AutorIn: Nicole Walter
Titel: Das Leben drehen
Band: Einzelband
Verlag: Droemer Knaur
Genre: Drama
ISBN: 978-3-426-51061-2
Erscheinungsjahr: Febr. 2012
Seitenanzahl: 316
Altersempehlung: ab 16 Jahren
Kaufpreis: 8,99€
Krümelanzahl: 5
Erster Satz:
Auf einmal waren sie da, die ersten Schneeglöckchen.
Inhalt:Marlene steht mitten im Leben. Sie ist verheiratet mit Markus und von Beruf Ärztin. Zwar könnte die Ehe nach einigen Jahren auch ein bisschen aufregender sein, aber ansonsten ist sie zufrieden... Bis sie auf Amelie trifft. Der begegnet sie während der Arbeit im Krankenhaus. Eine schöne, junge Frau mit auffallendem Hut. "Ich bitte Sie um Ihren Mann. Nicht für lange, weil ... ich muss sterben." Plötzlich ist nichts mehr so wie es war. Und für Marlene steht fest: Sie wird der jungen Frau helfen. Nicht nur Markus soll sie bekommen. Sie soll auch leben. Doch je länger Amelie ihr Leben genießt, umso mehr erfährt diese auch über Marlene.. kann sie manipulieren .. und ihr Leben in eine andere Richtung drehen. Meine Meinung:Die Autorin hält sich nicht mit unnötigen Beschreibungen als nette Einleitung auf, sondern kommt sofort zum Augenblick, der in Marlenes gut sortierten Leben alles durcheinander bringt. Im Gegensatz zu Marlene wusste ich ja schon ein wenig, was passieren würde. Aber mit so einem Fortgang der Geschichte hätte auch ich nicht gerechnet. Recht schnell wird man als Leser nicht nur mit der Hauptperson, sondern auch der hübschen Amelie, bekannt gemacht. Beide stehen für sich, haben eine gewisse Ausstrahlung und auch Anziehungskraft. Marlene ist eher der kalte Typ Mensch. Als professionelle Ärztin versucht sie kein Leid an sich heran zu lassen und distanziert sich gerne von allen anderen Menschen. Mit ihrem Drang, möglichst wenig Nähe aufzubauen, muss aber auch ihr sprunghafter Ehemann Markus klar kommen. Ihn kann ich nur schlecht einschätzen. Er ist ein sehr unberrechenbarer Mann, von dem ich im Nachhinein nur wenig halte. Er sucht sich also lieber eine jüngere, spontanere und wärmere Liebhaberin: die flippige Amelie, die alles und jeden zu verzaubern weiß... und so unterschiedlich die Figuren sind, so undurchsichtig geht es auch mit der Handlung weiter. Kaum eine Reaktion lässt sich auch nur im Ansatz erahnen. Gerade wenn man meint, Marlenes Denkmuster durchschaut zu haben, überrascht sie einen mit ungewohnter Offenheit oder zuvor nie dagewesener Einsicht. Immer neue Wendungen können mich von der schier unerschöpflichen Ideenvielfald überzeugen. Und ich bin bewegt... Seite 30
>> Seltsamerweise waren alle alten Menschen auf ihren Jugendfotos irgendwie schön. Vielleicht, weil man sie nicht mehr mit anderen verglich, sondern nur noch mit sich selbst. << Nicole Walter hat mich regelrecht umgehauen mit ihrem sprachlichen Talent. Sie ist schonungslos ehrlich und trifft den Nagel auf den Kopf. Während ich mich noch mit den nachdenklichen Aussagen befasse und die Schriftstellerin für ihre Wortgewandtheit bewundere, setzt sie schon mit dem nächsten nach. Und das ist die psychologische Tiefe ihres Romans!Ich habe wirklich ungewöhnlich lange an diesem Buch gelesen. Ich konnte keine zwei Kapitel nacheinander weg lesen, so sehr hat es mich in Beschlag genommen. Von den Themen fühlte ich mich zwar nicht wirklich angesprochen: soziale Isolation, Betrug, Familienprobleme, Krebs und Rache. Doch umsomehr fühlte ich mit. Zwei Extreme kristallisierten sich bei mir heraus. Zum einen war ich immer wieder wüten und sauer, ja richtig erbost über Marlenes kühle Art, ihr ignorantes Verhalten und auch ihre neutrale Reaktionen. Ich konnte und wollte Marlene nicht verstehen. Andererseits war ich Stolz auf ihre Ausdauer, wollte mehr von ihrer Gelassenheit. Ich stellte mir ganz