Ui, ui, ui. Ihr ahnt es womöglich: Für mich als waschechter Freund der Weihnachtszeit ein, wie heißt es so schön, gefundenes Fressen. Eine Geschichte, der es gelingt, die Augen nicht vor dem "wahren Gesicht" der Festtage zu verschließen und dabei aber auch keineswegs den Zauber dieser funkelnden und von klingelnden Glöckchen begleiteten Zeit zu nehmen.
Ein Dankeschön an Sandra Pulletz für die freundliche Anfrage, ob ich denn Lust hätte, ihren neusten Streich zu lesen!
Cover: Sandra Pulletz
Chaotische Weihnachtsharmonie
In der Familie Padderborn soll das Weihnachtsfest in diesem Jahr besonders perfekt werden. Dieses hohe Ziel hat sich Nadine gesteckt. Vom Weihnachtsschmuck über das Festessen bis hin zu den Geschenken soll einfach alles stimmen. Allerdings hat die ambitionierte Köchin und Planerin da die Rechnung ohne ihre reizende Familie, allen voran ihrer stets mokierenden Mutter, gemacht. Die guten Vorzeichen für besinnliche Feiertage geraten daher rasch in arge Bedrängnis. Kein Wunder also, dass ihr mit immer näher rückender Bescherung ganz mulmig wird...
Weihnachten mit den Padderborns von Sandra Pulletz zeichnet das aufgeweckte Porträt einer Familie nach, bei der die Festtage anstelle von Lametta mit reichlich glitzerndem Pannenpotenzial geschmückt zu sein scheinen.
Voller weihnachtlicher Vorfreude, ein wenig schräg und irgendwie doch vollkommen normal kommt Familie Padderborn daher. Der Wunsch, ein paar harmonische und einfach nur gemütliche Feiertage zu verleben, dürfte uns allen nicht fremd sein. Doch meist ist das mit der Besinnlichkeit so eine Sache. Eine Erkenntnis, welche die Autorin auch ihren lebhaften Figuren zugesteht. Damit zaubert sie eine quirlige Weihnachtsgeschichte, die ohne lange Umschweife ein Weihnachten am Abgrund des Familienwahnsinns kreiert. Ein verhunzter Weihnachtsbaum, Geschenkverfehlungen, Notarzteinsatz
— und als ob das noch nicht genug wäre, muss plötzlich auch die am Herd alles andere als versierte Bettina den Kochlöffel in die Hand nehmen, weil Nadine ausfällt. Halleluja! Ihren Figuren verleiht Sandra Pulletz einen sympathisch "normalen" Anstrich. Sie wirken weder gezwungen noch unnahbar. Sie haben vielmehr eine "Wie du und ich"-Ausstrahlung. Und, seien wir ehrlich, wenngleich niemand wirklich gern eine ewig krittelnde Mutter Padderborn an der Festtagstafel zu sitzen haben mag, ist sie ein markanter Charakter, ohne den die Geschichte (und vermutlich auch das Leben) einfach unvollständig wäre.Übrigens: Als köstliches Schmankerl gewährt die Autorin obendrein am Ende ihrer Novelle noch besondere Einblicke in die Küche der Padderborns. Denn wir Leser werden mittels einer Reihe von Rezeptideen zum Nachkreieren der in der Geschichte kredenzten Leckereien animiert. An die Pfannen, fertig, los!Locker-flockig wie eine Kokosmakrone. In der Summe eine kleine, aber feine Geschichte, die mit einem verschmitzten Augenzwinkern des Weihnachtsmanns unterstreicht, dass manchmal auch schon das perfekte Weihnachtschaos glücklich macht. Das fröhliche Fest ohne weitere Zwischenfälle verschieben wir einfach aufs nächste Jahr... oder aufs übernächste.F★ZIT: Festlich. Heiter. Unverfälscht.