[Rezension] Was andere Menschen Liebe nennen

[Rezension] Was andere Menschen Liebe nennen

Autoren: Andrea Cremer & David Levithan
Verlag:
cbt
Seitenzahl:
416 Seiten
Genre:
Jugendroman

Ich tauchte in die Worte der anderen Menschen ein, belauschte ihre Gespräche im Park, webte mir aus den losen Fäden meines Lebens, die ich in der Hand hielt, meine eigene Gegenwart. Baute mir mein eigenes kleines Nest für die Zukunft.
Nach einer Weile hörte ich auf, mich nach dem Warum zu fragen.

- S. 13


Inhalt in einem Satz:

Stephen fristet ein einsames Dasein in einer New Yorker Wohnanlage, denn von Geburt an ist er für all seine Mitmenschen unsichtbar - doch dann zieht nebenan die junge Elizabeth ein, und für Stephen besteht erstmals Grund zur Hoffnung.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich schaue ihn an und denke, wie unfair es ist, dass ein so schönes Gesicht für den Rest der Welt verborgen bleibt. 
Alles, was ich will, ist ihn berühren und ihm sagen, wie großartig es ist, ihn zu sehen. Und ihm versprechen, dass ich die Gabe, ihn sehen zu können, nie als etwas Selbstverständliches auffassen werde.

- S. 135


Meine Meinung:

Geistergeschichten in Liebesromanen für Jugendliche reizen mich immer wieder, denn das Thema wird oftmals sehr berührend umgesetzt, und so hat Was andere Menschen Liebe nennen natürlich sofort mein Interesse geweckt. :)

Wir erleben diese Geschichte abwechselnd aus Sicht von Stephen und Elizabeth - denn sie scheint die Einzige zu sein, die Stephen überhaupt sehen kann, und dadurch entsteht sofort eine besondere Bindung zwischen den beiden. Dennoch gestalten sich das Kennenlernen und der gemeinsame Pärchen-Alltag natürlich schwierig, und so möchte Stephen verzweifelt herausfinden, was eigentlich mit ihm los ist und ob sein Problem vielleicht sogar behoben werden kann. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, und das junge Paar muss feststellen, dass für sie weitaus größere Gefahr besteht als erwartet.

Viel mehr möchte ich zur Story an sich noch gar nicht verraten, denn die kreative Art, wie die Geisterproblematik hier umgesetzt ist, macht für mich diesen Roman aus und ist sein großer Pluspunkt. Denn ich muss leider sagen, dass es im Gegenzug auch einige Aspekte gab, die mich beim Lesen gestört haben. Aber dazu später mehr.

Die Story begann sehr angenehm und lockerleicht, wie man es von David Levithan gewohnt ist. Auch dass hier eine weitere Autorin - Andrea Cremer - mit am Werk war, fiel mir nicht unangenehm auf, sondern der Schreibstil der beiden schien perfekt zu harmonieren. Ich fand es spannend, mitzuverfolgen, wie sich die Protagonisten gemeinsam mit ein paar sehr sympathischen Helfern auf die Suche nach einer Antwort auf Stephens Fragen machten. Insgesamt war die Story unterhaltsam und zeitweise sehr spannend geschrieben.

New York als Kulisse hat mir ebenfalls gut gefallen, insbesondere die Ausflüge der beiden in den Central Park und auf das Dach ihres Hochhauses. Für mich hatte die Atmosphäre und die ganze Geisterthematik etwas Herbstliches, und ich kann euch besonders empfehlen, in dieser Jahreszeit zu dem Buch zu greifen - auch wenn es gar nicht zwangsläufig im Herbst spielt und theoretisch auch zu jeder anderen Zeit gelesen werden kann. :)

Kommen wir nun aber direkt zu den Problemen, die ich mit Was andere Menschen Liebe nennen hatte. Zunächst wäre da die Liebesgeschichte, die auf mich sehr unauthentisch wirkte. Denn sie nimmt insgesamt nur einen winzigen Teil der Handlung ein und wird direkt am Anfang sehr schnell abgehandelt, was für mich ein großer Störfaktor war.

Ich hätte mir deutlich mehr Emotionen gewünscht, als sie hier in ganz wenigen Passagen vorkamen. Das ist allerdings ein Punkt, der mir bei David Levithans Büchern immer wieder auffällt - eventuell durch seine männliche Sichtweise? Wer sich hier also wie ich eine berührende Liebesgeschichte verspricht, wird leider enttäuscht werden, denn diese spielt so gut wie keine Rolle.

Allgemein muss ich sagen, dass mich etwas am Schreibstil des Buches sehr seltsam vorkam. Irgendwie fehlte mir die klare Linie oder die Logik in der Handlung der Charaktere. Es ist schwer zu beschreiben, deshalb hier ein kleines Beispiel. (Keine Angst, es stellt keinen wirklich wesentlichen Spoiler dar. Falls ihr da aber lieber vorsichtig seid, einfach den nächsten Abschnitt überspringen.)

Elizabeth, Stephen und Freunde der beiden werden gemeinsam in einem Kellerraum eingesperrt, sodass sie in einer wichtigen Situation nicht eingreifen können. Im ersten Moment sind sie sauer darüber, dann beginnen sie jedoch, zu plaudern - und vergessen für eine Weile völlig, was sie eigentlich dringend vorhatten und dass sie gerade eingesperrt sind. Solche und ähnliche Situationen traten immer wieder auf und ließen mich mit vielen großen Fragezeichen zurück.

Durch dieses unlogische Verhalten konnte ich keine allzu enge Bindung zu den Charakteren aufbauen, was schade war, denn besonders Stephen war eigentlich ein sehr netter Protagonist. Seine Kapitel habe ich deutlich lieber gelesen als Elizabeths, die sich oftmals sehr stur und bockig verhielt. Die Nebencharaktere waren widerum deutlich sympathischer, und auch viel interessanter ausgearbeitet als die zickige Elizabeth.

Irgendetwas an David Levithans Stil kam mir also auch hier wieder sehr speziell vor, was aber teilweise auch gerade die Besonderheit seiner Werke ausmacht. Auch das eher ungewöhnliche Ende, das die Leser hier erwartet und bei dem ich mich nicht entscheiden konnte, ob ich es gut oder schlecht fand, erforderte von den Autoren definitiv Mut. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der spezielle Schreibstil vielen von euch besser gefallen könnte als mir. Ich bleibe mit gemischten Gefühlen zurück. ;)

Ich bin eine große Anhängerin der Idee, dass ich selbst über mein eigenes Leben bestimme. Aber ich kann vor der Unwahrscheinlichkeit der Umstände, die Stephen und mich zusammengeführt haben, nicht die Augen verschließen.
Und jetzt, wo ich hier bin und wo ich ihn habe, will ich auch weiter daran glauben, dass Unmögliches möglich sein kann.
Ich bin bereit für Wunder.

- S. 158


Mein Fazit

Eine schöne Geistergeschichte für alle, die David Levithans Stil gerne mögen. Ich kam damit nicht ganz so gut klar, denn mir fehlte es an Gefühl und oftmals auch an Logik. Sehr unterhaltsam und ungewöhnlich war dieser Jugendroman aber allemal - auch im positiven Sinne.

Bewertung: 📖 📖 📖 (3/5)

Herzlichen Dank an das Bloggerportal und an den cbj-Verlag für das Rezensionsexemplar!


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