leibhaftig mich in ihrer Situation vor und hätte fast geheult. Marlenes fiktives Schicksal hat mich so berührt, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ebenso wie sie war ich hin und her gerissen. Ich wollte lachen über meine gewonnene Freiheit und heulen, weil ich niemanden mehr an meiner Seite hatte. Ich hätte die Kraft gehabt, die ganze Welt entzwei zu reißen, damit ich allen zeigen kann, was in mir steckt. Ich war eins mit Marlene. Noch kein Buch hat mich bislang so sehr beeinträchtigt und zum mitleiden gebracht wie "Das Leben drehen". Ich möchte dieses Buch ausdrücklich empfehlen. Es ist kein Jugendbuch, sondern erzählt wirklich die Geschichte verschiedener erwachsener Menschen, die alle ihren Weg im Leben finden, und doch miteinander zu tun haben. Ich sage gleich: Nein, es gibt kein Happy End für Marlene und Markus. Und das ist auch gut so. Vermutlich wäre ich sonst um meinen Verstand gekommen und hätte an dem von Frau Walter gezweifelt. Man rechnet wie gesagt mit keiner der Wendungen, doch am aller wenigsten rechnet man eigentlich mit dem Schluss. Lest es! Denn die Geschichte bewegt euch nicht nur, sie bringt euer Leben neu in Schwung. Trotz der ganzen tragischen und herzzereißenden Gefühle, die man durchlebt, erreicht den Leser noch eine andere, sehr wichtige Botschaft, vielleicht die Kernaussage des ganzen Romans: Das Leben ist lebenswert! Und somit ist "Das Leben drehen" ein lebensbejahendes Drama voller Witz - geht es noch abgebrühter?!Ich bin begeistert! Ich empfehle es jedem gerne. Und ich schaue mit einem tränenden und einem lachendem Auge auf diese allerschönste Geschichte des Jahres 2012 zurück! Mein Fazit:
Bewegend, frustrierend und gleichzeitig lebensbejahend !! ~ 5 Krümel ~
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlagfür die freundliche Bereitstellungdieses tiefsinnigen Rezensionsexemplars!
Jimmy
Titel: Das Leben drehen
Band: Einzelband
Verlag: Droemer Knaur
Genre: Drama
ISBN: 978-3-426-51061-2
Erscheinungsjahr: Febr. 2012
Seitenanzahl: 316
Altersempehlung: ab 16 Jahren
Kaufpreis: 8,99€
Krümelanzahl: 5
Erster Satz:
Auf einmal waren sie da, die ersten Schneeglöckchen.
Inhalt:Marlene steht mitten im Leben. Sie ist verheiratet mit Markus und von Beruf Ärztin. Zwar könnte die Ehe nach einigen Jahren auch ein bisschen aufregender sein, aber ansonsten ist sie zufrieden... Bis sie auf Amelie trifft. Der begegnet sie während der Arbeit im Krankenhaus. Eine schöne, junge Frau mit auffallendem Hut. "Ich bitte Sie um Ihren Mann. Nicht für lange, weil ... ich muss sterben." Plötzlich ist nichts mehr so wie es war. Und für Marlene steht fest: Sie wird der jungen Frau helfen. Nicht nur Markus soll sie bekommen. Sie soll auch leben. Doch je länger Amelie ihr Leben genießt, umso mehr erfährt diese auch über Marlene.. kann sie manipulieren .. und ihr Leben in eine andere Richtung drehen. Meine Meinung:Die Autorin hält sich nicht mit unnötigen Beschreibungen als nette Einleitung auf, sondern kommt sofort zum Augenblick, der in Marlenes gut sortierten Leben alles durcheinander bringt. Im Gegensatz zu Marlene wusste ich ja schon ein wenig, was passieren würde. Aber mit so einem Fortgang der Geschichte hätte auch ich nicht gerechnet. Recht schnell wird man als Leser nicht nur mit der Hauptperson, sondern auch der hübschen Amelie, bekannt gemacht. Beide stehen für sich, haben eine gewisse Ausstrahlung und auch Anziehungskraft. Marlene ist eher der kalte Typ Mensch. Als professionelle Ärztin versucht sie kein Leid an sich heran zu lassen und distanziert sich gerne von allen anderen Menschen. Mit ihrem Drang, möglichst wenig Nähe aufzubauen, muss aber auch ihr sprunghafter Ehemann Markus klar kommen. Ihn kann ich nur schlecht