas angsteinflößend ist. Es ist auch nicht ungefährlich, weil das Zentrum der Gravitation so hoch liegt.

Technischer Schnickschnack nimmt bei James Bond einen großen Stellenwert ein und Johnny English tritt da in seine Fußstapfen.

Atkinson: Ja, das stimmt. Obwohl Johnny English immer wieder vergisst, wie man diese Spielereien bedient. Es ist so viel einfacher, Johnny English zu spielen, als James-Bond-Filme zu machen, denn es ist ja alles schon einmal gemacht worden. Die Frage ist:

Was ist der James Bond des 21. Jahrhunderts? Wie macht man ihn glaubwürdig? Die Figur war ja eine Kreation der 1950er, eine Spion aus der Vorzeit des Kalten Krieges. Ich denke, es ist ziemlich schwierig, ein Franchise wie dieses immer wieder lebendig zu gestalten. Bei dem neuen Bond-Film bin ich allerdings sehr optimistisch.

Für James-Bond-Filme spielt Political Correctness eine immer größere Rolle. Was denken Sie darüber? Wie ist das auf dem Feld der Komödie?

Atkinson: Oh, ich weiß nicht. Das beeinflusst mich eigentlich nicht sonderlich. Vor Kurzem habe ich mich ziemlich über jemanden aufgeregt, der mich fragte, ob wir Daniel Kaluuya, meinen Partner Tucker in Johnny English, ausgewählt hätten, um moderner zu sein. Nein, wir haben ihn einfach ausgewählt, weil er der beste Kandidat für diese Rolle war. Zufällig ist er schwarz, wenn das einen modernen Eindruck erweckt – nun gut, aber das war sicher keine Geste positiver Diskriminierung.

Seit dem ersten Johnny English-Film beobachte ich allerdings, wie Komödien immer brutaler und schamloser werden. Ich denke da an die Tradition von Filmen wie American Pie oder

Hangover. Ich mag schamlosen Humor, aber bei diesen Filmen hat mich wirklich überrascht, wie weit sie gehen.

Braucht es mehr Eleganz auf dem Gebiet der Komödie?

Atkinson: Ja. Also, ich betreibe keinen Kreuzzug, es ist nur so, dass mir persönlich dieser Art von Humor nicht so gefällt. Komödien, die Familien ansprechen, sind ziemlich selten geworden, vor allem außerhalb des Animationsfilm-Genres. Johnny English gehört auf jeden Fall dazu.

Johnny English springt nicht auf den 3D-Trend auf. Was halten Sie davon?

Atkinson: Ich habe nicht allzu viele 3D-Filme gesehen. Ich bin kein großer Fan von dieser Technik. Avatar war ziemlich spektakulär, aber für eine Komödie braucht man so etwas nicht. Als ein Spektakel kann ich das einigermaßen nachvollziehen, aber ich habe den Verdacht, dass es nur eine Mode sein wird. Ich könnte mir vorstellen, dass das Publikum bald davon gelangweilt ist. Vielleicht auch nicht. Sich Brillengläser aufzusetzten, um einen Film zu schauen – dafür habe ich jedenfalls kein Verständnis.

Früher haben Sie für Fernsehproduktionen gearbeitet. Heute beschweren sich viele Comedians darüber, dass Ihnen nicht mehr so viel Zeit gelassen wird, ihre Shows zu entwickeln und zu etablieren, wie das vielleicht in den 1980er Jahren noch der Fall war. Sehen Sie das auch so?

Atkinson: Ja, ich bin froh, dass ich zwischen den 1970er und 1990er Jahren beim Fernsehen gearbeitet habe. Es war sehr viel einfacher zu der Zeit, Fernsehshows zu machen, auch mal ein Risiko einzugehen. Heute ist das Umfeld viel aggressiver, komplizierter und überlaufener. Es ist sehr viel schwieriger geworden, da auf sich aufmerksam zu machen.

Lesen Sie auf Seite 2, warum sich Rowan Atkinson manchmal danach sehnt, Hollywood-Schauspieler zu sein und warum sich Chinesen über Johnny English aufregen…

Sie haben sich selbst als eine Marke etabliert. Wie sehr kontrollieren Sie, wie Sie wahrgenommen werden?

Atkinson: Ich neige ein wenig zum Kontrollwahn. (lacht) Ich habe gemerkt, dass ich nur so arbeiten kann. Beim ersten Script-Meeting möchte ich schon alles planen und besprechen: Von Schnitt über die Musik bis hin zum Sound. So habe ich das schon immer gemacht, mit den Bean- und den English-Filmen und bis jetzt sprechen die Ergebnisse für sich. Manchmal würde ich allerdings gern etwas von der Kontrolle abgeben, denn diese Verantwortung ist recht aufreibend. Ich sehne mich manchmal nach der Rolle des traditionellen Hollywood-Schauspielers, der einfach für sieben Wochen auftaucht, spielt und wieder heim geht. Dafür bekommt er viel Geld und macht dann den nächsten Film. Das war bei mir nie so. Aber so bin ich nun mal.

