Lisa Williamson / 384 Seiten / Übersetzung: Angelika Eisold Viebig / Paperback / Verlag: Fischer Kinder- und Jugendtaschenbuch / OT: The Art of Being Normal / auch erhältlich bei: Bücher.de
Die Autorin…
Lisa Williamson wurde 1980 in Nottingham, England, geboren. Während ihres Schauspielstudiums hielt sie sich mit Bürojobs über Wasser. Und wenn der Chef gerade nicht hinsah, feilte sie an ihren literarischen Werken. Lisa Williamson lebt mit ihrem Freund Matt im Norden Londons.
Das Buch…
Es ist Davids vierzehnter Geburtstag und als er die Kerzen ausbläst, ist sein sehnlichster Wunsch … ein Mädchen zu sein. Das seinen Eltern zu beichten, steht auf seiner To-do-Liste für den Sommer – gaaaanz unten.
Bisher wissen nur seine Freunde Essie und Felix Bescheid, die bedingungslos zu ihm halten und mit denen er jede Peinlichkeit weglachen kann. Aber wird David jemals als Mädchen leben können? Und warum fasziniert ihn der geheimnisvolle Neue in der Schule so sehr?
Mein Resumé…
Geschichten wie die von Lisa Williamson sind im Jugendbuch und All-Age Bereich noch recht neu auf dem deutschen Markt vertreten. Das Transsexuelle seit letztem Jahr mehr Aufmerksamkeit bekommen, kann man sicher zum Einen auf die Serie TRANSPARENT zurückführen, die vor allem in Amerika großen Anklang erhalten hat. Viele sehen derzeit die Möglichkeit, die Allgemeinheit endlich empfänglicher dafür zu machen, was Transsexuelle eigentlich täglich miterleben müssen. Das ihr Lebensstil keine Verkleidungsshow ist, sondern für sie tief herrührt. Es bedarf noch große Aufklärungsarbeit. So ist es natürlich sehr wichtig, der Jugend dafür ein Verständnis zu vermitteln. Und ich finde es klasse, dass sich ein deutscher Verlag mit Lisa Williamsons Buch dafür offen zeigt.
Das Verständnis konnte die Autorin in ihrem Debüt auch absolut überbringen. Sie transport die Gefühlswelt von David, der sich schon von kleinauf als Mädchen fühlt, sehr gut. Die Naivität und wie er seine Situation manchmal selbst betrachtet, hat schon an meinem Herzen gezogen. Man merkt dabei, wie jung er noch ist und wie allein er sich oft damit fühlt. Obwohl nur seine zwei besten Freunde davon wissen, haftet an David das Freak-Image. Er wird nicht verstanden und daher böse gemobbt, was mich sehr mitnahm.
Leo, der unheimlich in sich gekehrt ist und über den man nur sehr langsam mehr erfährt, ist interessant. Und dabei möchte ich es eigentlich belassen, denn sonst würde ich mich vielleicht verplappern.
Die Autorin schildert aus der Wechselperspektive von David und Leo. Mit Voranschreiten der Handlung, wird der Fokus immer weniger auf David gerichtet. Das verwirrte und störte mich, denn ich wollte ebenso viel über ihn als auch über Leo wissen. Beide Figuren sind charakteristisch sehr verschieden und trotzdem führen ihre Wege sie immer wieder zueinander.
Ich habee mir zudem manchmal gewünscht, ein wenig mehr über die Familien von Leo und David zu erfahren. Insbesondere das Verhältnis zwischen Leo und seiner Mutter interessierte mich.
Davids zwei beste Freunde verdienen auch eine Erwähnung. Junge Menschen brauchen jemanden, der sie so nimmt wie sie sind. Essie und Felix kennen Davids großes Geheimnis, sie akzeptieren es und sind immer füreinander da. Für mich waren die beiden absolute Ninjas.
Das Buch wird für Leser, die sich noch nicht näher mit dem Thema befasst haben, sehr interessant sein. Vor allem die junge Zielgruppe wird hier sicher mal ein ganz anderes Buch lesen. In mir persönlich blieb beim Lesen aber stets das Gefühl, mehr zu wollen, mehr zu erfahren. Da ich aber selbst vorab schon mehr darüber wusste, ist das nur eine persönliche Meinung.
Tacheles…
Lisa Williamson Debüt sollte hervorstechen, denn nicht viele Autoren im Jugendbuch haben sich bisher mit der Thematik Transgender befasst. Gewisse Aspekte wurden mir von der Autorin manchmal etwas zu stereotypisch behandelt. Bei Lesern, die sich bisher überhaupt nicht damit beschäftigt haben, wird es aber sicherlich strahlen. Insgesamt betrachtet ist ZUSAMMEN WERDEN WIR LEUCHTEN ein unterhaltendes zauberhaftes Jugendbuch über Freundschaft, Toleranz und den Mut zu haben zu sich selbst zu stehen, egal in welchem Körper man sich Zuhause fühlt.