Heute gibt es Neuigkeiten aus der Kategorie: kuriose Feiertage mit literarischem Bezug. Denn seit 1999 feiern wir am 1. Februar immer den sogenannten Robinson-Crusoe-Tag, mit dem zum einen die Romanfigur Robinson Crusoe, vor allem aber auch ihr reales Vorbild Alexander Selkirk (1676 – 1721) geehrt werden soll. Entgegen einem Großteil der kuriosen Feiertage aus den USA, gibt es hierbei konkrete Hinweise, von wem der Robinson-Crusoe-Tag ins Leben gerufen wurde, seit wann er begangen wird und warum er auf den 1. Februar fällt. Im Detail: Der Gedenktag wurde 1999 von den Herausgebern des Chase’s Calendar of Events, einem großen, jährlich erscheinenden US-amerikanischen Kalenderbuch per Eintrag in eben dieses ins Leben gerufen, um mit dem 1. Februar an die Rettung von Alexander Selkirk im Jahre 1709 erinnert werden. Grund genug, der Sache hier auf den kuriosen Feiertagen nachzugehen.
Alexander Selkirk strandet und wird gerettet
Wie bereits erwähnt, gibt es für die literarische Figur des Robinson Crusoe in Person von Alexander Selkirk ein reales Vorbild. Selkirk war um 1700 Crew-Mitglied des Piraten William Dampier und wurde, nachdem er sich mit dem Freibeuter überworfen hatte, im Jahre 1704 auf der Insel Mas a Tierra (zugehörig zum Juan-Fernández-Archipel) ausgesetzt. Da Selkirk hier aber genügend Vorräte und Trinkwasser finden konnte, schaffte er es auf dem kleinen Eiland, das heute bezeichnenderweise Robinsón Crusoe heißt, zu überleben. Und auch wenn er hier ideale Bedingungen vorfand, verweisen viele Quellen darauf, dass er ohne die mitgeführten Ausrüstungsgegenstände (Muskete mit Schießpulver und Kugeln, Tabak, Feuerstein, Zusatzkleidung, ein Beil, ein Messer, einen Kochkessel und eine Bibel) wohl kaum eine Chance gehabt hätte. Nach 4 Jahren und 4 Monaten wurde er schließlich am 1. Februar 1709 vom britische Kaperschiff Duke, das zu dieser Zeit unter dem Kommando von Kapitän Woodes Rogers und dem bereits eingangs erwähnten William Dampier, der hier nur als Navigator mitfuhr, gerettet und zurück nach England gebracht.
Selkirks Rückkehr nach England und die Aufzeichnung seiner Geschichte
Nachdem Selkirk wieder britischen Boden unter den Füßen hatte, wurde seine Geschichte von dem Journalisten Richard Steele aufgezeichnet und schließlich 1713 in dessen Magazin The Englishman publiziert. Die Literaturwissenschaft geht heute davon aus, dass dieser Text die primäre Inspiration für Daniel Defoes berühmten Roman Robinson Crusoe aus dem Jahre 1719 war. Immerhin wird auch hier die Geschichte eines Seemanns erzählt, der mehrere Jahre auf einer einsamen Insel überleben muss, auf der er gestrandet ist und von der er am Ende schließlich gerettet wird. Gegenüber dem realen Vorbild stellt Defoe seinen Protagonisten im Roman aber vor eine wesentlich härtere Prüfung und lässt ihn 28 Jahre auf der Insel, die im Roman vor der amerikanischen Küste in der Nähe der Mündung des großen Flusses Oroonoque liegt, um sein Überleben kämpfen. Weitere Unterschiede: Robinson wird nicht ausgesetzt, sondern strandet als einziger Überlebender nach einem Schiffbruch auf der Insel, bekommt im Verlauf der Geschichte den berühmten Gefährten Freitag und wird am Ende von Piraten gerettet, mit deren Schiff er über Umwege nach Lissabon gelangt. Defoes Werk gilt heute als Klassiker der Weltliteratur und das literarische Motiv des Gestrandetseins auf einer einsamen Insel abseits jeglicher Zivilisation wird mit Bezug auf den Roman auch als Robinsonade bezeichnet.
Weitere Informationen zum Robinson-Crusoe-Tag
- Wikipedia-Eintrag zum Roman Robinson Crusoe (deutsch)
- Wikipedia-Eintrag zu Alexander Selkirk (deutsch)
- Judith Schalanskys Projekt Atlas der abgelegenen Inseln (deutsch)
- Lucien Deprijck: Die Inseln, auf denen ich strande (mare) (deutsch)