Nach der erfolgreichen Méto-Trilogie ist nun der Auftakt einer neuen Jugendbuch-Reihe von Autor Yves Grevet erschienen, mit dem Titel “NOX – Unten”.
NOX ist eine Wolke, welche die Stadt zweiteilt. Die Oberstadt lebt im Licht, deren Bewohner sind reich und genießen alle Privilegien. Die Bewohner der Unterstadt dagegen leben im Dunkeln, im Schmutz und in Armut. Schon von Geburt an wird ihnen beigebracht, möglichst flach zu atmen, um die giftigen Abgase von NOX nicht einzuatmen und damit die Lebenserwartungen zu steigern. Jedes bisschen Licht und Energie muss von jedem selbst erzeugt werden.
Lucen und Gerges leben unten und sind seit ihrer Kindheit miteinander befreundet. Doch deren Eltern wird diese Freundschaft zunehmend ein Dorn im Auge, da sich beide Familien politisch engagieren – jede auf der jeweils gegnerischen Seite. Ludmilla dagegen genießt ihr Leben oben, bis sie von ihrem Kindermädchen von den wahren Verhältnissen unten erfährt und beginnt, ihrem Vater zu misstrauen.
Drei Jugendliche, drei Erzählperspektiven, zwei Welten. Während Ludmillas Geschichte sich anfangs noch gut abhebt, da man als Leser von ihr vom Leben in der Oberstadt erfährt, so ergänzen sich dafür die Erzählungen von Gerges und Lucen. Da sie beide gut befreundet sind, erfährt man manche Erlebnisse aus beiden Sichten, vieles aber auch darüber, was innerhalb deren Familienhäusern geschieht.
Die relativ oft wechselnden Erzählperspektiven sorgen sicherlich dafür, dass immer wieder ein neuer Schwung in die Handlung kommt. Ansonsten empfand ich die gesamte Geschichte leider eher ereignislos. Natürlich passiert zwar immer wieder etwas, was die Welt der drei Jugendlichen erschüttert und womit man auch als Leser konfrontiert wird. Allerdings steuert die Handlung auf keinen speziellen Höhepunkt zu. Während dem ersten Drittel habe ich mich gefragt, was bald wohl geschehen wird und habe auf eine gewisse Steigerung gewartet – die dann aber leider ausblieb.
Überhaupt sind der Schreibstil und die Sprache sehr nüchtern und einfach gehalten, auch die Sätze sind recht kurz, genauso wie die Kapitel. Dadurch lässt sich das Buch zwar recht schnell durchlesen, allerdings führte dies zumindest bei mir auch dazu, dass ich mich durchgehend gelangweilt habe – insbesondere in Verbindung mit der fehlenden Spannung.
Gut gefallen hat mir dafür die Idee hinter dieser dystopischen Welt, die mir durchaus realistisch erschien. Und trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieser einfachen Sätze und Beschreibungen, konnte man sich die Welt ober- und unterhalb von NOX sehr gut bildlich vorstellen. Das Leben der drei Jugendlichen, insbesondere das von Lucen und Gerges ist alles andere als leicht, eher düster, anstrengend und deprimierend. Diese Stimmung übertrug sich beim Lesen auch auf mich, was durchaus als positiv bewertet werden kann.
Yves Grevet stellt uns in “NOX – Unten” eine neue, recht realistische aber sehr düstere dystopische Welt vor, die uns aus der Sicht von drei Jugendlichen mit unterschiedlichen Problemen beschrieben wird. Leider fehlte es mir an Spannung und besonderen Höhepunkten, aber da dies ein Reihenauftakt ist, bleibt noch die Hoffnung, dass es im zweiten Band interessanter wird. Für Fans von realistischen, nicht zu übertriebenen Jugenddystopien auf jeden Fall empfehlenswert, auch wenn mich selbst der Autor noch nicht ganz überzeugen konnte.