Rezension: Wolfsblut - Jack London

Rezension: Wolfsblut - Jack London

Meine Bewertung ★★★★


SHORT FACTS

Titel: Wolfsblut
Autor: Jack LondonErsterscheinung: 1906Seiten: ca. 239

  

Ein Plädoyer für das Tier

Jack London beschreibt in seinem Abenteuerklassiker „Wolfsblut“ das Leben und die Entwicklung eines Wolfes im ausklingenden 19. Jahrhundert in Nordamerika, wie er sich vom wilden Tier zum treuen Gefährten eines Menschen entwickelt.


Im ersten Teil der Geschichte lernt der Leser die Natur des Wolfes und die gegenseitige Bedrohung von Wolf und Mensch kennen. Heinrich und Bill wandern durch die grauenhafte Eislandschaft in die nächste Stadt und werden von einem Rudel Wölfe verfolgt, die in den beiden Männern und ihren Schlittenhunden die einzige Überlebensgrundlage sehen.

Hier beschreibt Jack London die Unerbittlichkeit der Natur, den Überlebensdrang des wilden Tieres und das Ausgeliefertsein des Menschen, der hingegen auch nur um sein Überleben kämpft.

Im weiteren Verlauf der Geschichte steht Wolfsblut - oder White Fang wie er im Original genannt wird - im Vordergrund. Ein wildes Tier, dass in einer Höhle das Licht der Welt erblickt, sich im wohligen Schoß der Wolfsmutter erstmals keck nach draußen wagt und schon zu Beginn den Kampf gegen Hunger und andere Wildtiere zu bestehen hat.

So grausam Wolfsbluts erste Erlebnisse scheinen mögen, so glücklich sind sie im Nachhinein betrachtet, denn als der junge Wolf und die Mutter in ein Indianerdorf kommen, zeigt sich schnell, wie erbarmungslos das Leben durch die Hand des Menschen erst recht sein kann.

Wolfsbluts Geschichte wird aus der Tierperspektive erzählt. Hier neigt der Autor zu einer starken Vermenschlichung, trotzdem ist diese Sichtweise meiner Ansicht nach gut gelungen, weil sie einem das gewissenlose menschliche Handeln vor Augen führt und dadurch auf mich besonders faszinierend wirkt.

Zudem zeigt der Autor auf, dass es ein böses Tier an sich nicht geben kann. Er beschreibt die charakterliche Entwicklung des Wolfes, der sich ohne Liebe und Zuneigung zu einem furchteinflössenden Tier entwickelt und dem letztendlich doch noch durch viel Geduld, Respekt und Herzenswärme zu einem angenehmeren und gerechterem Leben verholfen wird.

Einiger Logikfehler ungeachtet, ist „Wolfsblut“ für mich ein herausragender Abenteuerklassiker, eine Geschichte, die mir manchmal die Tränen in die Augen trieb und ein Plädoyer des Autors, Natur und Tiere zu respektieren und ihnen im täglichen Leben mit der angemessenen Achtung zu begegnen.


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