Roger Cicero wird persönlich wie nie
Zweieinhalb Jahre sind seit seinem letzten platingekrönten Album Artgerecht vergangen. Schon damit hatte Roger Cicero versucht, aus dem von Swing dominierten Klangbild, das seine ersten beiden Alben prägte, auszubrechen. Er blieb dem Bigband-Sound aber weitgehend treu. Die Bigband ist auch auf seinem vierten Studioalbum wieder dabei. Dennoch klingt In diesem Moment überraschend poplastig, mehr aus dem Hier und Jetzt als Ciceros frühere Alben und umso persönlicher. Mit news.de hat er über diese Entwicklung gesprochen.
Ihr neues Album heißt In diesem Moment. Ist da ein ganz bestimmter gemeint?
Roger Cicero: Es ist kein bestimmter Moment, an den ich dachte. Für mich war vielmehr ausschlaggebend, dass das ganze Album aus verschiedensten sehr besonderen Momenten entstanden ist. Ich habe die letzten drei Alben im selben Team aufgenommen und produziert. Das war ein tolle Zeit. Aber jetzt beim vierten Album war es einfach Zeit für eine Entwicklung.
Wie sieht die aus?
Cicero: Ich habe mich mit vielen unterschiedlichen Leuten zusammengetan, um Songs zu schreiben, unter anderem mit Rea Garvey, Stanfour und den Produzenten von Jamiroquai. Auch die Texte habe ich teilweise ganz aktiv mitgeschrieben. Außerdem gibt es neue Produzenten, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Die Bigband ist immer noch dabei. Hier war es mir wichtig, sie in einem neuen Sound zu inszenieren – weg vom typischen Bigband-Sound der 1950er und 1960er Jahre. Und bei so vielen Neuerungen blieb mir nicht anderes übrig, als mich auf die Situation und den Moment einzulassen. Daher auch der Albumtitel und der Titel der ersten Single.
Das alles klingt ganz danach, als sei das Ihr bisher persönlichstes Album.
Cicero: Ja, absolut. Es geht fast nur um Themen, die mich auch persönlich beschäftigen und die mir am Herzen liegen. Natürlich haben wir uns auch bei den vergangenen Alben mit meinem damaligen Produzententeam ausgetauscht über Ideen, aber dieses Mal war ich mehr auf mich allein gestellt. Ich habe mir sehr genau Gedanken gemacht, wo die Reise hingehen soll. Und ich wollte die alte Sprache auch ein wenig durchbrechen. Das ist ein Wagnis. Schon die erste Single aus dem Album ist ein durchaus mutiger Schritt, weil sie sich in höchstem Maße abhebt von dem, was ich bisher gemacht habe. Aber das gefällt mir.
Zweieinhalb Jahre mussten die Fans auf das neue Album warten. Wie würden Sie es musikalisch beschreiben?
Cicero: Es klingt wesentlich moderner, es ist grooviger als die bisherigen Alben. Zwar sind es immer noch dieselben musikalischen Zutaten: Jazz, Soul, Pop. Nur sind die etwas anders gewichtet als zum Beispiel beim ersten Album, das von vorne bis hinten sehr swingbetont war. In diesem Moment hat musikalisch eine sehr große Klangbreite. Aber durch die Bigband und meine Stimme gibt es natürlich einen roten Faden, den man wiedererkennt.
Die erste Hälfte des Albums klingt sehr poppig, die zweite Hälfte wieder mehr nach dem alten Roger Cicero. Täuscht dieser Eindruck?
Cicero: Nein, in der Tat erinnern die Klangfarben der Arrangements in der zweiten Hälfte ein bisschen mehr an das, wo ich herkomme. Zwar sind wir in der ersten Hälfte textlich im Duktus der vergangenen Alben unterwegs. Zum Beispiel sind Alles kommt zurück und Keine halben Sachen mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Aber die sind dafür sehr modern produziert. Stücke, die klanglich eher an die älteren Tage erinnern, haben demgegenüber dann etwas nachdenklichere und ernstere Texte. Es ist eine gute Mischung. Ich wollte mich ja auch nicht völlig neu erfinden. Es ist eine Entwicklung, aber im selben Fahrwasser.
Im Titel Einfach Mal geht es ums Abschalten und Ausspannen. Wie schalten Sie ab, gerade jetzt, wo Sie zur Albumveröffentlichung viel um die Ohren haben?
Cicero: Mit Terminstress habe ich eigentlich keine Probleme. Man hat ein ganz klares Ziel und klare Strukturen. Es ist auch gar nicht so einfach, komplett loszulassen und zu relaxen. Ich persönlich mache oft irgendetwas, das noch sinnvoll ist, um mir ein gutes Gefühl zu holen und dann mit gutem Gewissen frei machen zu können. Dann verbringe ich Zeit mit meinem Sohn oder packe mich, wenn er Mittagsschlaf hat, einfach auf die Couch, mache die Glotze an und lasse mich berieseln. Das ist auch mal ganz schön.
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Ihr letztes Album Artgerecht erreichte Platinstatus. Haben Sie so etwas wie Erfolgsdruck?
Cicero: Es ist eine Mischung aus Angespanntheit und einer Portion Nervosität. Ich bin vor jedem Album aufgeregt und natürlich habe ich eine gewisse Erwartungshaltung. Ich versuche zwar mich davon freizumachen, aber gelingen will das nicht so richtig. Vor allem wenn man schon ein paar erfolgreiche Alben auf den Markt gebracht hat. Davon kann ich mich nicht freimachen. Das wäre auch irgendwie komisch.
Beim Eurovision Song Contest (ESC) 2007 landeten Sie auf Platz 19. Das hat Ihnen aber nicht wie anderen Kollegen geschadet. Was haben Sie anders gemacht?
Cicero: Ich habe schon lange vor dem ESC Musik gemacht und mir war klar, das ich weitermache, egal wie gut oder schlecht die Platzierung sein würde. Zwar war ich schon so etwas wie ein Newcomer, weil mein erstes Studioalbum Männersachen gerade sehr erfolgreich war, aber aus musikalischer Sicht auch wieder nicht. Musik war schon immer mein Beruf und den habe ich auch nie in Frage gestellt. Vielleicht war das der Unterschied. Bereut habe ich die Teilnahme jedenfalls nicht.
Damals sangen Sie Frauen regiern die Welt. Sind Sie ein Frauenversteher?
Cicero: Das ist ein Titel, den ich mir selbst nie gegeben habe. Deshalb müssen Sie da die Leute fragen, die sich das ausgedacht haben. (lacht) Ich bin in erster Linie Geschichtenerzähler und Musiker und Sänger. Wenn Leute sich davon angesprochen fühlen, freut mich das natürlich sehr. Aber ob ich jetzt ein Frauenversteher bin … Ich hoffe, ich bin ein Menschenversteher.
Sie waren in Ihrer Karriere auch schon oft als Gastmusiker unterwegs, haben moderiert. Ist da Neues geplant?
Cicero: Nein, im Moment erstmal nicht. Das nächste Highlight, das geplant ist, ist meine Tournee im nächsten Jahr. Da beginnen jetzt auch schon langsam die Vorbereitungen. Ich freue mich wahnsinnig darauf, weil ich dieses Jahr ein komplett tourfreies Jahr hatte. Und deswegen stehe ich schon hufenscharrend in der Ecke und kann den Februar gar nicht abwarten. Denn ich mache Musik, um auf der Bühne zu stehen.
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«In diesem Moment» – Roger Cicero wird persönlich wie nie
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