China ist ein wichtiger Markt. Johnny English soll im aktuellen Film verhindern, dass der chinesische Premierminister erschossen wird. Wie haben die Chinesen darauf reagiert?

Atkinson: Den Chinesen gefällt das überhaupt nicht, das ist sehr irritierend. Sie haben sich ziemlich heftig dagegen gewehrt und sobald die Chinesen etwas nicht mögen, hört man die unglaublichsten Ausreden: Ihnen gefiel nicht, dass der chinesische Premierminister in unserem Film eine Glatze hat. Es habe bislang noch nie einen glatzköpfigen chinesischen Premier gegeben, war ihr Einwand. Damit hätte ich nie gerechnet.

Wie sind Sie damit umgegangen?

Atkinson: Wir hatten tatsächlich zunächst einen etwas interessanteren, komplizierteren Plot geplant: Chinesische Hardliner sollten versuchen, den chinesischen Premier zu töten, weil er zu liberal ist und sich an westlichen Werten orientiert. Das mussten wir dann aber wieder raus nehmen. Jetzt sieht man nur noch einen Typ, der ein wenig chinesisch aussieht, durch ein Parkhaus läuft und sagt: «Hier sind 500 Millionen Dollar». Man weiß so gut wie nichts darüber. Jetzt bereue ich es sehr, dass wir diesen Kompromiss eingegangen sind, denn es stellte sich heraus, dass es ihnen trotzdem nicht gefiel. Das zeigt, dass man für künstlerische Kompromisse selten belohnt wird.

Im neuen Johnny-English-Film fällt der Satz «Mit dem Alter kommt die Weisheit». Ist das eine Textzeile von Ihnen?

Rowan Atkinson: Ich weiß nicht mehr, wer es geschrieben hat, aber es ist eine sehr wichtiges Statement für den Film. Ich bin mir sehr bewusst, dass ich älter werde, und ich denke, es war sehr wichtig, diesen Umstand in unserem Film zu reflektieren. Man kann auch eine zusätzliche komische Note daraus ziehen, dass der Held vielleicht nicht mehr so ganz die Fähigkeiten besitzt, die er einst hatte. Das reduziert natürlich auch die Gefahr, dass die Leute sagen: Warum tut er in seinem Alter so, als wäre er ein glamouröser sportlicher Agent?

Ist es Ihnen wichtig, Rollen in Ihrem tatsächlichen Alter zu spielen und nicht vorzugeben, dass Sie jünger wären?

Atkinson: Ja, das ist meine Philosophie, aber ich denke, das hängt auch vom jeweiligen Schauspieler ab. Wenn man ein glamouröser romantischer Actionheld ist und feststellt, dass man älter wird, ist das für manche Schauspieler vielleicht ein Problem, denn das Publikum will nicht, dass diese Figuren altern. Das Gute am Genre der Komödie ist, dass man tun kann, was man will. Wenn man sich über das Altern lustig machen will, ist das wunderbar. Das ist für einen James Bond schon viel schwieriger.

Bei Ihrer Figur Mister Bean sehen Sie das aber anders. Sie sagten, er solle nicht altern…

Atkinson: Ja, ich möchte nicht mitansehen müssen, wie er älter wird. Ich selbst habe ja leider keine andere Wahl, aber Mister Bean kann unsterblich sein. Ich bin zwar körperlich durchaus noch in der Lage, ihn zu spielen, aber ich habe ihn immer als eine alterlose, zeitlose Figur gesehen, so zwischen 25 und 45. Aber man sollte niemals nie sagen, vielleicht wäre ein alter Bean eine lustige Idee. Im Moment kann ich mir das allerdings nicht vorstellen, das erscheint mir ein wenig traurig.

Ist es auch eine Art Erleichterung, so eine Figur hinter sich zu lassen?

Atkinson: Ja, irgendwie schon. Da haben Sie Recht. Statt sich immer zu fragen: Soll ich oder nicht?, kann ich einfach «Nein» sagen. Ich habe bislang noch nicht darüber nachgedacht, aber ich denke, es könnte tatsächlich eine Erleichterung sein.

Titel: Johnny English – Jetzt erst recht
Regie: Oliver Parker
Darsteller: Rowan Atkinson, Gillian Anderson, Dominic West
Filmlänge: 101 Minuten
FSK: ab sechs Jahren
Verleih: Universal
Kinostart: 6. Oktober 2011

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