[Rezension]Wie viel Leben passt in eine Tüte?

[Rezension]Wie viel Leben passt in eine Tüte?

Erscheinungstermin:

22. August 2012

Autorin:

Donna Freitas

Verlag:

Gabriel

Preis:

18,95 € (gebundene Ausgabe)

Seiten:

400

ISBN:

978-3-522-30312-5

Originaltitel:

The Survival Kit (Hardcover)

Reiheninfo:

Einzelband
 
 

Bewertung

[Rezension]Wie viel Leben passt in eine Tüte?

Inhalt

Rose‘ Mutter ist an Krebs gestorben. Am Tag der Beerdigung findet Rose im Schrank ihrer Mutter eine Papiertüte, die an sie adressiert ist. Es ist eines der berühmten Survival Kits, die Rose‘ Mutter schon an so viele Menschen verschenkt hatte. Hingerissen zwischen Freude über das Survival Kit und tiefer Trauer beschließt Rose die Tüte noch nicht zu öffnen. Es ist noch zu früh für sie.
Auch nach drei Monaten bestimmt die Trauer über den Tod ihrer Mutter Rose‘ Leben. Doch nun geht die Schule wieder los und damit auch die Verpflichtungen, denen sie als Freundin des Quarterbacks nachzugehen hat. Doch so viel hat sich nach dem Tod ihrer Mutter verändert…Rose erträgt es nicht, von ihrem Freund Chris berührt zu werden, ihr Vater ist ein einziges Wrack und Rose muss nun die Pflichten im Haushalt der Familie übernehmen.
Eines Tages beschließt Rose, dass es Zeit ist, das Survival Kit ihrer Mutter zu öffnen und langsam zurück ins Leben zu finden.

Meinung

Dieses Buch ist bereits auf meinem Wunschzettel gelandet, als ich es zum ersten Mal in der Programmvorschau des Verlags entdeckt habe. Der außergewöhnliche Buchtitel hat mich sofort neugierig gemacht und die Themen Sterben, Tod und Trauer reizen mich in letzter Zeit sehr oft, weil ich mir dadurch eine gleichzeitig emotionale, aber auch entwicklungsfreudige Geschichte erhoffe. Nach dem Lesen kann ich sagen, dass ‘Wie viel Leben passt in eine Tüte?’ eine sehr ergreifende Geschichte erzählt, die stets traurig stimmt, doch genauso gibt es im Laufe der Handlung viele Hoffnungselemente. Dieses Zusammenspiel, die vielen Hochs und Tiefs sind auf eine eigene und besondere Art sehr fesselnd und haben mich das Buch an einem Nachmittag verschlingen lassen.

Ein ganz besonderes Extra in ‘Wie viel Leben passt in eine Tüte?’ sind die einzelnen Kapitelanfänge. Der Leser wird am Anfang eines jeden Abschnitts mit dem Namen einer Band und eines bestimmten Liedes in die folgende Handlung eingestimmt. Hier hat die Autorin Donna Freitas sich etwas sehr besonderes einfallen lassen, um die Vorlieben der Protagonistin einzigartig zu verdeutlichen. Denn Musik spielt in Rose’ Leben eine ganz besondere Rolle. So habe ich mich als Leser der Geschichte und vor allem der Protagonistin noch viel näher gefühlt und die gesamte Handlung wirkte auf mich noch weitaus eindringlicher. Im Bezug auf die Liedauswahl ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei; The Fray, Weezer und Mariah Carrey sind nur wenige Beispiele.

