Roberto Blanco: «Über die Schlagzeilen lache ich»

Roberto Blanco: «Über die Schlagzeilen lache ich»

In der Folge Playback der Soko Köln geht es um Neid und Missgunst im Schlagerbusiness. Wie nah ist die Geschichte an der Wahrheit?

Roberto Blanco: Solche Drehbücher werden immer an der Wahrheit angelehnt. Da ist schon was dran, aber Neid und Missgunst gibt es nicht nur im Showbusiness, sondern in vielen anderen Berufen, auch im Journalismus.

In der Serie wird ein Musikproduzent ermordet und Schlagerinterpreten streiten sich um ein Lied. Wollten Sie auch schon mal ein Lied singen und haben es nicht bekommen?

Blanco: Natürlich, das passiert überall. Ich habe schon drei, vier Hits vorgeschlagen, die ich dann nicht singen durfte. Der erste war Am Tag als der Regen kam. Ich kam gerade aus Paris und habe eine große Show von Gilbert Bécaud gesehen, der das Lied geschrieben hat. In Hamburg bin ich dann mit der Schallplatte zu meinem Produzenten gegangen. Ich durfte es aber nicht singen, sondern es wurde Dalida gegeben. Die hatte einen großen Erfolg damit. Das zweite Mal kam ich aus Brasilien und brachte den wunderschönen Titel Amigo Charlie mit. Ich bin zu meiner neuen Plattenfirma gegangen. Die waren begeistert und sagten, sie rufen mich an. Dann habe ich zwei Tage nichts gehört. «Ja, Roberto, wir finden, das ist nichts für dich.» Dann produzierte es Frank Farian mit einem jungen Sänger und das Lied wurde wieder ein Hit.

Ideenklau also.

Blanco: Ja, wenn Sie das so sagen wollen. Aber ich lebe noch und meine Karriere ging weiter (lacht).

Die Verhältnisse im Schlagerbusiness sind also nicht nur missgünstig?

Blanco: Ich freue mich auf jeden Kollegen und über den Erfolg jedes Kollegen. Und ich hoffe auch, dass sie sich freuen, wenn ich einen Erfolg habe. Es gibt natürlich Kollegen, denen man näher steht. Nicht dass man jeden Abend zusammen essen geht, aber wenn wir uns sehen, umarmen wir uns. Vor Kurzem habe ich erst Karel Gott gesehen. Auch Costa Cordalis und Tony Marshall kenne ich schon viele Jahre.

Sie haben in mehreren Filmen mitgespielt. Wären Sie vielleicht auch gern Schauspieler geworden?

Blanco: Ich bin Entertainer, da gehört Schauspielen dazu. Auch Frank Sinatra und Dean Martin waren Sänger und Schauspieler, also Entertainer. In dieser amerikanischen Schule sehe ich mich.

Sie sind dieses Jahr beim Wacken Open Air aufgetreten. Hat Ihnen das die Heavy-Metal-Musik näher gebracht?

Blanco: Ich bin in der Musikbranche, also ist das kein Unterschied, das ist nur eine Rhythmussache. Ich habe Rhythmus und ich kann jeden Rhythmus singen.

Aber es ist schon krachiger, als die Lieder, die sie sonst singen.

Blanco: Ich kenne auch Jazzkonzerte, die krachig sind. Es war ein bisschen lauter als normal und ich mache diese Musik jetzt nicht jeden Tag, aber ich habe viel Spaß gehabt und wir hatten Erfolg.

Sie sind dort für die Deutsche Alzheimer-Stiftung aufgetreten. Haben Sie Erfahrungen mit der Krankheit im Familien- oder Bekanntenkreis?

Blanco: Ich habe es gemacht, weil ich zwei gute Freunde verloren habe, den Geiger Helmut Zacharias und Gunter Sachs. Wir waren sehr gut befreundet und sein Tod hat mir weh getan. Deshalb habe ich gesagt: Das mache ich.

