Rituale im Abstiegskampf

Rituale im Abstiegskampf
Manch einer geht die letzten 96 Meter rückwärts zum Stadion oder ist genau 96 Minuten vor dem Anpfiff auf seinem Tribünenplatz. Andere wiederum vergraben tote Katzen unterm Spielfeld und begießen die Torpfosten mit 96 Jahre altem Wein. Jeder hat seine Rituale, mit denen er seinen Lieblingsverein zum Klassenerhalt helfen möchte. Die meisten Fans unterstützen ihre Elf vor Ort, für mich ist das jedoch unmöglich.
Concepción liegt etwa 13.000 Kilometer vom Niedersachsenstadion entfernt. Da kann ich noch so laut anfeuern, mich hört auf dem Platz kein Mensch. Lediglich die Nachbarn klopfen an der Tür, um sich zu beschweren. Überhaupt haben in dieser Saison alle meine taktischen Überlegungen versagt. Ein Bier beim Spiel half genauso wenig wie Kaffee. Es war egal, welches Trikot ich trug, das hatte keinerlei Einfluss auf den Ausgang. War ich via Internetstream oder TV dabei, lief es auch völlig unterschiedlich. Selbst die Notlösung auf eine Partie zu verzichten nützte wenig. Hannover verlor meistens und punktete selten. Ratlos wie Mirko Slomka schaute ich den Kickern zu und suche nach der richtigen Taktik.
Das Spiel gegen Schalke 04 wird endlich mal wieder vom Sender golTV direkt übertragen. Anders als bei den ruckeligen Internetstreams meine ich bei den Fernsehbildern tatsächlich einen gewissen Anteil am Ergebnis zu haben. Ich werde meine 96-Fahne vor dem Fernseher ausbreiten, meinen Schal über den Apparat legen und vom Sofa aus im Feldschlösschen-Trikot die Roten vor dem Abstieg bewahren.

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