Rezi: Der Zauber der ersten Seite

Rezi: Der Zauber der ersten SeiteAutorIn: Laurence Cossé
Titel: Der Zauber der ersten Seite
Band: Einzelband ; hardcover
Verlag: Limes
Genre: Bibliophil
ISBN: 978-3-8090-2590-0
Erscheinungsjahr: Juli 2010Seitenanzahl: 464Altersempehlung: ab 13 Jahren
Kaufpreis: 19,95€
Krümelanzahl: 4
Erster Satz:
>> Zumindest kann man sagen, dass Paul Néons Verschwinden im Kanton Antibes-Biot, wo er sich allem Anschein nach niedergelassen hatte, kein Aufsehen erregte, nicht einmal in Les Créts, dem ärmlichen Dorf, in dem er das letzte Haus am Dorfrand bewohnte. <<
Inhalt:
In Paris trifft der kreative Kopf Ivan auf die reiche Madame Francesca. Sie verfolgen ein Projekt und stellen es innerhalb kürzester Zeit auf die Beine: die Buchhandlung "Zum guten Roman". Dort solle es nur intelligente, geistreiche und spannende Bücher verkauft werden. Die zwei orientieren sich an den Meinungen von Literaturliebhabern, Autoren, Verlagsmitarbeitern oder auch Rezensenten. Diese hatten extra eine Liste mit ihren liebsten Romanen notieren sollen, die Ivan und Francesca nun für ihr Tun nutzen. Doch andere Buchläden fühlen sich von dem florierenden Geschäft unterdrückt, da sie sich an Bestseller halten und jeden neuen und geforderten Titel verkaufen. Auch Autoren, deren Werke im "Zum guten Roman" nicht über die Theke gegeben werden, fühlen sich verachtet. Verleumdungen werden in der Zeitung ausgerufen, an den pariser Straßenbahnen und Litfasssäulen hängen Plakate, die die Buchhandlung verschmähen. Die Agressionen der Mitbürger gehen so weit, dass auf einmal diejenigen Menschen Opfer von Attentaten werden, die von Ivan und Francesca nach ihrer Meinung gefragt wurden.. Doch eigentlich waren die Namen geheim gehalten worden. Wer steckt hinter den Anschlägen? Kommissar Heffner soll in diesem Fall ermitteln. Er hört sich die lange Geschichte der beiden Selbstständigen an. Von der Idee über den ersten Entwurf bis hin zur vollendeten Umsetzung. Und nun soll die Buchhandlung schon wieder zugrunde gerichtet worden sein?

Meine Meinung:
Die Umschlaggestaltung ist ein Traum. Dieser schöne Rotton, dazu das Motiv mit dem aufgeschlagenen Buch und den herbstlichen Blättern - ein Traum. Schade nur, dass der Titel bei der Übersetzung nicht übernommen wurde. Im Französischen trägt dieses Buch den Namen "Au bon Roman". Der hätte hier besser gepasst. Nicht nur wenn man den Inhalt bedenkt. Sondern ich persönlich hatte leider ernste Schwierigkeiten in die Geschichte hinein zu finden. Für mich gab es also keinen "Zauber der ersten Seite", sondern eher nach der fünfzigsten. Denn zu Beginn war für mich die Handlung sehr verwirrend und der Text angefüllt mit irgendwelchen Namen von Menschen, Orten und Städten, die mir nichts sagten und somit inhaltlos blieben. Erst viel später im Gefüge habe ich festgestellt, dass es sich beim Anfang des Buches teils um die Schilderungen der oben erwähnten Attentate geht. Wir nähern uns also recht langsam der eigentlichen Thematik und beobachten zu aller erst die äußersten Randcharaktere. Deren Persönlichkeiten könnten unterschiedlicher nicht sein und sie werden auf ganz verschiedene Arten klein gehalten. Hier merkt man zum ersten Mal den Erfindungreichtum von Laurence Cossé. Sie weiß, wie sie ihren Figuren Leben einhaucht und ihnen eine ganz persönliche Geschichte verleiht. Das verhält sich bei den 'Nebenstatisten' genau so wie bei den großen Hauptrollen.
Auf der Bühne dieses bibliophilen Romans kommt kein Charakter zu kurz.
Irgendwann dürfen wir dann auch die Hauptfiguren Ivan und Francesca kennen lernen sowie den Komissar Heffner. Mit ihm zusammen tauchen wir in die Vergangenheit der Geschäftspartner ein und erfahren, wie es zu all dem kommen konnte. Immer wieder wechselt sich die Gegenwart mit dem Komissar als Erzähler und zahlreichen Flashbacks ab. Dabei lernen wir sämtliche Hauptprotagonisten genau kennen. Evan ist eher der romantische und nachdenkliche Typ Mann, der seine Herzdame versucht von sich zu überzeugen. Im Gegensatz dazu steht Francesca, unterschiedlicher könnte sie gar nicht sein. Sie ist ein richtiges Mannsweib, möchte sich selbst endlich mal verwirklichen und entfalten und Selbstständigkeit fassen können. Die Figuren werden dicht gezeichnet und verweben verschiedene Themen wie die leidenschaftliche Suche nach guter Literatur, die schmerzenden Wendungen der Liebe und das wünschenswerte Konzept der Freundschaft mit kriminalistischen Zügen. Nebenbei ist es nämlich auch wichtig, heraus zu finden, wer für die üble Nachrede und natürlich die Attaken verantwortlich ist. Daher ist dieser Roman nicht so eindeutig einem bestimmten Genre einzuordnen.
>> "Unser Vorhaben ist radikal. Eine Revolution der kulturellen Sitten. Alle Welt ist heute der Meinung, es würden zu viele überflüssige Bücher veröffentlicht. Dieses Phänomen betrachten wir als geistige Umweltverschmutzung, deshalb sagen wir einfach: Es reicht! Hören wir auf, uns unseren Geschmackssinn abstumpfen zu lassen. Sorgen wir für frische Luft. Atmen wir. Wir glauben, wir haben eine gute Chance, Gleichgesinnte zu finden." <<
So Ivans Grundidee zur Buchhandlung "Zum guten Roman".
Eins steht fest, und zwar dass dies eine bezaubernde Geschichte für jeden Büchernarren ist. Cossé schreibt gefühlvoll davon, wie ihre Charaktere zur Liebe zur Literatur gefunden haben und welche besonderen Werke sie dabei lockten. Bei der Reise durch den Roman kann man viele neue Buchtitel entdecken, neue wie alte. Nur leider meist französische, daher waren mir viele gänzlich unbekannt. Für die sehr Interessierten besteht im Anhang eine ausführliche Liste mit sämtlichen genannten Büchern. Der Schreibstil ist hinreißend schön und zwischendurch auch richtig schmalzig, wenn es darum geht, was das gedruckte Wort so in uns bewegen kann. Doch diese Zeilen wirken nicht zu pathetisch, sondern genau richtig für die kleinen Kostbarkeiten, die auch mich jeden Tag aufs Neue rühren und bewegen können!
Trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Hintergrundinformationen und Detailverliebtheit kommen ziemlich lange Strecken auf, an denen ich am liebsten vorüber geblättert hätte.
Insgesamt bleibt es aber ein tolles Buch, denn was wünscht sich eine Leseratte, wie wir es alle sind, mehr als eben solch eine Buchhandlung mit ausschließlich guten Romanen? Ein utopisches Lesevergnügen vom feinsten.

Mein Fazit:
Von der ersten Seite an konnte mich der Roman leider nicht fesseln,
daher nur noch ~ 4 Krümel ~
Jimmy

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