Richtig falsche Vorträge

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Wie zum Teufel soll sich die Lage bessern, wenn ständig richtig falsche Vorträge gehalten werden? Richtig, weil sie die Auswirkungen beschreiben. Falsch, weil sie die Ursachen nicht hinlänglich analysieren und untaugliche Lösungen propagieren. Das bezieht sich auf sehr viele Texte im Netz; heute hat Focus-Redakteur Uli Dönch ein weiteres perfektes Beispiel dafür geliefert in seinem Artikel “Die Wut der Bürger steigt. Dieser Euro zerstört die Demokratie”. Manchmal ist die Hälfte der Analyse auch nicht mehr als gar nichts.

“Die einen wollen sich nicht zu Tode sparen, die anderen nicht für Zechpreller bezahlen”, bringt es der Focus-Mann auf den Punkt und schlussfolgert richtig: “Das ist die Stunde der Radikalen” und “Derartige Hass-Exzesse aber hält das gemeinsame Europa nicht aus. Die Kombination aus Zwangssparen, Wohlstandsverlust und Radikalisierung droht das System der parlamentarischen Demokratie zu sprengen.” – Doch dann kommt die kalte Dusche mit dem untauglichen Lösungsvorschlag: “Die gemeinsamen Währung eines in etwa gleich starken Wirtschaftsraumes in Mittel- und Nordeuropa. Wer nicht wirklich dazu gehört, muss den Euro eben aufgeben. Weil sonst das gesamte Projekt Europa zerfällt.”

Einer mehr, der die wirklichen Ursachen der Krise nicht verstanden hat und weiterhin Heftpflaster auf das offene Bein kleben will. Egal, wo man hinschaut, findet man solche “Lösungen” reichlich. Entweder reicht es, wenn Griechenland aus dem Euro aussteigt oder – wie in diesem Beispiel – der ganze Süden, damit ein “Nord-Euro” die Sache regelt. Wenn es nicht das ist, wird ein neues Geld-System und/oder die Abschaffung des Zinssystems gefordert, um die Situation endgültig zu bereinigen. Alles das sind Halbheiten, weiteres Herumdoktern an den Symptomen für diejenigen, denen wirkliche Lösungsansätze zu anstrengend sind: Dünnbrettbohren kurz vor 12 aber ist fatal, verschwendet, Kraft, Energie und vor allem Zeit, die wir nicht mehr haben.

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Die wirklichen Ursachen der Krise, die es schon seit Jahrzehnten gibt (… oder erzählen Sie mal den Menschen in Tansania, jetzt sei eine Krise ausgebrochen …) und deren Auswirkungen jetzt nur akut sichtbar werden, liegen ganz woanders: Vorrangig in der ungleichen Verteilung der Ressourcen und des Reichtums auf diesem Planeten. Oder, um es weniger prosaisch zu machen, in der Tatsache, dass es heutzutage “leistungsgerecht” zu sein scheint, dass eine Friseuse oder eine Supermarkt-Kassiererin von ihrem Hungerlohn nicht leben können, während ein Investment-Banker, der Luftpapiere (Derivate) verkauft, Millionen pro Jahr einstreicht. Nur ein Beispiel für die Kluft der gesellschaftlichen Relevanz, die zwischen solchen Einkommen liegen. Weder ein anderer Euro noch ein modifiziertes Geldsystem können das beheben, auch die Abschaffung des Zinssystems nicht.

Die wachsende Schere zwischen Arm und Reich ist das Problem. Die Tatsache, dass die Wirtschaft immer weniger Arbeitnehmer braucht. Der Zwang zu immer mehr Wachstum. Der hemmungslose Umgang mit den verbleibenden Ressourcen auf diesem Planeten. Der Kollaps der Rentensystem im demografischen Wandel. – Nichts davon regelt der “Nord-Euro”, den der Focus-Redakteur als perfekte Lösung aller Probleme hinstellen will. Ihnen (und jedem anderen) sei deswegen eindringlich die Lektüre des Artikels “Wer ist schuld an der Krise?” empfohlen, Herr Dönch. Das ist ein bisschen anstrengender als schlichte, aber untaugliche Patentrezepte zu entwickeln, jedoch auch unausweichlich erfoderlich, will man wirklich nachhaltige Regelungen schaffen, weil die Analyse dann nicht in den oberflächlichen Symptomen stecken bleiben darf.

Und nach diesem Artikel empfehlen wir Ihnen die Lektüre des Bandbreitenmodells, das sich genau mit der angesprochenen Problematik befasst, die von keinem Geldschein zu regeln ist, egal welcher Name draufsteht. Dort können Sie nachhaltige Lösungsansätze finden, die nicht an der Oberfläche bleiben, was man hier nach Belieben vertiefen kann:
Bandbreitenmodell FAQ
Bandbreitenmodell Sitemap

Ganz abgesehen aber von diesen Empfehlungen, muss endlich die Behandlung des Patienten Krise geändert werden. Es braucht die genaue und schonungslose Diagnose zuerst, auch wenn das Ergebnis weh tut. Denn sonst rutscht dieser Kontinent – so wie alle anderen – mit einem “Nord-Euro” nur von der schleichenden Pest in die akute Cholera, und wir bleiben mit diesem untauglichen Aktionismus, der geistige Windstille ersetzen soll (die heutige Beschreibung für die “EU-Gipfel”), in exakt derselben Problematik verhaftet. Nur mit einem anderen Namen auf den Geldscheinen.  Wenn Ihr Wohnzimmertisch wackelt, Herr Dönch, ist es nicht damit getan, dem Möbelstück ein Bein abzuschneiden und es in Zukunft “Nord-Tisch” zu nennen.


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