einschätzen. Er ist ein sehr unberrechenbarer Mann, von dem ich im Nachhinein nur wenig halte. Er sucht sich also lieber eine jüngere, spontanere und wärmere Liebhaberin: die flippige Amelie, die alles und jeden zu verzaubern weiß... und so unterschiedlich die Figuren sind, so undurchsichtig geht es auch mit der Handlung weiter. Kaum eine Reaktion lässt sich auch nur im Ansatz erahnen. Gerade wenn man meint, Marlenes Denkmuster durchschaut zu haben, überrascht sie einen mit ungewohnter Offenheit oder zuvor nie dagewesener Einsicht. Immer neue Wendungen können mich von der schier unerschöpflichen Ideenvielfald überzeugen. Und ich bin bewegt... Seite 30
>> Seltsamerweise waren alle alten Menschen auf ihren Jugendfotos irgendwie schön. Vielleicht, weil man sie nicht mehr mit anderen verglich, sondern nur noch mit sich selbst. << Nicole Walter hat mich regelrecht umgehauen mit ihrem sprachlichen Talent. Sie ist schonungslos ehrlich und trifft den Nagel auf den Kopf. Während ich mich noch mit den nachdenklichen Aussagen befasse und die Schriftstellerin für ihre Wortgewandtheit bewundere, setzt sie schon mit dem nächsten nach. Und das ist die psychologische Tiefe ihres Romans!Ich habe wirklich ungewöhnlich lange an diesem Buch gelesen. Ich konnte keine zwei Kapitel nacheinander weg lesen, so sehr hat es mich in Beschlag genommen. Von den Themen fühlte ich mich zwar nicht wirklich angesprochen: soziale Isolation, Betrug, Familienprobleme, Krebs und Rache. Doch umsomehr fühlte ich mit. Zwei Extreme kristallisierten sich bei mir heraus. Zum einen war ich immer wieder wüten und sauer, ja richtig erbost über Marlenes kühle Art, ihr ignorantes Verhalten und auch ihre neutrale Reaktionen. Ich konnte und wollte Marlene nicht verstehen. Andererseits war ich Stolz auf ihre Ausdauer, wollte mehr von ihrer Gelassenheit. Ich stellte mir ganz leibhaftig mich in ihrer Situation vor und hätte fast geheult. Marlenes fiktives Schicksal hat mich so berührt, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ebenso wie sie war ich hin und her gerissen. Ich wollte lachen über meine gewonnene Freiheit und heulen, weil ich niemanden mehr an meiner Seite hatte. Ich hätte die Kraft gehabt, die ganze Welt entzwei zu reißen, damit ich allen zeigen kann, was in mir steckt. Ich war eins mit Marlene. Noch kein Buch hat mich bislang so sehr beeinträchtigt und zum mitleiden gebracht wie "Das Leben drehen". Ich möchte dieses Buch ausdrücklich empfehlen. Es ist kein Jugendbuch, sondern erzählt wirklich die Geschichte verschiedener erwachsener Menschen, die alle ihren Weg im Leben finden, und doch miteinander zu tun haben. Ich sage gleich: Nein, es gibt kein Happy End für Marlene und Markus. Und das ist auch gut so. Vermutlich wäre ich sonst um meinen Verstand gekommen und hätte an dem von Frau Walter gezweifelt. Man rechnet wie gesagt mit keiner der Wendungen, doch am aller wenigsten rechnet man eigentlich mit dem Schluss. Lest es! Denn die Geschichte bewegt euch nicht nur, sie bringt euer Leben neu in Schwung. Trotz der ganzen tragischen und herzzereißenden Gefühle, die man durchlebt, erreicht den Leser noch eine andere, sehr wichtige Botschaft, vielleicht die Kernaussage des ganzen Romans: Das Leben ist lebenswert! Und somit ist "Das Leben drehen" ein lebensbejahendes Drama voller Witz - geht es noch abgebrühter?!Ich bin begeistert! Ich empfehle es jedem gerne. Und ich schaue mit einem tränenden und einem lachendem Auge auf diese allerschönste Geschichte des Jahres 2012 zurück! Mein Fazit:
Bewegend, frustrierend und gleichzeitig lebensbejahend !! ~ 5 Krümel ~
Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlagfür die freundliche Bereitstellungdieses tiefsinnigen Rezensionsexemplars!
Jimmy