Rezi: Noah

Rezi: NoahAutorIn: Fitzek
Titel: Noah
Band: Einzelband
Verlag: Bastei Lübbe
Genre: Psychothriller
ISBN: 978-3-7857-2482-8
Erscheinungsjahr: Dez. 2013
Seitenanzahl: 548
Altersempfehlung: 16
Kaufpreis: 19,99€
Krümelanzahl: 5
Erster Satz:
Alicia wurde von der Stille geweckt.
Inhalt:
Noah. Ungelenk in seinen Handballen tätowiert. Das ist der einzige Hinweis der dem jungen Mann zur Verfügung steht. Jede andere Erinnerung scheint sein Hirn verdrängt und vor ihm verschlossen zu haben. Aber weshalb? Mit einem Obdachlosen namens Oskar, der ihn angeschossen aufgefunden hat, begibt er sich auf die Suche nach Antworten. Doch schon bald wünscht er sich, er wäre dort geblieben, wo Oskar in aufgelesen hat .. im Untergrund, in Sicherheit. Denn die Fragen, die das Duo aufwerfen ziehen katastrophale Folgen nach sich!Zeitgleich bricht am anderen Ende der Welt eine Seuche aus: die Manila-Grippe. Und wieder andernorts wird mitten auf einer Veranstaltung der Reichen und Schönen auf den Gastgeber geschossen ... irgendwie hängen diese Ereignisse alle miteinander zusammen. Aber wie? 
Meine Buchgeschichte:
Ich hatte das unverschämte Glück die Novität eines meiner Lieblingsautoren vorablesen zu dürfen. Um es euch auch absolut zeitnah empfehlen zu können, habe ich diese Rezension am 20. Dezember, dem Erstverkaufstag von "Noah", hochgeladen. Wie versprochen folgt jedoch noch eine zusammenfassende Videorezension .. aber da ich gerade eben erst die letzten Seiten ausgelesen habe, hatte ich dazu so kurzfristig leider keine Zeit mehr.
 
Meine Meinung:
Ich liebe ja sowieso Bücher und Filme, die irgendwie gesellschaftskritisch daherkommen. Auf subtile Art den Menschen vor die Nase zu halten, was in dieser Welt wirklich abgeht, finde ich enorm wichtig. Wir alle leben so ein bisschen vor uns hin. Auch wenn der ein oder andere im Monat ein paar Euro in arme Länder spendet oder sonntags mit den Hunden im Tierheim ausgeht .. in Wirklichkeit ist uns die Ungleichheit, unter der wir leben und die wir erfreulicherweise hier in Deutschland auch genießen können, herzlich egal. Unser Hauptproblem sind Hakenkreuze an den Wänden und alkoholisierte 13jährige. - Ich gestehe, dass auch ich ein gescheites Wachrütteln in regelmäßigen Abständen einfach brauche, um mich an die Missstände zu erinnern und angemessen darüber nachzudenken.
Rezi: Noah
Ganz unerwartet bringt Fitzek mich an meine Grenzen. Die des Mitgefühls und der Ohnmacht, die der Ungläubigkeit und der Fassungslosigkeit, die der Scham und der Berührung. Zwischen den Zeilen fühlte ich mich immer wieder ertappt. Beim Wegschauen. Beim Augenverschließen. Der Autor kommt ganz ohne erhobenen Zeigefinger aus und bohrt ihn uns doch mitten in die Brust. Man kann dieses Buch nicht lesen, ohne die vielen Informationen und Hinweise auf unsere Konsumgesellschaft, den allgemeinen Gedankenmissbrauch und den angeborenen Egoismus der menschlichen Rasse in sich aufzusaugen. Aufgrund dessen kann ich mir gut vorstellen, dass diese Story einigen Geschmäckern nicht gefallen wird. Es gibt viele Menschen, die des Abschaltens wegen lesen. Da passt ein Thriller mit Denkanstößen nicht ins Weltbild, selbst wenn man vom Schriftsteller anderes gewohnt ist. Aber zum Glück hält Sebastian Fitzek mit seiner mehr oder minder versteckten Kritik nicht hinter den Berg. Man weiß sofort auf den ersten paar Seiten, ob man sich auf die Handlung einlassen möchte oder nicht. Und wenn man es tut, wird man es nicht bereuen!
Ungewöhnlich viele Handlungsstränge laufen in dieser Geschichte zusammen .. und werden von einem einzigartig spannungsgeladenen Ideenknoten gehalten. Wir begleiten nicht nur den verwirrten Noah auf seiner spannenden Reise zurück zu seiner Vergangenheit. Kapitelweise entschwindet der Leser auf andere Kontinente und bekommt von jedem Szenario die pikantesten und spannendsten Details mit. Zwar wird die Anzahl der Protagonisten dadurch multipliziert, doch bleibt keine Figur ohne klares Gesicht. Wer schon einen Fitzek gelesen hat, weiß um das Geheimnis der lakonisch kurzen Kapitel. Umso erstaunlicher ist es, dass er es innerhalb dieser geringen Seitenspanne schafft, eine beunruhigend tiefe Persönlichkeit für alle seine Charaktere zu entwickeln und dem Leser nahe zu bringen. Dieser Schlagabtausch durch die Kapitelunterteilungen geht wahnsinnig rasant vonstatten. Natürlich wird dadurch der Lesefluss beschleunigt und auch die Spannung wird ordentlich angeheizt. Gerade wird der entscheidende Koffer geöffnet, switschen wir rüber nach Amerika. Und in dem Moment als sich der Getränkeautomat als rätselhafte Geheimtür entpuppt, landen wir auch schon in Afrika.  Viel mehr möchte ich gar nicht zu diesem schönen, denkwürdigen und inspirierendem Buch sagen. Es steckt voller Kuriositäten, geistreichen Einfällen, Verschwörungstheorien, tollen und turbulenten Wendungen und harten Fakten über unsere Welt! 

Mein Fazit:
Das bislang beste, was Fitzek aus seinen Gehirnwindungen hervorkramen konnte. Man will, kann, darf dieses Werk nicht weglegen ... ~ 5 Krümel ~
Jimmy


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