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ch habe es versprochen und nun auch gehalten: ich habe “Der Gotteswahn” von Richard Dawkins gelesen; ach, was sag ich; verschlungen.
Seine Ideen waren mir ja durch die Bücher (u.a.) von Michael Schmidt-Salomon bekannt; aber wie Dawkins selbst schreibt, das weniger. Und es lohnt sich, ihn zu lesen! Mir ist schon klar, woher Schmidt-Salomon seine Art Humor hat – er ist Dawkinianer… Und das kann ich nachvollziehen.
Vielleicht wurde nicht nur ich damit konfrontiert, dass die Scientologen mir Zettel in die Hand stopfen wollten, auf denen sie mit Einsteins Konterfei werben und meinen, diesen zu Ihrem Fürsprecher machen zu können. Umgekehrt würde man dies Blasphemie nennen.
Auch Dawkins geht auf die Religiosität der Naturwissenschaftler ein; also auf das, was diese (zum Beispiel Einstein) als solche benannten:
Eine geradezu mystische Reaktion auf Natur und Universum ist unter Naturwissenschaftlern und Rationalisten weit verbreitet. Sie hat nichts mit einem Glauben an Übernatürliches zu tun. Seite 22
Weiter erklärt er dann, dass diese Art der religiösen Weltverehrung eher mit einem staunenden Wundern über die Dinge wie sie sind zu tun haben als mit der Idee eines, der die Welt gemacht hat.
Es fällt mir – ich gebe es zu – oft schwer, die Religionen zu kritisieren und ihnen den Respekt zu verweigern. Das macht es mir oft schwer, die Texte von Schmidt-Salomon oder den der Giordano Bruno Stiftung zu lesen. Weil ich mich für tolerant halte… und Schmidt-Salomon einen Text gegen genau diese Toleranz schrieb.
Nun verstehe ich das besser. Und will versuchen, dies nicht nur zu verstehen, sondern zu verinnerlichen:
Ich bin nicht dafür, jemanden nur um der Sache selbst willen zu beleidigen oder zu verletzen. Aber für mich ist es faszinierend und rätselhaft, dass die Religion in unserer ansonsten säkularen Gesellschaft derart unverhältnismäßige Vorrechte genießt. [...] Was ist das Besondere an der Religion, dass wir ihr einen so einzigartigen Respekt entgegenbringen? Seite 44
Dawkins weist explizit darauf hin, dass er in dem Buch der Religion so wenig Respekt entgegenbringen wird, wie diese den Atheisten. Dazu zitiert er ein Gespräch zwischen Robert Sherman (einem amerikanischen Journalisten) und George Bush senior:
Als dieser (Bush) gefragt wurde, ob er bei Amerikanern, die Atheisten sind, den gleichen Bürgersinn und Patriotismus erkennen könne, antwortete er:” Nein, ich finde nicht, dass man Atheisten als Bürger betrachten sollte, und man soll sie auch nicht für Patrioten halten. Das ist eine Nation unter Gott.” Seite63
Nun, man weiß inzwischen, welch gottgefälliges Werk der Sohn des Zitierten getan hat…
Dawkins beschreibt unter anderem auch an der Entstehung der “Religion” des fliegenden Spaghettimonsters über den Unfug, den Religionen aufgrund ihrer Allemachtsphantasien verbreiten. Und weist darauf hin, dass es nicht Sache der Religionskritiker sein sollte, die Wahrheit der Religionslehren zu widerlegen; sondern vielmehr ist es (wenn es denn überhaupt notwendig ist) Aufgabe der Religion, zu beweisen, dass es etwas gibt, dass die Religion logisch begründet.
Niemand von uns fühlt sich verpflichtet, all die unzählingen hergeholten Dinge zu widerlegen, die eine fruchtbare oder witzige Fantasie sich ausdenken kann. Nach meiner Erfahrung ist es eine amüsante Strategie, wenn ich auf die Frage, ob ich Atheist sei, darauf hinweise, dass der Fragesteller ebenfalls Atheist ist, nämlich in bezug auf Zeus, Apollo, Amon Ra, Mithras, Baal, Thor, Wotan, das Goldenen Kalb oder das Fliegende Spaghettimonster. Ich bin einfach schon einen Gott weiter. Seite 77
Dawkins definiert im Buch auch, was Darwin begann, auf der Ebene der Gene (das egoistische Gen!)… leider mangelt es mir an den Kenntnissen – ich habe das Gefühl, Etliches nicht verstanden zu haben was Dawkins hier beweist. Da muss ich wohl noch ein wenig mehr lesen und lernen. (Immerhin: ein – das – Buch von Darwin liegt auch schon bereit.)