Rezi: 2084 - Noras Welt

Rezi: 2084 - Noras WeltAutorIn: Jostein Gaarder
Titel: 2084 Noras Welt
Band: Einzelband, HC
Verlag: Hanser
Genre: Jugendbuch
ISBN: 978-3-44624312-5
Erscheinungsjahr: Sept. 2013
Seitenanzahl: 188
Altersempfehlung: ab 16
Kaufpreis: 14,99€
Krümelanzahl:3
Erster Satz:
Solange Nora denken konnte, waren die Familien aus dem Dorf zu Silvester mit dem Schlitten zu den Almhütten hinaufgefahren.
Inhalt:„Rund um ihren 16. Geburtstag macht sich Nora Gedanken darüber, wie die Welt im Jahr 2084 aussehen wird, wenn wir so weitermachen wie bisher. Nora ist klug: Sie kennt sich aus mir Klimawandel und Artensterben. Nora hat Fantasie: Sie stellt sich vor, wie sie von ihrer Urenkelin dereinst gefragt wird, was sie gegen die Zerstörung des Planeten Erde unternommen hat. Nora ist tatkräftig: Mit ihrem Freund Jonas gründet sie eine Initiative zur Bewahrung der Natur.Und da ist noch etwas: der geheimnisvolle rote Rubinring, den Nora an ihrem 16. Geburtstag erbt. Er soll uralt sein, und es heißt, er könne Wünsche erfüllen. Ob das auch für so große Wünsche gitl, wie Nora sie für die Welt im Jahr 2084 hat? Das wäre ein Wunder – aber vielleicht braucht die Erde auch das.“

Meine Meinung:Gekonnt wird die Assoziation zur bekannten Dystopie von George Orwell „1984“ auf dem Cover in Szene gesetzt. Jeder der den erschütternden Roman gelesen hat, erinnert sich bei dem Anblick der Jahreszahl 2084 unweigerlich daran. Mit diesen Gedanken spielt Jostein Gaarder. Um den Effekt zu vergrößern, oder vielleicht auch, weil er seinen Lesern dieses Hintergrundwissen nicht zutraut, lässt er seine Darstellerin Nora das Buch erwähnen und auch selbst lesen. Spätestens da dürfte dem einen oder anderen ein Licht aufgehen. Auch dies wird metaphorisch mit dem Design angedeutet. Ansonsten ist es freundlich und einladend gestaltet und dient natürlich durch den Untertitel „Noras Welt“ als Wegweiser für alle Freunde von „Sophies Welt“. Die deutsche Variante empfinde ich übrigens als viel ansprechender als das Original, welches düster und überladen wirkt. Bereits beim ersten Anblick des Buches werden mit vielen Ideen gespielt, die jedoch nur ein ausgewähltes Publikum erreichen. Darauf deutet auch der Klappentext hin, der bereits Themen wie die Zerstörung der Erde und die Bewahrung der Natur aufgreift (s.o). Ich glaube, man hätte ihn glücklicher, sprich spannender formulieren können. Aber wir wissen ja alle, dass das längst nicht mehr in der Macht der Autoren liegt. Und damit komme ich auch schon zum Mittelpunkt meiner Rezension: Jostein Gaarder. Mit Begeisterung hatte ich damals sein philosophisches Meisterwerk gelesen. Aber bei der lieben Nora hatte ich das Gefühl, würde er sich schwer tun. 200 Seiten sind in der Tat nicht viel. Eine große Geschichte können auf so knapp bemessenen Seiten nur wenige Schriftsteller erzählen. Doch ich hätte Herrn Gaarder dieses Kunststück zugetraut. Und das obwohl die Erderwärmung ein so wichtiges Thema ist. Vielleicht war es gerade deswegen auch gut, es kurz zufassen. Schließlich wollen die meisten Jugendlichen nette Liebesgeschichte oder spannende Abenteuerromane verschlingen. Stattdessen muss man sich hier dem erhobenen Zeigefinger eines Lehrers stellen. An anderer Stelle hat Jostein Gaarder bereits gezeigt, dass er auch mit viel Verständnis erklären und begreiflich machen kann. Und auf diese Weise regt er zum Nachdenken an. Aber Nora scheint bereits alles zu wissen mit ihren süßen 16. Das gibt dem Leser, der eventuell nicht so aufgeklärt ist, einen weiteren Dämpfer. Zudem widmen sich auch meist ältere Jugendliche den Dramen wie Klimawandel, Treibhausgase oder Artensterben. (Daraus ergibt sich meine persönliche Altersempfehlung.) Die Methode, mit der hier also versucht wurde, Wissen zu vermitteln, kann ich nicht gut heißen. Kein zahlender Kunde möchte sich hinterher auch noch anhören, dass er sich mal bloß vorher hätte informieren sollen. Statt einer intelligenten und mitreißenden Geschichte ist „2084“ eine intelligente und belehrende Lektüre geworden.
„...und es ist ja auch keine Ansichtssache mehr. Was es mit dem Klimawandel auf sich hat, kann man wissen, oder man bleibt eben lieber dumm.“(S. 21)
Wahrscheinlich ist dem Autor dieses Unglück schon selbst aufgefallen. So machte das wundersame Geheimnis um den Rubinring ein eher phantastisches Element aus. Hier kommt man ins Staunen und brennt tatsächlich zum ersten Mal auf spannende Antworten. Woher kommt der Ring? Was hat es mit ihm auf sich? Wieso kann er Wunder schaffen? Und verwirklicht er tatsächlich Noras Wünsche? Wir reisen also in einen futuristischen Traum und sehen, wie es im Jahre 2084 da draußen aussieht. Anschaulich wird beschrieben, was alles fehlt. Aber mir sticht viel markanter ins Auge, was an fortgeschrittener Technik von Gaarder weggelassen wurde. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass in 50 Jahren immer noch Smartphones oder ähnliche Geräte mit Apps benutzt werden. Sicher gibt es auch cyberspacige Geräte, die nicht mehr wie herkömmliche Flachbildschirme aussehen. Das scheint in diesem Buch keine Rolle zu spielen. Die Aufgabe, mahnend zu erläutern, welche Tierrassen aussterben, scheint wichtiger, als der jugendlichen Zielgruppe das Thema mit Spaß und Spannung nahe zubringen. Denn in letzterem Fall hätte man sich der Gestaltung der Welt von 2084 mehr widmen müssen.Ich wünsche mir das nächste Mal wieder eine ausgereiftere Geschichte, die auch gerne dickeren Umfangs sein darf. Die Ansätze, die ich erkennen konnte, gefielen mir insgesamt sehr gut und sind ausbaufähig, aber eben leider nicht überzeugend.

Mein Fazit:Eine grandiose Idee, die leider viel zu dünn und wenig begeisternd umgesetzt wurde. Ich hatte mir mehr erhofft und bin mir sicher, dass Jostein Gaarder es auch um Längen besser hätte schreiben können. Daher leider nur ~ 3 Krümel ~ obwohl mich die Motivation hinter dem Buch, bewegen konnte.
Jimmy

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