AutorIn: John Boyne
Titel: Der Junge mit dem Herz aus Holz
Band: Einzelband
Verlag: Fischer
Genre: Jugendbuch
ISBN: 978-3-596-85477--6
Erscheinungsjahr: März 2012
Seitenanzahl: 234Altersempehlung: ab 13 Jahren
Kaufpreis: €
Krümelanzahl:
[Zur Rezension von "Der Junge mit dem gestreiften Pyjama" von John Boyne]
Erster Satz:
>> Noah Barleywater ging frühmorgens aus dem Haus, bevor die Sonne aufging, bevor die Hunde erwachten, bevor der Tau aufhörte, die Wiesen zu benetzen. <<
Inhalt:
Der achtjährige Noah läuft fort, um die Welt zu entdecken. Noch hat er nichts erlebt, nichts erreicht und möchte dies ändern, indem er nun, wie die Jungen aus seinen Büchern, spannende Abenteuer bestreitet. Auf seinem Weg streift er durch mysteriöse Dörfer und begegnet kuriosen Menschen und Tieren. Irgendwann trifft er auf einen alten Mann, einen Spielzeugmacher. Dieser führt Noah in sein Reich - aus schiefen Mauern und schrägen Brettern; mit verrenkten Fenstern, hungrigen Uhren und eilenden Türen; mit einem Zauber der Noah an die Geschichte des alten Manns fesselt.Der Junge hört vom abenteuerlichen Leben des Mannes und vertraut im schließlich an, weshalb er von zu Hause weg gelaufen ist. Er möchte gerne bleiben .. aber ob das möglich ist und was aus Noah und dem alten Mann werden soll, wissen sie beide nicht so recht..
Meine Meinung:
Ich habe selten so eine schöne Buchgestaltung bewundern dürfen. Passend zum Titel und Inhalt der Geschichte steht der hölzerne Hintergrund im Kontrast zum dunklen Baum, der sich hinter den gedruckten Worten verbirgt. Diese Art der Zeichnung führt sich so durch die Seiten des Buches fort, dann und wann begegnet einem eine liebevolle Skizze aus derselben Feder. Sie verzaubern einen und haben mich die Phantastereien von John Boyne noch intensiver miterleben lassen.
Die Zeichnungen sind schlicht gehalten und erhält durch ihre geringe Anzahl einen überraschenden Effekt. Ebenso spontan und undurchsichtig sind die Wendungen der Handlung. Boyne springt von einem Abenteuer zum nächsten, während einem die Geschichte keineswegs davon eilt. Noah und der alte Mann bleiben übersichtlich und verständlich. Verständlich in dem, was sie einander erzählen und wie sie in ihren Erinnerungen schwelgen. Die Emotionen, die den Roman steuern, sind uns allen bereits bekannt. Aber Boyne schafft dennoch etwas Neues. Und zwar ändert er die Sichtweise auf viele Dinge. Plötzlich kann bebende Wut Gegenstände bewegen und verrückterweise hält die Liebe einen von seinen liebsten Menschen fern.
Seite 54/55
>> "Du hast das Zeitgefühl verloren, sonst nichts." - "Eine ganze Stunde?""So was gibts. Ich habe mal ein ganzes Jahr verloren - kannst du dir das vorstellen? Ich habe es hier irgendwo abgelegt, und als ich es später holen wollte, konnte ich es nirgends finden. Aber ich habe das Gefühl, eines schönen Tages taucht das Jahr wieder auf, gerade wenn ich es am wenigsten erwarte." <<
Diese fabelhaften Elemente fügen sich zu einem gruselig schönen Roman. Man verlässt die Wirklichkeit und tritt durch die Pforten .. irgendwohin. Man weiß es selbst nicht so ganz genau.
"Der Junge mit dem Herz aus Holz" ist ein Märchen, das es so noch nicht gegeben hat. Die Einflüsse scheinen nach den ersten paar Seiten bereits klar. Man fühlt sich ein wenig in Lewis Carolls erfundenen Traum von "Alice im Wunderland" hineinversetzt und auch an C. S. Lewis erinnert, der mit seinen Ideen Narnia erschuf.
Nichts ist wie es scheint, und doch ist alles ganz genau so, wie man es erlebt.
Und noch eine andere, sehr wichtige und altbekannte Geschichte spielt hier mit ein. Aber deren Zusammenhänge werde ich euch natürlich nicht verraten. Nicht nur inhaltlich fühlte ich mich an diese Bücher erinnert. Auch Boynes Sprache wirkte sehr überlegt. Mir gefiel seine Wortgewandtheit und die altetümlichen Ausdrücke, die ganz hervorragend zu seinem Roman passen.Trotzdem wurde dem Werk hier ein eigenes neues Leben eingehaucht: voll bespickt mit intelligenten Sätzen, tiefgehenden Gefühlen und "ungewöhnlichen" Wendungen. Geühle werden bei Boyne ohnehin groß geschrieben!
Dies überträgt sich natürlich auf die Figuren. Da nur zwei Hauptcharaktere vorhanden sind, gilt ihnen die größte Aufmerksamkeit und umso genauer können Bilder von ihnen gezeichnet und vorgestellt werden. Der achtjährige Noah war mir von Grund auf sympathisch. Er trägt ein Entdecker-Herz in sich und möchte es höher schlagen lassen. Doch für ihn gibt es noch einen Grund auszureißen ... einen schwerwiegenden, den Noah erst nach und nach preis gibt. Seine kindliche Neugier und Gutgläubigkeit lassen diese Geschichte erst wahr werden. Ich glaube fest daran, dass er dem alten Mann genau dies zurück gegeben hat - das Kind in sich. Dieser ist zu Beginn recht verschlossen und geheimnisvoll. Aber um genau sein Leben geht es, denn daraus soll Noah lernen. Und das tut er. Mit ihm habe ich mich an meine eigene Vergangenheit erinnert. Genau das möchte Boyne erreichen. Er will uns nicht nur irgendeine Geschichte präsentieren, ich denke, es soll eine Fabel sein - schließlich lässt man auch in Fabeln Tiere sprechen. Seine Hauptfigur nimmt vieles für sich mit, wird mit besonderen Wertvorstellungen groß und am Ende darf der Leser erfahren, wie es Noah später in seinem Leben ergangen ist. Ein Pluspunkt also allein schon einmal dafür, dass wir nicht ahnungslos bleiben und dazu aufgefordert werden, uns selbst ein passendes Ende auszudenken.
Mit der Lösung des Rätsels zaubert Boyne den perfekten Schluss! Es ist eine Bestätigung und ein wohles Gefühl und beruhigend und wieder einmal zauberhaft!
Ich liebe dieses Buch!
Mein Fazit:
Ein traumhaftes Märchen mit viel Liebe, Weisheit und Charme: ~ 5 Krümel ~
Vielen Dank an den Fischer Verlagfür die freundliche Bereitstellungdieses "ungewöhnliche" Rezensionsexemplars!
Jimmy