[Rezension] Wendy Wunder – “Das Glück wächst nicht auf Bäumen”

[Rezension] Wendy Wunder – “Das Glück wächst nicht auf Bäumen”

“Das Glück wächst nicht auf Bäumen” – alleine dieser Titel hat mich sofort auf den neuesten Jugendroman von Wendy Wunder neugierig gemacht.

Hannah und Zoe sind beste Freundinnen. Dabei sind sie eigentlich so verschieden. Hannah ist schüchtern, vorsichtig, hält sich gerne an Regeln, lernt gern. Zoe dagegen ist voller Energie, impulsiv, kann nicht stillsitzen, möchte alles Mögliche entdecken und ausprobieren. Doch für die Menschen, die sie liebt, würde sie alles tun. So kümmert sie sich hingebungsvoll um ihren jüngeren Bruder, Noah, der Asperger hat.

Was Hannah und Zoe aber immer verdrängen: Zoe ist krank. Und als eines Tages die Krankheit, über die man nicht spricht, wieder einmal ihre Anzeichen zeigt, flüchten die beiden Freundinnen – raus aus New Jersey, die Welt entdecken. Mit nur einem Koffer voller Münzen und dem LeMans machen sie sich auf den Weg gen Westen.

»Woher sollen die Erinnerungen kommen, wenn man nicht den Mut und die Frechheit besitzt, sie sich selbst zu erschaffen?« – Seite 144

Ich muss zugeben, die ersten hundert Seiten konnten mich noch nicht so recht überzeugen. Die Handlung war wenig interessant und zog sich stellenweise sogar in die Länge. Doch mit dem Beginn von Hannas und Zoes Roadtrip nahm die Handlung rasant an Fahrt auf – wortwörtlich. Hier entdeckt man erst die vielen Unterschiede zwischen den Freundinnen. Zoes Krankheit – eine bipolare Störung – führt dazu, dass die Handlung eine Spur Verrücktheit (im positiven Sinne!) abbekommt.

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Mit jedem weiteren Haltepunkt auf ihrem Roadtrip wuchsen mir die beiden Charaktere mehr und mehr ans Herz, bis ich sie am Ende gar nicht mehr gehen lassen wollte. Während das Verhalten von Zoe hauptsächlich von ihrer Krankheit geprägt ist, entwickelt sich Hannah im Laufe der Handlung weiter. Ist sie anfangs ein introvertiertes Mädchen, so lernt sie von ihrer besten Freundin mutiger zu werden, mehr zu wagen, aus sich herauszugehen. Die krassen Unterschiede zwischen den beiden sind es, die diese Geschichte so interessant machen. Sie zeigen zwei völlig unterschiedliche Jugendliche und dass durchaus beide Seiten ihre positiven als auch negative Eigenschaften besitzen.

Eine weitere große Rolle spielen allerdings auch die Eltern der beiden. Und auch hier stehen deren Verhaltensweisen im völligen Gegensatz zu den Eigenschaften ihrer Kinder. So merkt man, dass Hannah das Gegenteil ihrer Eltern zu sein scheint und vielleicht deswegen so ist, wie sie ist, weil sie aus den Fehlern ihrer Mutter, die sich kaum um sie kümmert, und ihrem Vater, welcher seine Finger nicht vom Alkohol lassen kann, gelernt hat. Zoes Mutter hingegen sorgt sich umso mehr um ihre Tochter. Am Ende ist im Verhalten beider Elternpaare eine Weiterentwicklung zu beobachten.

Dieser Roman lebt von den Verschiedenheiten seiner Charaktere und erzählt eine berührende Geschichte über wahre Freundschaft, das Erwachsenwerden, den Mut zum Loslassen und die Freude am Leben. Für mich ist diese Geschichte genauso, wie eine Geschichte für Jugendliche sein sollte. Unheimlich lesenswert und bis auf den etwas langatmigeren Anfang wirklich perfekt. Absolute Leseempfehlung!

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