Lassen Sie uns weiter über Musik reden. Was hören Sie privat?

Blanco: Es kommt drauf an. Beim Autofahren habe ich eine CD von dem tollen Jazzpianisten Eroll Garner oder der wunderbaren kubanischen Sängerin Celia Cruz und Placido Domingo. Jazz und Swing, das ist meine Musik.

Sie selbst haben in diesem Jahr eine Salsa-CD veröffentlicht, planen ein Jazz- und Swing-Album. Sind Sie ganz weg vom Schlager?

Blanco: Wieso Schlager? Ich bin ein Entertainer. Was ist Schlager?

Mögen Sie die Bezeichnung Schlager nicht?

Blanco: Ich singe alles. Der Stempel «Schlagersänger» gilt für mich nicht. Das einzige Land, in dem das Wort Schlager gebraucht wird, ist Deutschland. Und nur hier zählen diese Schubladen. Wenn einer als Kommissar bekannt geworden ist, kann er Othello spielen, aber er wird immer der Kommissar bleiben.

Ist das wirklich nur in Deutschland so?

Blanco: Klar, in England gibt es das nicht. Da wird nicht gesagt, Tom Jones ist ein Schlagersänger.

Sie haben nach acht Jahren Studiopause ihr aktuelles Album veröffentlicht. Warum hat das so lange gedauert?

Blanco: Es dauert lange bis ich etwas finde, wo ich sage: Okay, das mache ich jetzt. Ich warte lieber anstatt nur etwas zu veröffentlichen, um überhaupt irgendwas zu rauszubringen. Das Warten hat sich gelohnt, die Leute mögen es. Denn auch die wollen einen Roberto, der nicht als Schlagersänger abgestempelt ist.

In den 1970ern wollten Sie mehrmals beim Grand Prix antreten. Haben Sie auch heute noch Interesse am Eurovision Song Contest? Würden Sie mitmachen?

Blanco: Kommt auf den Song an, dann wäre es kein Problem. Ich müsste aber 100-prozentig unterstützt werden. Man müsste den internationalen Geschmack finden, aber in Deutschland wird nur nach deutschem ausgewählt.

Sie haben 1999 ein Buch über Ihre Vitalgeheimnisse veröffentlicht. Sind in den vergangenen Jahren neue hinzugekommen?

Blanco: Ich bin noch vital. Dazugekommen sind die Gedanken: Leben und Leben lassen und positiv denken. Es gibt Menschen, die sich grundlos ärgern und wenn sie sich ärgern, wollen, dass die ganze Welt sich mit ihnen ärgert. Die Sonne scheint von innen heraus.

Fällt Ihnen das manchmal schwer, positiv zu denken? Auch wegen der Schlagzeilen über Sie in der Presse?

Blanco: Ich zwinge mich ja nicht positiv zu denken, ich bin so. Und über die Schlagzeilen lache ich einfach.

Sie stehen seit über 50 Jahren auf der Bühne. Was würden Sie dem Roberto Blanco von damals mit Ihrem Wissen von heute raten?

Blanco: Mach genau weiter so. Alle Erfahrungen waren wichtig. Ich bin 100-prozentig bekannt in Deutschland. Ich habe also nichts falsch gemacht.

Roberto Blanco ist seit mehr als 50 Jahren Entertainer. Auch 40 Jahre nach der ersten Veröffentlichung kennt heute jedes Kind in Deutschland seinen größten Erfolg Ein bisschen Spaß muss sein. Schon Ende der 1950er Jahre spielte er in Filmen wie Stern von Afrika oder Alle Menschen werden Brüder mit. In den 1980ern moderierte er eigene Fernsehshows und hatte in den 1990ern mit Resi, bring Bier einen gemeinsamen Hit mit Tony Marshall. Seit 2011 ist der 74-Jährige in zweiter Ehe mit Luzandra verheiratet.

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