[Rezension] This Is Not A Love Story (Holly Bourne)

Holly Bourne: This Is Not A Love Story 

[Rezension] This Is Not A Love Story (Holly Bourne)
Warnhinweis? Drohung? Offensichtlicher Widerspruch und damit Stilmittel? Vielleicht auch von allem etwas?

Ich jedenfalls finde die Wahl für den deutschen Titel zu Holly Bournes Erstlingswerk, This Is Not A Love Story, äußerst clever. Denn — Überraschung! — selbstverständlich handelt es sich bei dem Buch um eine Liebesgeschichte. Um eine überaus gefühlsbetonte sogar. Allerdings ebenfalls um eine, die dank ein, zwei feiner Besonderheiten in ihrem Genre eine eigene kleine Nische zu besetzen weiß.

Ein herzliches Dankeschön vor allem an Katha von Textverliebt. für die Bekanntmachung mit Penny (die Marmite und Bananenmilch ebenso mag wie ich) und Noah (dessen Musikerdasein allein schon für Sympathiepunkte sorgt)! 
~ Rezension ~

Ein Blick, der alles in den Schatten stellt.

Penny ist in ihrem Freundeskreis für ihren perfektionierten Zynismus bekannt. Sie verkörpert auch nicht gerade das, was einen Teenager in ihrem Alter ausmacht, sodass selbst ihre Freundinnen eine liebe Not mit ihr haben. 

Als die vier Mädchen eines Abends dann ein Konzert besuchen und Penny inmitten der Menge zusammenbricht, bahnt sich eine Entwicklung an, die zu einer unberechenbar bedrohlichen Spirale unbändiger Gefühle werden soll. Denn, ob sie es nun wahrhaben möchte oder nicht, Pennys Gedanken drehen sich fortan nur noch um Noah, den heiß begehrten Gitarristen dieser Band mit dem wohl schrecklichsten Namen der Musikgeschichte. Mit aller Macht versucht sich Penny gegen das Unvermeidbare zu wehren. Schließlich gibt es die wahre Liebe im echten Leben nicht! Und schon gar nicht auf den ersten Blick! Oder vielleicht doch? Und wenn ja, um welchen Preis?

Mit ihrem Debüt, This Is Not A Love Story, schafft Holly Bourne ein Stück Jugendlektüre, dessen Gesamtpaket sich durch eine leuchtende Mischung aus elektrifizierenden Emotionen und brennender Brisanz auszeichnet


Die als magnetisch beschriebene Wirkung der beiden Hauptcharaktere aufeinander wird, wie ich es empfunden habe, nicht nur durch schicksalsbehaftete Gegebenheiten heraufbeschworen, sondern vor allem auch durch ihre konträren Persönlichkeiten unterstrichen. Auf diese Weise wirken Penny und Noah tatsächlich wie die Pole zweier Magnete, die einander ergänzen. Auf der einen Seite Penny, deren rationale und bisweilen überaus sarkastische Schale nicht leicht zu knacken ist. Auf der anderen Seite Noah, dessen gepflegtes Bad-Boy-Image ein einfühlsames Inneres ideal kaschiert. Ein Duo, das polarisiert.

Ich mag Ironie und Sarkasmus mehr als nur ein bisschen, musste jedoch beim ausgereizten Zynismus, den die Autorin Penny zugesteht, gelegentlich schlucken. Eine Unnahbarkeit, die sich glücklicherweise im Verlaufe des Buches und besonders dank des Miteinanders von Penny und Noah legte. Im Umkehrschluss gelingt es Holly Bourne demzufolge, dem Wachsen ihrer Protagonistin eine angenehme Portion an Authentizität zu verleihen.


Der ausgefeilte dramaturgische Spannungsbogen, der kreiert wird, entfaltet sich auf zwei Ebenen. Einerseits auf der zwischenmenschlichen. Andererseits auf der einer höheren Macht. Ein dynamisches Geflecht, das dafür sorgt, dass sowohl das fluffige Rosarot als auch das eisig Abgeklärte entsprechend mitklingen. Das bewusste Spiel mit Klischees und das skeptische Beleuchten dieser durch die Charaktere selbst ist eine Nuance, die mich darüber hinaus rundum einfing. 

Ebenso sind die verschiedensten mehr oder minder philosophischen Grundgedanken, welche das Sein oder Nichtsein von Liebe betrachten, eine Kernkomponente dieses Romans. Intermezzi, denen Holly Bourne einen Hauch von harscher Gefühlskälte beigemischt hat, die als Gegenspieler gut fungieren und die mich unwillkürlich an ein wenig Science Fiction im weiteren Sinne erinnert haben. 

Eine Atmosphäre, die zwar ohne Zweifel nach dem obligatorischen Mehr verlangt, andererseits jedoch nicht weniger auf das Unausweichliche zusteuert, bestimmt mit Nachdruck den Fortlauf der Kapitel. Dabei jongliert die Autorin mit Herz- und Kopfentscheidungen, die letzten Endes einen klirrenden Showdown im soliden Was-wäre-wenn-Szenario andeuten.

In der Summe ein Jugendbuch, dessen bittere Süße intensiver wohl kaum schmecken könnte. In einem Augenblick ungläubig realisierte nüchterne Wirklichkeit, einen Stromschlag später bereits Funken sprühende Realität  — oder eben umgekehrt


FZIT: Brachial. Knisternd. Einnehmend.

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