kranksein hat auch vorteile: zeit zum bloggen
vor einigen tagen zappte ich zu später stunde noch in die neue riesenglotze (die jetzt tatsächlich funktioniert *flüster*) rein und landete bei rock am ring live. billy talent rockte gerade die bühne. ach ja *in erinnerungen schwelg*
vor 5 jahren brachen gatte und ich mit unseren 2 jungs im geliehenen wohnmobil zu rock am ring auf. die jungs waren nach unserer meinung mit 15 und 16 noch zu jung, um das alleine zu wuppen, zu groß waren unsere befürchtungen, sie nach dem wochenende als alkoholwrack mit knochenbrüchen aus einem eifeler krankenhaus nach hause transportieren zu müssen. so starteten wir zur familientour an den ring. das wohnmobil vollbeladen mit speis und trank. die jungs sollten im zelt bei der jugend bleiben, wir hingegen hatten uns den “veteranen-campingplatz” ausgesucht.
wir luden die jugend samt fressalien auf ihrem platz ab und fuhren weiter. der biervorrat blieb bei uns. so hatten wir die garantie, die jungs regelmäßig zu sehen und ihren zustand überprüfen zu können . unser campingplatz war genial. eine bunte mischung aus junggebliebenen oldies und einem bunten geschlechtergemisch jeglichen alters, in zelten und originellen wohnmobilen. wir plazierten uns zwischen einem sammelzelt jugendlicher pfadfinder und einem ringrocker-pärchen aus bremen. kurze zeit später stießen noch ein schwarzes wohnmobil mit der mannshohen aufschrift junggesellen und ein punkmobil zu uns. wir schnappten uns ein bier und betrachteten amüsiert, wie sich der platz mit allerlei skurrilen zeitgenossen füllte. zelte wurden aufgebaut, generatoren angeschlossen, grills aufgestellt, zapfanlagen installiert. die jugendlichen, rein männlichen, pfadfinder neben uns waren schon knülle, saßen vor ihrem zelt und sangen glückselig:
“sie hatte dicke, dicke, dicke, dicke titten. titten, die wippen…”
die junggesellen beschallten den platz mit roland kaiser!, die punks nebenan hielten mit sex pistols dagegen, von irgendwo links dröhnte country musik. unsere bremer nachbarn, udo und elke, kamen mit einem begrüßungsschnaps vorbei. irgendwas fieses, norddeutsches. es war mittags um 12. gatte und ich beschlossen, dass wir schließlich keine kaffeefahrt gebucht hatten und griffen beherzt zu. kurze zeit später revanchierten wir uns mit einem heimischen, fiesen bierzusatz. der beginnende nachmittag wurde richtig gemütlich. die pfadfinder sangen immer noch ihr lied und hantierten an einem 1x grill herum, der heftig qualmte. die junggesellen und die punks hatten eine art wer-ist-lauter-challenge am laufen. die country musik eierte. unsere jungs kamen vorbei und waren eine mischung aus verwundert und heiter, dass wir uns bereits so gut eingefunden hatten. vermutlich dachten sie, sie würden uns strickend in stützstrümpfen oder so vorfinden. paah, denkste!
der nachmittag glitt nahtlos in den abend über. irgendein schwachkopf aus der pfadfindergruppe hatte den grill ins zeltinnere geschleppt, aus dem es nun heftig qualmte und hustete. er wurde von den anderen unter lallendem gefluche nebst grill wieder rausgezerrt. das gesinge ging weiter. da kam ein mädel des weges, dass sich zu der lustigen runde gesellte. die jungs natürlich mächtig begeistert. zunächst. das mädel begann sie nämlich zügig zuzutexten. “ich bin die viky, wo kommt ihr her? ist das nicht total cool hier? brabrabra”. die stimmung fing an zu sinken. die jungs wollten offensichtlich einfach nur saufen, singen und ihre schuhe grillen. kurzerhand wurde viky auf einen campingstuhl gehievt, bekam einen streifen tesa über den mund geklebt, je zwei zum fixieren der hände und füße und wurde außer reichweite getragen. geniale idee eigentlich. warum sind wir nur so schrecklich erwachsen!
wir brachen zu einem kleinen rundgang um den platz auf. passierten den country-fan, der, begleitet von extrem eiernder country mucke, in eine lautstarke auseinandersetzung mit irgendwelchen metal-typen verstrickt war. ich glaube, es ging darum, dass sie genug von seiner mucke hatten. auch hier kam tesa zum einsatz: country-joe wurde an füßen und händen gefesselt und etwas 20 meter aufs angrenzende stoppelfeld getragen und dort abgestellt. der generator wurde samt mucke abgewürgt. mit einer flasche bier . in den folgenden 20 minuten konnte man beobachten, wie ein getapter trapper versuchte, in bugs bunny sprüngen zum platz zurückzukehren. sehr unterhaltsam.
unsere jungs holten uns ab und wir machten uns per shuttle zum ring auf. und das lohnte sich: billy talent rockte die bühne wie kaum ein anderer an diesem abend. wir sahen und hörten die white stripes, korn und ein paar junge bands im newcomer-zelt, in dem man allerdings nicht zu lange bleiben konnte, ohne einen hörsturz zu riskieren. es langte aber immerhin für enter shikari und turbostaat. während sich unsere jungs ins getümmel stürzten, kehrten wir mit piependen ohren zum campingplatz zurück, wo mittlerweile ruhe eingekehrt war. kaum hatten wir uns in unsere schlafsäcke gekuschelt, dröhnte es von rechts unten in brachialer lautstärke “über sieben brücken musst du gehen!” oh ne, echt jetzt, um 3 uhr morgens roland kaiser, das grenzt an folter.
“noch einmal schlager-mucke und es jibt wat auf die fresse!” tönte es resolut aus der punkrichtung. man hört kurze kampfgeräusche, dann war ruhe. auf manche menschen ist verlass.
wir verbrachten noch einen sehr abwechslungsreichen tag und brachen am nächsten morgen in bester laune mit zwei sehr zufriedenen jungs richtung heimat auf. schön, solche dinge muss man einfach mal machen, sonst rostet man
übrigens kam ich 2 tage später im business-dress in der mittagspause in den bioladen und wurde von einem jungen, struppigen mann mit ringrocker-shirt bedient. “hey, du auch! ich bin auch ein ringrocker!” begrüßte ich ihn. sein absolut fassungsloser gesichtsausdruck war gold wert