Robert Forster: Seine eigene Coverband

Robert Forster: Seine eigene CoverbandRobert Forster
Hansa 39, München, 9. Mai 2019
Coverbands genießen gemeinhin einen ziemlich miserablen Ruf. Und das nicht zu unrecht. Sie haben alberne Namen, spielen nicht annähernd so gut wie die Originale und der selbstkomponierte Kram kann mit den Songs ihrer Idole so gut wie nie mithalten. Mit dieser hier verhält sich das allerdings etwas anders. Denn sie hat den unschlagbaren Vorteil, daß eines der maßgeblichen Mitglieder der zu covernden Band gleich mit zum Personal gehört – Mr. Robert Forster. Der Mann aus dem australischen Brisbane also, den man qua Erscheinungsbild und Gestik problemlos in eine mild beleuchtete, leicht angestaubte Oxforder Bibliothek stecken könnte, ohne dass er aus der Rolle fiele, dessen Stil und Auftreten auch auf einer Konzertbühne fast urbritisch sind. Bis auf Kollegin Amanda Brown waren die restlichen Musiker seiner Liveband, die zu Teilen aus Schweden und Australien stammen, jedenfalls kaum auf der Welt, als die Go-Betweens zusammenfanden. Und auch wenn es etwas despektierlich klingen mag – der Altersschnitt des Publikums führt einem deutlich vor Augen, dass die Ikonen des Indierocks ja keine Band der frühen 80er, sondern eher der späten 70er waren. Und zu dieser Zeit tatsächlich etwas ganz und gar Neues waren – großartig blieben sie Zeit ihres Bestehens.
Mehr als die Hälfte des umfangreichen Programms wurde also mit Stücken der Kapelle bestritten, die sich 2006 nach dem überraschenden und schmerzhaften Tod des Mitbegründers, Songschreibers und Gitarristen Grant McLennan auflöste, manche davon sehr alt und nur noch selten live aufgeführt wie „Don’t Let Him Come Back“ (1979), „Man O’Sand To Girl O’Sea“ (1984) oder „The Clark Sisters“ vom fabelhaften Album „Tallulah“ aus dem Jahr 1987. Und sie bekommen es gemeinsam überraschend frisch über die Bühne – der Leadgitarrist vermag den Zauber der alten Akkorde recht originalgetrau in die Jetztzeit zu heben, Browns Violinenparts geben der Sache wie zuvor zusätzliche Wärme und auch Forster selbst hat es mit knapp über sechzig keineswegs verlernt, mit ein paar knappen Kniffen und Hüftdrehungen den Rock’n Roll auf die Bretter zu zwingen. Geredet wird nicht allzuviel, aber immer mit Pointe, Forster beherrscht als Wahlberliner wohl mehr Deutsch als er zugeben wollte und kann so die eine oder andere humorvolle Ansage wagen.

Zur Ankündigung des herrlich kracherten „Here Comes The City“ bemerkt der sympathische Schlacks beispielsweise, dass dies wohl das einzige Stück sei, das über eine Zugfahrt von seiner früheren Wahlheimatstadt Regensburg nach Frankfurt via Etterzhausen und Würzburg erzähle. Klar fallen einem gleich mehrere triftige Gründe hierfür ein, dennoch dankt ihm sein Publikum das regionale Bonmot mit viel Applaus. Nicht vergessen sollte man (siehe oben) die Tatsache, dass Forsters Solowerk, das er gerade erst um die wunderbare Platte „Inferno“ erweitert hat, den Vergleich mit dem Oevre seiner früheren Band keineswegs scheuen muß, nicht das überhitzte Titelstück, nicht der augenzwinkernd lässige Überlebenskampf von „The Morning“ und schon gar nicht das quasibuddhistische Achsamkeits-Singalong „One Bird In The Sky“ mit seiner zarten, einprägsamen Melodie. Wer wollte, konnte sich nach Ende der Show von Forster allerlei unterschreiben lassen, er signiere im Übrigen nicht nur am Merchstand erworbenes Material, sondern gern auch mitgebrachte Platten von Stephen Malkmus oder anderen. Von den Alten lernen – hier wäre der Hinweis wirklich einmal angebracht.
Robert Forster: Seine eigene Coverband

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