Rezi: Sommerfalle

Rezi: SommerfalleAutorIn: Debra Chapoton
Titel: Sommerfalle
Band: Einzeband
Verlag: Piper ivi
Genre: Thriller
ISBN: 978-3-492-70265-2
Escheinungsjahr: März 2012
Seitenanzahl: 281
Kaufpreis: 12,99€
Krümelanzahl: 4
Erster Satz:Mmm. Schlafen. Sie atmete tief durch die Nase ein und seufzte dann so laut, dass sie fast vollständig erwachte aus diesem seltsamen Traum.
Inhalt:Alles es ist ganz normal. An Rebeccas Schule gibt es die Schönheit, auf die alle Jungs stehen: sie selbst. Den Jungen, auf den alle neidisch sind: ihr Freund. Und natürlich Eddie-Spasti, über den alle so gut lachen können. So war das schon immer. Von Anbeginn der Schulzeit bis jetzt - zum Ende. Doch plötzlich scheinen sich die Rollen verschoben zu haben. Die sonst so selbstsichere Rebecca wacht verlassen in einem dunklen Lagerraum auf einer Liege auf. Gefesselt. Nichts von ihrer Schönheit ist mehr zu sehen. Die pure Angst ist ihr ins Gesicht geschrieben. Ihr Freund Josh bangt um das Leben seiner Becca und alarmiert die Polizei. Und Edward ... der nie die Möglichkeit gefunden hatte, seiner Becky zu zeigen, wie sehr er sie liebt, hat genau das nun vor. Sie wird hin und weg von ihm sein und ihr Leben nur noch mit ihm teilen wollen, denkt Edward. Becky ist die Gejagte und Eddie der tödliche Fänger. Ein Katz-und-Maus-Spiel der feinsten Art beginnt.
Meine Meinung:Trotz intensiven Fahrschulen lernens und meiner Arbeit im Kindergarten fand ich innerhalb von zwei Tagen die Zeit, diesen spannenden Thriller durchzulesen. Und ich bin positiv überrascht. Nach dem Cover zu urteilen, hätte ich das Buch wohl niemals in die Hand genommen. Das sah mir einfach schon zu Mädchenhaft und zuckersüß aus mit den Schmetterlingen und dieser vermeintlichen Rosenhecke im Hintergrund. Dies soll, wenn ich so im Nachhinein darüber nachdenke, wohl Rebecca als zarten Schmetterling im wilden Gestrüpp des Waldes darstellen .. ein Schmetterling, das ein wehrloses Tier in der Hand eines Menschen darstellt. Gut, dass ich mir das Buch doch genauer angeschaut habe.
Ich las und las und las und schwupps war ich in der Geschichte gefangen. Debra Chapoton oder ihre Übersetzerin Henriette Zeltner hat wirklich einen angenehmen Schreibstil gefunden. Dabei hat sie Rebecca eine Note verliehen, die mir anfangs kräftig gestunken hat. Diese Arroganz, Selbstverliebtheit und das Wissen, dass sich ihr die halbe Welt zu Füßen legt, wenn sie nur die Augen aufschlägt. Pff.. blöde Kuh, dachte ich mir. Aber im Laufe des Buches vollzieht Rebeca eine von Panik zersetzte Verwandlung zu einem bedauernden und einfühlsameren Mädchen, das sie ohne Eddie (wie schrecklich ihre Geschichte auch ist) nicht geworden wäre. Die Erzählungen über Becky wechseln sich hauptsächlich mit denen über Eddie ab. In verwirrend unterschiedlichen Reihenfolgen erinnert dieser sich zuerst zurück an Beschimpfungen und Erniedrigungen seiner Mutter, dann den Tod seines Vaters als er selbst erst in der zweiten Klasse war und switscht dann wieder zu Begegnungen mit Becky, die mehr gestalkt als alles andere waren.
So bekommt der Leser wunderbar verzerrte Einblicke in die "Wirklichkeit" und darf die Hintergründe, die Eddie zu seiner Tat trieben, gerne auf Entführungsmeldungen aus den Nachrichten beziehen. Klar dürfte dieser Transport von einer fiktiven Geschichte auf das reale Leben skurril und merkwürdig wirken (wie das bei Thrillern mit Einblicken in die Psyche des Kranken Täters immer so ist) - aber Fakt ist, dass doch genau solche Beweggründe zu solch einem Erleben führen. Ich versuche den Typ Mensch, der hinter der Fassade den Wahns steckt, nach zu vollziehen. Ich will ihn nicht verstehen (!) und zum Glück kann ich das auch nicht. Aber ich kann verstehen wollen, wie ein Mensch zu solch einer Verzweiflung oder Trauer oder Wut oder, was auch immer der triggernde Auslöser ist, kommt, um daraufhin eine ob nun eine unüberlegte oder solch gut durchdachte Aktion durchzuziehen. Wenn mir das gelingt, dann ist das für mich auf jeden Fall schon einmal ein Pluspunkt.
Mir fällt gar nichts ein, was ich negativ bewerten könnte. Denn auf den knapp 300 Seiten ging mir nie die Spannung flöten. Ich dachte mir zwar öfter, dass es jetzt langsam mal reicht mit den vielen Flashbacks der einzelnen Charaktere, aber nur weil ich so gefangen von der Hauptgeschichte - der Entführung - war. Dabei komme ich auf eine weitere sehr markante Eigenheit der Schreibe von Frau Chapoton. Und zwar lebt die Story von wilden Einblenden in andere Zeiten. Weiter oben im Text habe ich dies bereits in Bezug auf Eddie und seine Vergangenheit angedeutet. Ich kann es in der Regel nicht leiden, wenn ich Seiten um Seiten in der Kindheit oder Jugend mir vielleicht sogar unwichtigeren Personen einer Geschichte herumwühlen muss, ehe es zum weiteren Geschehen geht. Dieses roblem ist die Autorin elegant umgangen. Zwar gibt es durchaus einiges, was man so über vergangene Tage zu erfahren hat, aber man wird nicht mit einer geballten Ladung davon gleich erschlagen. Sondern peu á peu werden immer mal einzelne Sequenzen eingeblendet, um dann das gleiche vielleicht noch einmal aus den Augen des jeweils anderen Protagonisten zu betrachten, und schon geht es zurück zur Handlung. Dadurch wurde es kein müßiges Unterfangen und der Lesespaß blieb keineswegs auf der Strecke!!
Mein Fazit:
Eine mitzeißender Jugendthriller, der seine gute Bewertung verdient hat! ~ 4 Krümel ~
Vielen Dank an den Piper ivi Verlagfür die Bereitstellung dieses nervenaufreibenden Rezensionsexemplars!
Jimmy

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