Rezi: Die Seltsamen

Rezi: Die SeltsamenAutorIn: Stefan Bachmann
Titel: Die Seltsamen
Band: Teil I
Verlag: Diogenes
Genre: Fantasy
ISBN: 978-3-257-86238-6
Erscheinungsjahr: Febr. 2014
Seitenanzahl: 367
Altersempfehlung: 11
Kaufpreis: 16,90€
Krümelanzahl: 4
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Erster Satz:
Federn fielen vom Himmel.
Inhalt:
Nachdem schwarze Federn auf Bath niedergesegelt waren, suchten die Feen England heim. Der heitere Krieg brach aus.. Das dunkle Zeitalter des Dampfes wurde eingeläutet. Und der Mischling aus Fee und Mensch steckt mitten drin. Bartholomew muss sich verstecken, denn seinesgleichen sind auf den Straßen noch unerwünschter als reine Feen. Eines abends beobachtet er eine gruselige Dame in purpurnen Kleidern, die die Nachbarn gegenüber besucht. Sie nimmt den Jungen mit. Und verschwindet in einem magischen Wirbel aus Dunkelheit.Zur selben Zeit sitzt Mr. Jelliby in einer Versammlung von Ministern .. das akute Problem betrifft das gehäufte Verschwinden von kleinen Kindern. Mischlingskindern.Barthelemew und Mr. Jelliby begeben sich auf Spurensuche.
Meine Buchgeschichte:
Zufällig fiel mir die wunderschöne englische Ausgabe "The Peculiar" in die Hände und bei dem deutsch klingenden Namen musste ich sofort nach einer Ursprungsausgabe suchen. Das war am Anfang des Jahres. Praktischerweise stellte sich heraus, dass der Roman auf deutsch sogleich Ende Februar erscheinen würde ... ich musste aber nicht einmal so lange warten und durfte schon vorab schmökern. Kurze Zeit später entdeckte ich eine rätselhafte Website, die sich dem Geheimnis um die schwarzen Federn über Bath annahm. Die Sprache ist vom magischen Labor, das ihr mit einem Klick aufs Bild gerne einmal besuchen dürft.
http://www.das-magische-labor.de/
Meine Meinung:
Da hat sich der Diogenes-Verlag etwas Neues einfallen lassen: Statt des schlichten, weißen Designs kommt nun ein weinrotes, ledernes Buch daher. Das haptisch ansprechende Äußere sieht sehr edel aus und erinnert so gar nicht mehr an die sterilen Diogenes-Reihen. Während mich die geraden Linien des Motivs nicht überzeugen konnten, sprechen mich dafür die Farben umso mehr an. Das ganze Werk sieht aus wie ein geheimnisvolles Buch voller Märchen und Wunder. Und das ist es auch.
Die Erzählung hätte mit den berühmten Worten "Es war einmal ..." beginnen können, denn ebenso märchenhaft kommt der Prolog daher. Wir lesen von den Ursprüngen der Welt, die sich Stefan Bachmann für seine Figuren ausgedacht hat. Wie kam es dazu, dass plötzlich magische Geschöpfe wie Elfen, Irrwichte und Gnome neben den Menschen die Länder bevölkern? Welche Pforten haben sich geöffnet und wieder geschlossen? Und welche Wesen blieben dabei auf der Strecke? Auf all diese Fragen gibt es Antworten, die im Buch zu finden sind. Die Hintergründe sind verständlich aufgeschlüsselt und die Stellen, die bislang noch dunkel geblieben sind, werden gewiss im zweiten Band geklärt. Logische Stolpersteine bleiben also keine und das ist gerade bei dem Genre Fantasy ein wichtiger und oft vernachlässigter Gesichtspunkt, der über die Qualität des Romans entscheiden kann. Hier kommt eine Besonderheit zum Tragen, nämlich das Element des Steampunks. Vielleicht ist auch dies der Grund, wieso es für jedes Zahnrad einen Nutzen und für jeden Stempel einen Abdruck gibt.
>>Mama, hast du Münzen hinter den Augen?<<
...
>>Das hat mir jemand erzählt. Er hat mir gesagt, 
ich soll sie rauszupfen und mir davon Sahnebonbons kaufen.<<(S. 117 ff.)
Schnell konnte ich mich in der phantastischen Welt zurecht finden und begab mich auf Erkundungstour. Dabei begegenete ich vielen verschiedenen und kreativ erdachten Gestalten. Jedoch wurden nur wenige Figuren in dem Roman gut durchleuchtet, wodurch die Geschichte unverzüglich an Tiefe einbüßte. Ein paar Details zu inneren Gedankenwelten oder den eigentümlichen Seiten eines Charakters hätten weitere Welten geöffnet und die fiktiven Ideen dem Leser so glaubwürdig machen können. So war mir die Mutter von Bartholomew und seiner kleinen Schwester Hetti sogleich sehr sympathisch, obwohl sie in ihrem Leben aus Schein sehr wechselhaft ist. Auf der einen Seite muss sie ihre Kinder vor den Augen der Anderen verstecken ... auf der anderen Seite wünscht sie sich Gesellschaft und einen lockeren Alltag. Ersteres scheint ihr krankhafte Sorgen zubereiten während sie ihre Kinder wiederum stundenlang wegsperrt, um letzteres ungestört genießen zu können. Diesem Zwiespalt in ihr drin wäre ich gerne näher auf den Grund gegangen. Und auch auf die süße Hetti freue ich mich schon in der Fortsetzung. Die Beschrebung zu Beginn des Buches fand ich bereits sehr niedlich: ein schmutziges Kind, auf dessen Kopf statt Haare wilde Äste und Zweige wuchern. Einem feenhaften Wesen gleich hat sie spitze Ohren und wirkt nahezu zerbrechlich. Ich habe sie bildlich vor Augen und warte ungeduldig darauf, sie wiederzusehen.
Hier trifft der Leser also auf wenige, dafür aber sehr eindrückliche Persönlichkeiten, die ihre eigene Geschichte hervorragend vorantreiben.
Vor einigen Jahren hatte ein ebenso junger Schriftsteller eine steile Karriere hingelegt. In seinen Fantasygeschichten spielten Feen eher eine Nebenrolle. Im Vordergrund standen der Drache Seraphina und ihr menschlicher Freund. Ich rede von Christopher Paolini, der noch heute sehr gefragt ist. Ich gehörte nie zu seinen begeisterten Lesern. Und doch denke ich, dass Stefan Bachmann einen ähnlichen Erfolg erreichen kann und wird. Nachdem er in der Schweiz entdeckt wurde, kam er in Amerika groß raus. Erst jetzt können wir ihn auch hierzulande feiern. Ich sehe Großes auf ihn zukommen. Ich wünsche es ihm. Für meine Begriffe zeigt er mehr Tiefe und Phantasie in seinen Geschichten, als der Kollege, mit dem ich ihn gerade verglichen habe. Ich bin sehr gespannt, wie der weitere Weg aussehen wird. Auf jeden Fall werde ich dran bleiben und weiterlesen.
Mein Fazit:
Dank eines faszinierend ausgefeilten Sprachgebrauchs hat sich dieser Roman zu einem wahren Steampunk-Wunder entfaltet, dem ich steigerungsfähige ~ 4 Krümel ~ verleihe. Sehnsüchtig warte ich nun auf die Fortsetzung im Oktober 2014.
Jimmy

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