Risen: Unser Rückblick auf Gothic 2.0
Am 02. Oktober wurde Das RPG aus dem Hause Piranha Bytes sieben Jahre alt. Grund genug für uns um einen Blick zurück zu werfen und es genauer unter die Lupe zu nehmen.
Ein Exkurs in eine nicht allzu lang vergangene Zeit.
Als im Jahr 2007 die Brücken zwischen Piranha Bytes und Jowood mit lautem Karacho einstürzten, war der Publisher Koch Media zur Stelle um die Scherben aufzuheben. Vorbei waren die Tage von Milten, Gorn dem Namenlosen Helden und co. und dennoch wollte man nicht zu weit von der bewährten Formel abweichen. Also was haben wir bekommen? Risen. In einer schnellen Formel zusammengefasst: “Gothic – bekannter Gesichter – orks + Titanen und Echsenmenschen = Risen”. Mal sehen wie sich das RPG gehalten hat.
Nachdem die Götter die Welt verlassen haben, laufen nun die Titane darauf Amok und terrorisieren die Menschen. Überall im Land schießen vergessen geglaubte Tempel aus dem Boden und locken Abenteurer mit alten Schätzen in ihr kaltes, dunkles Grab. Der namenlose Held wird nach einem Schiffsunglück, in welches auch ein Meerestitan verwickelt war, auf Faranga angespült wo sich die Inquisition einen erbitterten Kampf mit den Banditen von Don Esteban um die Kontrolle über die Insel liefert. Der geheimnisvolle Inquisitor verfolgt dabei jedoch ganz andere Ziele als der alte Don und so ist es am Helden zu entscheiden welcher der Parteien er die Treue schwört, um das Rätsel um die Insel zu lösen. Spätestens im späteren Verlauf der Geschichte laufen die Stränge jedoch zusammen und so kommt es zum Showdown mit dem Bösewicht, den wir aus storytechnischen Gründen hier jedoch nur als Mister Unbekannt bezeichnen.
Einmal Angestaubte Optik a la Gothic bitte.
Die Grafik von Risen als „schön“ zu bezeichnen ist ebenso gelogen wie zu behaupten, dass es nachts nicht finster wird. Schon zu Releasezeiten war die Optik des Spiels eher veraltet und mit einem aufgeputzten Gothic 3 Look zu vergleichen. Unschöne Bodentexturen paaren sich mit ewig wiederholten Gesichtsmodellen und recht trister Detailarmut. Doch lasst euch hier nicht zu sehr auf die Kritikerschiene ein, denn die Grafik tut der Atmosphäre keinerlei Abbruch. Es gilt dieselbe Regel wie bei allen Piranha Bytes Rollenspielen, dreckig muss die Welt sein. So findet man auf der Insel mehr als genug alte Skelettfestungen, eine Hafenstadt (stilecht mit Bordell und Hafenkneipe versteht sich), gleich zwei Sumpfgebiete, dichte Wälder und sogar ein Vulkan, um sich die Zeit zu vertreiben. Vernetzt ist das Gebiet durch ein schick angelegtes und halbwegs sicheres Straßen oder besser Wegnetz, von dem man ganz besonders zu Beginn des Abenteuers eher nur bedingt abweichen sollte. Alles erinnert hierbei unweigerlich an die beliebte Vorgängerserie und das ist sicher auch beabsichtigt.
Lass dich von Kai verwöhnen
Wieder einmal hat Piranha Bytes einen Epischen Orchestersoundtrack geschaffen, beziehungsweise schaffen lassen. Kai Rosenkranz war schon bei den Gothic teilen immer für den Soundtrack zuständig und hat auch dieses mal wieder richtig gepunktet. Vom Introscreen bis hin zu den End-Credits werden die Ohren gewohnt gut behandelt und die Spieler zum mitsummen angeregt. Die Vertonung der Charaktere ist auch gelungen, bis auf ein paar eher lustlose Sprecher, die aber durchaus die Ausnahme bilden.
Die Menüführung gestaltet sich als gewohnt intuitiv und niemals ist man wirklich in Gefahr, das Spielgefühl durch stupide Menüklickerei zu verlieren. Auch der Kampf geht leicht von der Hand und wird nur selten zum Krampfakt. Auch hier gibt es also nichts zu meckern. Aber wo dann? nun…
Alles schon mal gesehen
Der Punkt der Risen an die Herzen der Spieler bindet ist zur selben Zeit auch sein größter Schwachpunkt, nämlich die Verbindung zu den genialen Gothic Vorgängern. Scherzhalber wird Risen in der Fangemeinde oft “Gothic Light” oder “das Stiefkind” genannt, denn so toll es auch ist in Erinnerungen an die guten alten Zeiten zu schwelgen während man in die Welt von Risen eintaucht, so ist es doch eher seichtes Gewässer, das da auf dem Bildschirm plätschert. Die Story von Risen ist recht schnell erzählt und hat nicht annähernd so viel Tiefgang wie die von Gothic 2. Auch viele der Gameplaymuster sind nicht einfach nur angelehnt an die alten Teile, sondern einfach direkt übernommen worden. Fraktionen? Jep. Namenloser Held? Ja. eine Hafenstadt? Na sicher doch. Spiel unterteilt in vier Akte? Klar.
All das sind Punkte die einen, während dem spielen, irgendwann mit den Augen rollen lassen. So viele Parallelen währen ja gar kein Problem, würde Risen doch nur mit einigen eigenen Ideen aufwarten oder mit frischen Charakteren, die einem im Gedächtnis bleiben, wie etwa Gorn, Milten, Lee, Lares, Xardas, Vattras oder Diego. Aber was bekommen wir? Patty und den Inquisitor. Ende.
Sogar Charaktere die in der Fortsetzung (Oh da wir kommen schon noch dazu) auch einen Auftritt haben wirken hier lustlos in die Welt gepfeffert. Ich musste doch tatsächlich nach dem Spielen des zweiten Teils nochmal Faranga besuchen um zu realisieren, dass Commandant Carlos aus Teil 1 und 2 der Selbe ist.
Auch wenn das jetzt nicht nach einer schönen Erfahrung klingt so ist Risen auch nach all den Jahren immer noch einen Blick wert. Zumindest für die, die nicht genug von Gothic bekommen können, jedoch nicht so tief sinken möchten um sich Arcania anzutun. Von uns bekommt es auf jeden Fall weiterhin eine Empfehlung.
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Absoluter Comicnerd und RPG Liebhaber, Youtuber, Pro-Wrestlingfan, Spieletester, Nonsensverzapfer und Redakteur von let's-plays.de.