Besonders ergreifend wird natürlich in ‘Wie viel Leben passt in eine Tüte?’ der Trauerprozess von Rose dargestellt. Innerhalb dieses Handlungsstrangs gibt es viele Elemente, die mich persönlich auch sehr traurig gestimmt haben. Viel wichtiger ist aber, dass Donna Freitas durch viele kleine Komponenten den Leser an der Trauer der Protagonistin teilhaben lässt und nicht nur die Gefühle von Rose beschreibt.
Angefangen direkt im ersten Kapitel, wo der Leser die Gelegenheit erhält, Rose’ verstorbene Mutter kennenzulernen. Kleine Einschübe über den Charakter und das Wesen von Ellie folgen im gesamten Buch. So lernt man auch als Leser, als außenstehende Person das Familienoberhaupt der Madisons sehr gut kennen. Als Leser weiß man nun ganz genau, was der Verlust für Rose bedeutet, warum ihre Trauer so unendlich groß ist und nicht so schnell verschwinden kann. Viel wichtiger ist aber, dass man Ellie auch lieben lernt und die Gefühle von Rose sehr gut nachempfinden kann.
Ohne Frage wird in diesem fabelhaften Buch auch der Trauerprozess von Rose sehr gut und vor allem authentisch dargestellt. ‘Wie viel Leben passt in eine Tüte?’ wird aus der Sicht von Rose erzählt. So kann man auf direktem Wege an dem veränderten Leben der Protagonistin teilnehmen und darüber hinaus in jeder Situation erfahren, was sich in der Gefühlswelt von Rose zuträgt. Je besser man die Protagonistin kennenlernt, je mehr sie den Leser an ihren Gefühlen und Gedanken teilhaben lässt, desto intensiver gestaltet sich auch der Handlungsverlauf.

‘Wie viel Leben passt in eine Tüte?’ behandelt aber nicht nur das Thema Trauer und Tod. Zwar stehen diese beiden Aspekte sicher immer Mittelpunkt, doch nehmen sie dabei auch Bezug auf Elemente wie Familie, Schule, Freundschaft und die große Liebe. So kann man als Leser erfahren, was für Auswirkungen ein tragischer Todesfall für eine gesamte Familie hat. Man kann hautnah miterleben, wie eine Familie stärker zusammenwächst, wie andere Familienmitglieder versuchen die Trauer um einen geliebten Menschen zu verarbeiten. Genauso wird eindringlich davon berichtet, wie Freunde und Schulkameraden versuchen, die trauernde Protagonistin zu unterstützen, ihr Halt zu geben. All das wird von Rose auf eine sehr gefühlvolle und nachdrückliche Weise erzählt. Ein weiteres wichtiges Thema ist natürlich die Liebe. Eng damit verbunden ist das für mich einzigartigste Element des gesamten Buchs, nämlich das Survival Kit. Mit Spannung habe ich mit verfolgt, wie Rose immer weiter die Tiefen und Inhalte ihres persönlichen Survival Kits ergründet, wie die einzelnen geheimnisvollen Gegenstände, die Ellie extra für ihre Tochter ausgewählt hat, das Leben der Protagonistin beeinflussen.

Sicher ist die Handlung an sich schon ergreifend und emotional genug. Doch Donna Freitas’ Schreibstil trägt noch weiter dazu bei, dass die Geschichte ununterbrochen einen gefühlsbetonten Touch erhält. Rose beschreibt ihre Gefühle durch viele Vergleiche, die bisweilen sogar poetische Züge annehmen und schlicht etwas ganz Besonderes sind.

Fazit

In ‘Wie viel Leben passt in eine Tüte?’ stimmt einfach alles. Angefangen bei den vielen Figuren, die allesamt liebenswert sind, bis hin zu der tollen Handlung hat mich das Buch völlig überzeugen können. Ich habe mit Rose mitgelitten, habe sie während ihres authentischen Trauerprozesses begleiten und damit bis ins kleinste Detail kennenlernen dürfen. Traurige Momente haben mich berührt, Szenen der Freundschaft und Liebe haben mich glücklich gemacht. Hinter diesem Buch verbirgt sich eine wirklich wunderbare Geschichte, die Fans des Jugendbuchgenres nicht verpassen sollten.

Weitere Bücher der Autorinenglisch

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Über die Autorin

Donna Freitas wurde in Rhode Island geboren, studierte Spanisch und Philosophie und hat einen Doktortitel in Theologie. Neben ihrer Tätigkeit als Professorin an der Boston University veröffentlichte sie mehrere Sachbücher zum Thema Jugend und Religion und schreibt für bekannte Zeitungen und Magazine, darunter das Wall Street Journal, die Washington Post und Newsweek. „Wie viel Leben passt in eine Tüte?“ ist ihr erster Jugendroman in deutscher Übersetzung. (Quelle)

Leseprobe

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